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recapWas der Energiesparplan für unseren Alltag bedeutet

02. September 2022, 17:59 Uhr

Seit dem 1. September soll kräftig Energie gespart werden. Und zwar bundesweit. Grund ist die neue Energiesparverordnung der Bundesregierung. Die sorgt dafür, dass es in den kommenden Wochen dunkler und kälter wird. In Büros darf zum Beispiel nicht mehr auf über 19 Grad geheizt werden. Öffentliche Gebäude und Denkmäler werden nachts nicht mehr angestrahlt. Bei recap fragen wir deshalb: Wird es in Städten dadurch unsicherer? Und was bewirken die Sparvorgaben?

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Zehn Regeln umfasst die neue "Kurzfrist-Energie-Versorgungs-Sicherungs-Maßnahmen-Verordnung". Ja, die heißt wirklich so. Und da kommen einige Änderungen auf uns zu. In öffentlichen Gebäuden sollen Bereiche wie Foyers und Flure im Winter gar nicht beheizt werden. In Büros wird die Temperatur auf 19 Grad runtergeschraubt. Bei Jobs mit körperlicher Tätigkeit darf es sogar noch kälter werden. Es gibt aber auch Ausnahmen: etwa für Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Kitas.

Weniger Beleuchtung in Städten, mehr Freiheiten zuhause

Es wird auch dunkler. Öffentliche Gebäude und Denkmäler werden nicht mehr angestrahlt. Und Werbetafeln bleiben zwischen 22 Uhr und 16 Uhr ausgeschaltet - außer an Orten wie Haltestellen oder Bahnhöfen. Straßenlaternen dagegen bleiben an.

In den eigenen vier Wänden gilt vor allem eine Regel: Die Mindesttemperatur in Mieträumen wurde aufgehoben. Heißt: Wer Energie sparen und damit deutlich weniger heizen möchte, darf das tun. Solange sich kein Schimmel bildet. Wer weiter so viel heizen und Strom verbrauchen will wie vorher: auch okay.

Ist der Heimweg noch sicher?

Kritik gibt es vor allem mit Blick auf die Sicherheit in den Städten. Sorgen die Maßnahmen jetzt für dunklere Heimwege und mehr Gefahrensituationen? Daniel vom Verein Heimwegtelefon rechnet nicht damit, dass nun mehr Menschen anrufen. Trotzdem sorge weniger Licht bei vielen für ein mulmiges Gefühl. "Leute sagen: Ich rufe an, weil ich gerade auf einem Weg bin, der sehr schlecht beleuchtet ist." Viele Personen würden auch einen längeren Weg in Kauf nehmen, wenn der besser beleuchtet sei, so Daniel.

Eine Untersuchung aus Belgien hat gezeigt, dass weniger Straßenbeleuchtung nicht automatisch zu einer höheren Kriminalitätsrate führt. Hier kann also erstmal Entwarnung gegeben werden.

Auch die Bevölkerung ist gefragt

Bundeswirtschaftsminister Habeck will mit der neuen Verordnung Gas einsparen. Vor allem, um sich aus der Abhängigkeit von Russland zu befreien. Bis zum Frühjahr soll der Verbrauch um 20 Prozent sinken. Das neue Maßnahmenpaket bringe laut Habeck aber nur zwei Prozent Einsparpotenzial.

Selbst wenn die Regeln vor allem den öffentlichen Raum betreffen, ist auch die Bevölkerung zum Sparen aufgerufen. Mit Blick auf die Preiserhöhungen bei Strom- und Gasanbietern macht das auch Sinn.

Mit Deckel kochen spart zwei Drittel der Energie beim Kochen.

Saidi Sulilatu, Finanztip

Energie sparen lässt sich bereits mit einfachen Mitteln. Saidi Sulilatu vom Portal Finanztip gibt deshalb ein paar Tipps: "Von der Energiemenge her, also den Kilowattstunden, ist der mit Abstand größte Posten: Das Heizen. Dann die Heizung nicht mit Möbeln vollstellen und vielleicht ab und zu mal putzen. Stoßlüften statt Fenster die ganze Zeit gekippt zu haben. Mit Deckel kochen, auch das spart erstaunlicherweise zwei Drittel der Energie beim Kochen." Des Weiteren sei es sinnvoll, bei der Beleuchtung auf LED zu setzen und die Wäsche lieber an der Luft, statt im Trockner zu trocknen.

Müssen wir dauerhaft sparsam sein?

Die Energiesparverordnung gilt bis Ende Februar 2023. Dass die Energiekrise und die damit steigenden Kosten dann aber überwunden sind, ist noch nicht abzusehen, sagt Energieexpertin Claudia Kemfert vom DIW Berlin.

Sie sieht eine Lösung nur in der Umstellung auf Erneuerbare Energieträger: "Hätten wir heute noch mehr Ökostrom im System, würden die Preise ja gar nicht so stark ansteigen. Und wenn wir zukünftig hoffentlich mehr Öko-Energien nutzen, dann dürften auch solche Preisexplosionen ausbleiben beziehungsweise könnten die Preise perspektivisch wieder sinken."

Mit mehr Öko-Energien können die Preise perspektivisch wieder sinken.

Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung

Um Verbraucherinnen und Verbraucher kurzfristig zu entlasten, wird in diesem Monat die Energiepauschale von 300 Euro brutto ausgezahlt. Außerdem ist bereits ein weiteres Entlastungspaket im Gespräch, das im September auf den Weg gebracht werden soll.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | recap – bei Youtube | 02. September 2022 | 17:00 Uhr