Bevölkerungsschutz Was lösen Sirenen bei Geflüchteten aus der Ukraine aus?

In Kriegsgebieten der Ukraine werden viele Menschen durch Sirenen vor Angriffen gewarnt. Ein Geräusch, das Geflüchtete aus der Ukraine nun auch in Deutschland hören – allerdings vor Feuerwehreinsätzen. MDR AKTUELL-Hörer Steffen Beier fragt sich, was das mit den Geflüchteten aus der Ukraine macht, wenn sie in Deutschland Sirenen hören und ob darüber aufgeklärt wird.

Sirene auf Hausdach.
Das Geräusch von Sirenen in Deutschland kann Geflüchtete aus der Ukraine verschrecken, weil es an die Sirenen in den Kriegsgebieten erinnert. Bildrechte: Ronny Arnold

Im Gegensatz zur Ukraine ist es im beschaulichen Erzgebirge ruhig und friedlich. Doch auch in Sachsen gibt es Sirenen, die ab und an Alarm schlagen. Wofür sie hier genutzt werden, erklärt Paul Schaarschmidt vom erzgebirgischen Kreisfeuerwehrverband einer kleinen Runde Geflüchteter aus der Ukraine: "Wenn eine Sirene in Deutschland geht, bedeutet das – einmal kurz – einen Probealarm. Oder wenn die Sirene längere Zeit geht und so auf und abschwellend ist, bedeutet das, wenn das dreimal passiert, dass die Feuerwehr zu einem Einsatz gerufen wird. Am wichtigsten ist, dass ihr wisst, dass ihr bei uns keine Angst haben müsst."

Für Yevgenia, Marina und ihre fünfjährige Tochter Darja ist das wichtig zu wissen. Denn die Drei sind erst vor Kurzem hier in Annaberg gestrandet. Geflohen sind sie aus dem Osten der Ukraine, aus schwer umkämpftem Gebiet. "Unsere Stadt wurde immer wieder bombardiert. Bei Alarm mussten wir immer wieder in Bunker flüchten und dort warten, bis es vorbei war. Gerade für die Kinder ist das sehr schwer, sie halten sich die Ohren zu, weinen und verstecken sich. Sie haben einfach sehr große Angst, das ist psychisch belastend", erzählt Marina.

Angst vor den Sirenen nehmen

All diese Ängste bringen sie mit nach Deutschland – und Sirenen können verschrecken. Genau deshalb will die Freiwillige Feuerwehr sie aufklären – mit Flyern und sogar einem Video: "Unser Landesfeuerwehrverband Sachsen hatte bereits ein Merkblatt rausgebracht mehrsprachig, wo die Sirenensignale erklärt wurden und wir haben dann einfach gesagt: Es kommen auch viele junge Menschen, viele Kinder aus der Ukraine und wir brauchen noch ein anderes Medium und da haben wir uns kurzfristig überlegt, dass wir dazu noch ein Video machen", erzählt Feuerwehrmann Alexander Wilhelm aus Oelsnitz, der das Video produziert hat.

Damit wollten sie Prävention betreiben, damit die Angst vor den Sirenen genommen werde: "Hier wird es mitunter oftmals in den ländlichen Regionen für die Alarmierung der Feuerwehr genommen und da muss man einfach ein bisschen entgegenwirken, dass die Angst eben schwindet", erzählt der Feuerwehrmann.

Mancherorts werden Sirenentests ausgesetzt

In einigen Regionen Deutschlands wurden Sirenentests sogar ausgesetzt, im Erzgebirge nicht. Bewusst, so Paul Schaarschmidt: "Wir haben gesagt: So schwer das jetzt für die Flüchtlinge ist, die aus dem Kriegsgebiet Ukraine kommen, es ist in Deutschland ein elementares Mittel zur Alarmierung der Feuerwehr für Katastrophenalarme, zur Warnung der Bevölkerung und wir können das jetzt nicht einfach aus dem Alarmsystem nehmen." Und wenn man das System gut erklärt, wie an diesem Nachmittag den drei Ukrainerinnen, müsse man die Sirenen auch nicht abschalten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 04. Mai 2022 | 06:21 Uhr

9 Kommentare

hilflos vor 47 Wochen

Letztlich braucht Deutschland die Sirenen eh nicht, Bunker und Schutzräume sind nicht vorhanden oder die Faeser findet plötzlich das preppern ganz toll. Wer jetzt nicht mitbekommt, wo uns die Bundesregierung hindreht...

Thommi Tulpe vor 47 Wochen

Ob unser Land, die ganze Welt wirlich noch sicher sind - das bezweifle ich aber stark. Wäre an dem so, würde man sicher Sirenen nicht derart thematisieren, wie man das gerade seit diesem verfluchten Ukraine-Krieg tut!?
Ansonsten haben Sie Recht. Auf die Idee, Bierkästen und das Schnapsregal im Supermarkt zu entfernen, kommt auch keiner. Hier fordert keiner Rücksicht auf Suchtkranke.

Thommi Tulpe vor 47 Wochen

Es gibt nun mal auch unter Geflüchteten eine 2-Klassen-Gesellschaft.
Während sich Ukrainer beschweren, z. B. in Berlin keine Wohnung zu finden, diese dann in Leipzig zu finden hoffen, "brummte" man den Syrern beispielsweise 6 Jahre Ortsbindung auf.

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