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Viele Arbeitnehmende sind dauergestresst und erschöpft. Muss das so sein? Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

recapArbeit nervt! Warum sich unsere Arbeitszeit ändern muss

10. März 2023, 17:23 Uhr

Neue Arbeitsmodelle, wie die Vier-Tage-Woche werden längst nicht nur von der "Gen Z" oder "Generation Z" gefordert. Neue Studien zeigen: Der Willen zur sinnvollen Arbeitszeitverkürzung zieht sich mittlerweile durch alle Generationen. Und Unternehmen müssen reagieren, einerseits, um attraktiver zu werden für neue Arbeitskräfte, und um Mitarbeiter im Unternehmen zu halten.

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Die Vier-Tage-Woche funktioniert! Das hat eine großangelegte Studie in Großbritannien erst kürzlich gezeigt. 61 Unternehmen hatten den Schritt zu einem anderen Arbeitszeitmodell gewagt. Ein halbes Jahr lang galt für alle Mitarbeiter, vier Tage arbeiten und für fünf bezahlt werden. Die Ergebnisse überzeugten fast alle Arbeitgeber so sehr, dass sie dabeiblieben.

Die Mitarbeiter waren produktiver, die Krankheitstage und Kündigungen gingen zurück und die Angestellten fühlten sich weniger gestresst. Neben einem besseren Betriebsklima mit gut gelaunten Mitarbeitern, war aus Unternehmersicht aber vor allem eins ausschlaggebend: Der Umsatz blieb gleich oder konnte sogar gesteigert werden.

Arbeitsforscher in Deutschland sind da skeptisch. Enzo Weber von der Universität Regensburg schätzt die wirtschaftliche Mehrbelastung für Unternehmen als zu hoch ein. Weber sagt, "bei gleichem Geld würde das eine Stundenlohnerhöhung von 25 Prozent bedeuten, für die dann noch geleisteten Stunden. Das können die meisten Betriebe einfach nicht tragen."

Das können die meisten Betriebe einfach nicht tragen.

Enzo Weber | Wirtschaftswissenschaftler

Auch Arbeitspsychologen sehen bei dem Modell die Gefahr, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einem höheren Druck ausgesetzt fühlen, in weniger Zeit die gleiche Arbeit bewältigen zu müssen.

Vier-Tage-Woche als Chance?

Aber genau darum geht es bei diesem neuen Arbeitszeitmodell nicht. Für die erfolgreiche Einführung einer Vier-Tage-Woche sind Veränderungen im gesamten Unternehmen nötig. Es geht darum, Arbeitsprozesse zu analysieren und effizienter zu gestalten. Das sagt auch Philipp Frey, Arbeitsforscher am Karlsruher Institut für Technologie. Er sagt, wenn man überlegt, die Arbeitszeit auf vier Tage zu reduzieren, sollten sich Arbeitgeber mit ihren Mitarbeitern zusammensetzen und diesen Prozess gemeinsam gestalten: "Was ist der beste Weg dorthin und wie arbeitet man cleverer und nicht einfach nur schneller."

Wenn ich einfach mehr entlohnt werde für weniger Arbeitszeit dann heißt es auch, dass meine Arbeit einfach stärker wertgeschätzt wird.

Karoline Schubert | Arbeitspsychologin

Um produktiv zu sein und zu bleiben, sollten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Wertschätzung erfahren. Die Arbeitspsychologin Karoline Schubert von der Universität Leipzig sieht darin auch eine Stärke der Vier-Tage-Woche. "Wenn ich einfach mehr entlohnt werde für weniger Arbeitszeit dann heißt es auch, dass meine Arbeit einfach stärker wertgeschätzt wird", sagt Weber, "finanziell und dass ich dadurch motivierter bin."

Auch der Chef der deutschen Arbeitgeberverbände Steffen Kampeter forderte vor Kurzem eine Debatte darüber, warum es sich lohnt zu arbeiten. Für ihn ist klar: Wir brauchen wieder mehr Bock auf Arbeit.

Arbeitskräftemangel wird zum Problem

Darin sind sich sicherlich alle einig, denn in deutschen Unternehmen sind zurzeit zwei Millionen Stellen unbesetzt. Ändert sich nichts, könnten bis 2035 sogar sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen. Verstärkt wird die Situation durch die immer größere Anzahl an Menschen, die von einem Burn-out betroffen sind. Die Zahl derjenigen, die durch eine hohe Arbeitsbelastung körperlich und geistig so erschöpft sind, dass sie nicht mehr arbeiten können, steigt seit Jahren.

Um für Fachkräfte attraktiver zu werden, setzen immer mehr Unternehmen – auch in Deutschland – auf kürzere Arbeitszeiten, seien es nun acht Stunden an vier Tagen oder sechs Stunden an fünf.


Viele Unternehmen berichten, dass sie fünf Mal so viele Bewerbungen bekommen.

Philipp Frey, Arbeitsforscher

Und das mit Erfolg, bestätigt auch Arbeitsforscher Philipp Frey: "Viele Unternehmen berichten, dass sie fünfmal so viele Bewerbungen bekommen wie davor, vor allem aber, dass sich die Anzahl von Kündigungen zum Vergleichszeitraum halbiert, also deutlich weniger Leute gehen."

Neue recap-Folge

Wie also bekommen wir wieder mehr Lust auf Arbeit? Kann das Modell der Vier-Tage-Woche Abhilfe schaffen? Und haben wir uns mehr Freizeit verdient, weil wir in derselben Zeit immer mehr schaffen müssen? Das fragen wir uns in dieser recap-Folge. Viel Spaß!  

Dieses Thema im Programm:recap bei youtube | 10. März 2023 | 17:00 Uhr

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