Drei Bundesländer Razzia gegen mutmaßliche Menschenschleuser

07. Dezember 2022, 20:51 Uhr

Sie sollen mehrere Hundert Geflüchtete aus Syrien nach Deutschland eingeschleust und damit viel Geld umgesetzt haben. Nun ist die Bundespolizei gegen Tatverdächtige in zwei Bundesländern und in Berlin vorgegangen.

Am frühen Mittwochmorgen haben Beamte der Bundespolizei Halle 14 Objekte in Berlin, in brandenburgischen Forst, in Cottbus und in Siegen in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Bei den Razzien ging es um die Bekämpfung der gewerbs- und bandenmäßigen Schleusungskriminalität.

Wie die Bundespolizei am Mittwochmittag mitteilte, wurden bei den Durchsuchungen zwei Tatverdächtige in Forst und zwei in Berlin festgenommen. Bei den Festgenommenen handelt es sich demnach um zwei syrische sowie zwei irakische Staatsangehörige im Alter von 25 bis 45 Jahren. Bei ihnen soll es sich um die mutmaßlichen Hauptorganisatoren der Schleusungen handeln. Nach zwei Personen wird laut Bundespolizei gefahndet.

Bei der Razzia waren nach Polizeiangaben insgesamt 375 Beamte im Einsatz. Gesucht wurde demnach vor allem nach Beweismitteln und Hinweise auf weitere Täter. Gefunden wurden bei den Durchsuchungen Mobiltelefone, Datenträger und 5.000 Euro Bargeld. Die Beweismittel sollen nun ausgewertet werden.

Die Razzia fand parallel zu Durchsuchungen der Polizei bei mutmaßlichen Reichsbürgern statt. Dabei waren am Mittwoch mehrere tausend Beamte im Einsatz.

Fluchtroute über Belarus nach Deutschland

Nach MDR-Recherchen soll der Kern der mutmaßlichen Bande aus mindestens sechs Menschen syrischer und irakischer Herkunft bestehen. Ermittler vermuten aber, dass um sie herum ein größeres Netzwerk agierte. Die Gruppe operierte wohl aus Deutschland und steht im Verdacht, Menschen aus Syrien über Belarus und Polen nach Deutschland geschleust zu haben.

Diese Fluchtroute führt unter anderem vom Nahen Osten über Dubai in die belarussische Hauptstadt Minsk. Von dort geht es weiter zu den Wäldern an der Grenze zu Polen, dann meist quer durch das Land und schließlich nach Deutschland. Oft stecken Schleuserbanden dahinter, die vom Leid der Menschen profitieren.

Als Polen die Sicherheitsmaßnahmen an der Grenze zu Belarus verstärkte, sollen die Beschuldigten auf die Balkanroute ausgewichen sein. Die Ermittler, die mehrere Monate an dem Fall gearbeitet haben, gehen davon aus, dass die Bande pro eingeschleuster Person zwischen 3.500 und 10.000 Euro verdiente. Die Bundespolizei soll um die 60 Fälle mit rund 300 Geschleusten nachweisen können.

Staatsanwaltschaft Görlitz geht seit Längerem gegen Schleuser vor

Die Staatsanwaltschaft Görlitz, die die Ermittlungen führt, beschäftigt sich seit Längerem mit Schleusungskriminalität. Unter anderem hatte ein Fall aus der Nähe von Görlitz bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Dort hatte die Polizei im Herbst 2021 einen Iraker tot in einem Transporter gefunden.

"Den Schleusern ist das Leben des einzelnen Geschleusten völlig egal", sagt Andreas Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, Bezirk Bundespolizei und Zoll, dem MDR. Schleusungskriminalität, so Roßkopf, sei ein "hochprofessionelles und hochkriminelles Geschäft" mit "mafiösen Strukturen", das sich auch deswegen schwer bekämpfen lasse, weil die Hintermänner gar nicht in Deutschland sitzen würden. 

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Dezember 2022 | 07:00 Uhr

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