Bertelsmann-Studie 384.000 fehlende Kita-Plätze im neuen Jahr – Personalmangel im Osten

20. Oktober 2022, 13:07 Uhr

Während es einer neuen Studie zufolge vor allem im Westen 2023 an Kitaplätzen mangeln wird, haben die mitteldeutschen Bundesländer viel mehr ein Fachkräfteproblem. Um die Kita-Qualität sicherzustellen, müssten über 42.000 zusätzliche Erzieherinnern und Erzieher eingestellt werden.

Im kommenden Jahr stehen einer Bertelsmann-Studie zufolge deutlich weniger Kita-Plätze zur Verfügung, als benötigt werden. Wie aus neuen Berechnungen für den bundesweiten Ländermonitor Frühkindliche Bildung hervorgeht, fehlen 2023 bundesweit voraussichtlich knapp 384.000 Plätze.

Große Versorgungslücke im Westen

Besonders im Westen Deutschlands, wo 362.400 zusätzliche Betreuungsplätze gebraucht werden, gibt es demnach gegenüber dem Osten mit 21.200 benötigten Plätzen eine große Versorgungslücke. Um der Nachfrage gerecht zu werden, müssten im Westen 93.700 Fachkräfte und im Osten 4.900 eingestellt werden, teilte die Stiftung am Donnerstag mit. Das ergebe zusätzliche Personalkosten von insgesamt 4,3 Milliarden Euro pro Jahr.

Ausbaubedarf bei Betreuung von Kindern unter drei Jahren

Grundlage der Berechnung sind Erhebungen aus dem Jahr 2021. Die Analyse ergibt für fast alle Bundesländer, dass die Nachfrage der Eltern nach Kita-Plätzen höher ist als der Anteil an Kindern, die im vergangenen Jahr in Betreuung waren. Der Ausbaubedarf ist den Berechnungen zufolge für Kinder unter drei Jahren am höchsten. Demnach fehlen für diese Gruppe in Westdeutschland rund 250.300 Kita-Plätze, in Ost-Deutschland – inklusive Berlin – sind es rund 20.700.

Seit 2013 gibt es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr, für Kinder ab drei Jahren besteht er schon seit 1996. Auch im kommenden Jahr werde dieser Rechtsanspruch nicht erfüllt, beklagen die Studienautoren.

Ostdeutsche Bundesländer: Personalschlüssel problematisch

In Sachsen werden 93 Prozent der Kita-Kinder in Gruppen mit einer Personalausstattung betreut, die nicht kindgerecht ist. Das sei bundesweit der zweithöchste Anteil. Kitaplätze seien im kommenden Jahr nicht das Problem im Freistaat, weshalb man sich auf den Qualitätsausbau konzentrieren sollte, hieß es weiter.

Auf eine vollzeitbeschäftigte Kraft kommen in Sachsen 5,3 Kinder in Krippen und 11,4 Kinder in Kindergärten. Ähnlich sieht es in Sachsen-Anhalt aus: 1 zu 5,4 und 1 zu 10,4.

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In Thüringen kommen den Ergebnissen zufolge 5,1 Krippen-Kinder auf eine Vollzeitbeschäftigte, in den Kindergartengruppen seien es 10,7. Der Bundesdurchschnitt liegt bei jeweils 3,9 und 8,4 Kinder, die von einer Erzieherin betreut werden.

In den miteldeutschen Bundesländern sind weniger die Kita-Plätze ein Problem als der Fachkräftemangel. Um einen Personalschlüssel zu erreichen, der wissenschaftlichen Empfehlungen entspricht, müssten die Länder zusätzliches insgesamt rund 42.500 Erziehungspersonal einstellen. Dadurch entstünden Personalkosten von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr.

dpa, MDR (amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. Oktober 2022 | 06:30 Uhr

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