Immer öfter sind Reservierungen in Restaurants zeitlich begrenzt. Bildrechte: imago/Karlheinz Pawlik

Gastronomie Restaurant-Reservierung immer öfter mit Zeitfenster

31. Mai 2023, 05:00 Uhr

Dass man heutzutage besser reservieren sollte, um einen Tisch in einem beliebten Restaurant oder Café zu bekommen, ist nichts Neues. Ungewöhnlich ist jedoch, dass einige Gastronomen neuerdings auch gleich noch die Zeit vorgeben, die man maximal dort verbringen darf. Was steckt dahinter?

von Linda Schildbach, MDR AKTUELL

• In Halle kommt es immer öfter vor, dass Reservierungen in Restaurants zeitlich begrenzt sind.
• Der Hotel- und Gaststättenverband Sachsen begründet Zeitfenster mit Kostendruck.
• Einen Anspruch auf einen längeren Café- oder Restaurant-Besuch hat man als Gast nicht.

Auch nach dem Pfingstwochenende sind in Halle die Terrassen zur Mittagszeit gut gefüllt. Reservieren muss man jetzt noch nicht unbedingt, um einen Platz zu bekommen. Doch abends könne sich das schnell ändern, erzählt eine Hallenserin. Sie geht regelmäßig Essen: "Wenn man so nach 17, 18 Uhr bestellt, einen Tisch, dann wird schon gesagt: 'Haben Sie vor, länger als eine Stunde oder anderthalb zu bleiben? Dann müssten wir das vorab wissen'. Und das finde ich schwierig, weil das kann ich vorab nicht abschätzen. Gerade wenn man sich mit Freunden oder der Familie trifft, da kann das auch eine Stunde mal überschreiten."

Zeitdruck auch bei zwei Stunden

Aber auch ein zweistündiges Zeitfenster für ein Abendessen kann zu Komplikationen führen, wie eine andere Hallenserin am Frauentag erfahren musste: "Da kam das Essen erst nach einer Stunde. An Nachtisch war damit gar nicht mehr zu denken und wir haben uns dann ein anderes Lokal gesucht, um ohne Zeitdruck den Abend ausklingen zu lassen."

Sie finde es schade, dass manche Restaurants eher auf die Effizienz schauen und weniger den Gast im Blick haben.

Dehoga nennt gestiegene Kosten als Grund

Etwas Anderes bleibe ihnen angesichts des Kostendrucks aber kaum übrig, meint dagegen Axel Klein, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Sachsen: "Das heißt, dass wir natürlich gestiegene Personalkosten haben, gestiegene Rohstoffpreise und Energiepreise – und da wird der Druck auf den Unternehmer immer größer, auch wirtschaftlich zu denken, wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen - und das ist die Auswirkung, die wir jetzt haben, dass er auch gucken muss: Wird Umsatz gemacht in der Zeit in der der Gast da ist oder nicht?" Deshalb würden auch nicht nur beliebte Restaurants  und Cafés in Großstädten oder Touri-Zentren Reservierungen zeitlich begrenzen, sondern auch Gaststätten auf dem Land.

Aber verliert man damit nicht ein wichtiges Stück Gemütlichkeit? Axel Klein erwidert: "Auch Gemütlichkeit muss ja bezahlt werden. Und letztendlich muss der Gastwirt ja auch Personal bezahlen, Wareneinsatz bezahlen." Der Dehoga-Manager meint: Das ist so der Druck, der immer größer ist, auch in der Zeit Umsatz zu machen. Und deswegen muss man schauen, ob man das effizient gestaltet. Das kann man machen. Und letztendlich ist das eine unternehmerische Entscheidung."

Verständnis bei Hallensern - aber mit Grenzen

In Halle zeigen so manche Befragte Verständnis. "Ja auf jeden Fall, wenn man dann auch sieht, dass Leute gar nichts mehr bestellen und einfach nur da sitzen, kann ich mich auch da reinfühlen. Aber als Gast ist es natürlich blöd, wenn man weggescheucht wird." Eine weitere Frau sagt, dass es immer auf den Abend ankomme. "Dann ist man am Ende traurig, dass man losgehen muss." Ein Hallenser findet es in bestimmten Gastronomien okay. "Also wenn es eher niedrigpreisig ist, wenn sie es versuchen auf die Weise, finde ich es okay. Wenn es hochpreisig ist, würde ich es nicht akzeptieren.“

Gastronomen haben Hausrecht

Einen Anspruch auf einen längeren Café- oder Restaurant-Besuch hat man als Gast übrigens nicht. Ob zwei, eine oder gar eine halbe Stunde, die Gastronomen können das Zeitfenster einer Reservierung begrenzen wie sie wollen. Simone Bueb von der zuständigen Verbraucherzentrale erklärt: "Die Gastronomen dürfen das tatsächlich. Weil, sie können ihr Hausrecht ausüben oder auch Regeln machen bevor Sie ins Café oder Restaurant gehen. Die müssen Sie ja nicht akzeptieren und können sich dann gegebenenfalls ein anderes Restaurant aussuchen, das diese Timeslots nicht hat.“

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