Hans Magnus Enzensberger
Hans Magnus Enzensberger wurde 93 Jahre alt. Bildrechte: IMAGO / Rüdiger Wölk

Literatur Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger gestorben

25. November 2022, 14:42 Uhr

Hans Magnus Enzensberger galt als einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller und Intellektuellen. Nun ist er im Alter von 93 Jahren in München gestorben. Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigte sein "überwältigendes Lebenswerk" und seine "kritischen Reflexionen".

Der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger ist tot. Wie der Suhrkamp Verlag in Berlin und der Carl Hanser Verlag mitteilten, starb Enzensberger am Donnerstag in München. Er wurde 93 Jahre alt. Der Hanser Verlag würdigte Enzensberger als unabhängigen Denker und einen der renommiertesten deutschen Schriftsteller.

Mit ihm verlieren wir einen unabhängigen Denker, eine streitbare Stimme und einen der renommiertesten Schriftsteller der deutschen Literatur seit 1945.

Carl Hanser Verlag

Kulturstaatsministerin Claudia Roth bezeichnete Enzensberger als "einen der vielseitigsten und bedeutendsten deutschen Intellektuellen". Er hinterlasse "ein überwältigendes Lebenswerk, das zahlreiche Gedichte und Essays umfasst, aber auch Kinderbücher, Dramen, Fachbeiträge über Mathematik und politische Statements". Roth betonte weiter: "Mit seinen Versen und kritischen Reflexionen begleitete er die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, deren Gründung auf den Trümmern eines zerstörten Landes er als Zwanzigjähriger miterlebte."

Prägender Autor der bundesdeutschen Nachkriegsliteratur

Enzensberger machte sich als Lyriker, Essayist, Biograph, Herausgeber und Übersetzer einen Namen. Neben Günter Grass, Martin Walser, Uwe Johnson und Heinrich Böll war er einer der prägenden Autoren der bundesdeutschen Nachkriegsliteratur. Bereits 1963 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet, der als der renommierteste Literaturpreis im deutschen Sprachraum gilt. 1965 war er Mitgründer der Kulturzeitschrift "Kursbuch". Enzensberger engagierte sich in den 1960er-Jahren auch in der Studentenbewegung.

Auch Autor von Kinder- und Jugendbüchern

Enzensberger probierte vieles aus: Er war Verlagslektor bei Suhrkamp in Frankfurt, verbrachte einige Zeit im sozialistischen Kuba, lebte in Norwegen, Italien, Mexiko, den USA und West-Berlin und kam schließlich 1979 nach München. Enzensberger veröffentlichte auch Bücher für Kinder und Jugendliche und schrieb zahlreiche Werke unter Pseudonymen wie Andreas Thalmayr und Linda Quilt.

Auf ein großes Echo stieß im Jahr 2014 "Tumult", in dem sich Enzensberger mit seiner eigenen Vergangenheit auseinandersetzt. 2019 erschien sein Buch "Fallobst", in dem es unter anderem um das Thema Migration geht.

dpa, epd, AFP, KNA (aju)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 25. November 2022 | 12:00 Uhr

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