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Die Preise steigen in vielen Bereichen, die Bundesregierung will den Bürgern mit finanziellen Entlastungen helfen. Doch die Maßnahmen sind wenig hilfreich, findet der Großteil der MDRfragt-Mitglieder. Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

MDRfragtDrei Viertel sind mit neuem Entlastungspaket unzufrieden

06. September 2022, 05:00 Uhr

Die neuen Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung sollten zu einem "wuchtigen Paket" geschnürt werden, wie es im Vorfeld hieß. Tatsächlich kommt das bei den MDRfragt-Mitgliedern jedoch nicht so an: Drei Viertel sind unzufrieden mit den Beschlüssen. Mit wirklich spürbaren finanziellen Entlastungen für sich persönlich rechnet kaum jemand. Das zeigt die aktuelle MDRfragt-Befragung, an der sich binnen weniger Stunden rund 21.000 Teilnehmer beteiligt haben.

von MDRfragt-Redaktionsteam

73 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, gaben an, mit dem neuen Entlastungspaket unzufrieden zu sein. Lediglich 21 Prozent sind damit insgesamt zufrieden.

Knapp zwei Drittel hätten mit mehr Entlastungen gerechnet

Knapp zwei Drittel der MDRfragt-Mitglieder, die an der Befragung teilgenommen haben, hätten mit mehr Entlastungen gerechnet. Nur 8 Prozent sehen ihre Erwartungen erfüllt.

Deutliche Mehrheit geht nicht von spürbaren Entlastungen durch das neue Paket aus

85 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer glauben nicht, dass sie persönlich durch die neuen Maßnahmen spürbar entlastet werden.

Generell gehen mehr als drei Viertel nicht davon aus, dass es für die Bürger allgemein eine spürbare Entlastung bereitet.

Mehrheit findet, dass die einzelnen Maßnahmen zu gering angesetzt sind - 40 Prozent erachten sie als nicht zielführend

Die Kritik am Paket ist groß: Lediglich 4 Prozent haben nichts daran zu bemängeln. Mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer finden dagegen, dass die einzelnen Maßnahmen des Entlastungspaketes nicht ausreichend sind. Für 41 Prozent greifen die Entlastungen zu spät und sind nicht zielführend. 40 Prozent haben das Gefühl, dass insgesamt zu sehr nach dem Gießkannenprinzip gearbeitet wurde.

In ihren Kommentaren haben uns einige MDRfragt-Mitglieder geschrieben, was für sie die zentralen Kritikpunkte am Entlastungspaket sind:

Ein Ticket für 49 € ist kein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket. Kindergelderhöhung nur für das 1. und 2. Kind, mit welcher Begründung? Erscheint willkürlich.

Monique E., 43 Jahre, Dresden

Eine finanzielle Entlastung, bei der sich der Staat einen Teil durch Besteuerung zurückholt, ist keine wirkliche Entlastung.

Klaus M., 81 Jahre, Halle (Saale)

Zur Sicherung der Arbeitsplätze sind überhaupt keine Maßnahmen angedacht.

Eberhard F., 66 Jahre, Leipzig

Pendlerpauschale fehlt vollkommen, keine Unterstützung für Arbeitnehmer bei hohen Spritkosten.

Heike C., 63 Jahre, Weimar

Besser wäre eine Herabsetzung der Mehrwertsteuer bzw. die Aussetzung bei Obst und Gemüse gewesen.

Mario H., 59 Jahre, Altenburger Land

Mehr zur Kritik am Entlastungspaket

9-Euro-Ticket und Tankrabatt haben die Mehrheit kaum spürbar entlastet

Ende des Augusts sind mit dem 9-Euro-Ticket und dem Tankrabatt bereits zwei Maßnahmen ausgelaufen, die die Bürgern finanziell entlasten sollten. Das hat alles in allem jedoch 52 Prozent der Befragten keine spürbare Hilfe gebracht. 41 Prozent haben durch die beiden Maßnahmen allerdings schon eine spürbare Entlastung bemerkt. Das zeigt eine Befragung, die von Freitag bis Sonntag, also kurz vor dem Beschluss des neuen Entlastungspakets, lief und an der sich knapp 29.000 MDRfragt-Mitglieder beteiligt haben.

Größte finanzielle Mehrbelastungen aktuell bei Lebensmitteln, Heizung und Strom

Dabei sind die finanziellen Belastungen derzeit enorm: Bei Lebensmitteln, Kraftstoffen sowie Heizung und Strom verspürt die deutliche Mehrheit der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmern eine starke oder sogar sehr starke Mehrbelastung. Nach dem größten Problem für den eigenen Geldbeutel befragt, antworteten jeweils mehr als ein Drittel, dass es die gestiegenen Preise für Lebensmittel sowie für Heizung und Strom sind.

Auch hierzu haben uns einige Kommentare erreicht:

Der größte Kostenfaktor ist für mich die Gasrechnung und da fehlt die Entlastung. Ich kann Gas im Moment nicht ersetzen.

Christian G., 38 Jahre, Vogtlandkreis

Für Familien sind die Entlastungen zu wenig. Nahrung, Kleidung, Schul- und Kitaessen, Energie, Schulbeförderung. Alles wird teurer. Da sind 18€ monatlich pro Kind zu wenig.

Maike E., 39, Mittelsachsen

Fast jeder hat sein Verhalten wegen der gestiegenen Preise geändert

Fast jeder, der sich an der Befragung beteiligt hat, hat aufgrund der gestiegenen Preise sein Verhalten geändert.

  • Vor allem den eigenen Stromverbrauch hinterfragen aktuell Viele kritisch und versuchen, wo möglich noch Strom zu sparen (70 %).
  • Zudem schränkt knapp die Hälfte (45 %) den Warmwasserverbrauch ein.
  • Rund zwei Drittel achten aktuell verstärkt auf Preise: Sie kaufen weniger oder günstiger im Supermarkt ein (66 %) oder vergleichen die Preise mehr als früher (62 %).
  • Die Hälfte schränkt sich aktuell im Freizeitbereich ein und besucht beispielsweise weniger Restaurants (50 %).
  • Mehr als ein Drittel verschiebt aktuell größere Anschaffungen (39 %) oder schränkt Autofahrten ein (36 %).

Mehrheit hat kein Vertrauen in Bundespolitik, dass sie in Inflation und Energiekrise die richtigen Entscheidungen trifft

52 Prozent der MDRfragt-Mitglieder, die sich an der Befragung beteiligt haben, haben in der aktuellen Inflation und Energiekrise kein Vertrauen in die Bundespolitik, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Weitere 35 Prozent würden ihr Vertrauen als „eher klein“ bezeichnen. Lediglich 11 Prozent haben großes oder eher großes Vertrauen in diesem Bereich.


Über diese BefragungDie Ergebnisse gehen aus zwei Befragungen hervor, die MDRfragt vom 2.-5. September an seine Mitglieder verschickt hat - die zweite davon kurz, nachdem das neue Entlastungspaket beschlossen wurde.

An dieser haben sich binnen weniger Stunden 20.751 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligt. An der vorherigen zum Thema Preissteigerungen waren es 28.887. Informationen zur Verteilung der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer nach Altersgruppen, Bundesländern und Geschlecht können Sie dem PDF-Dokument entnehmen, das Sie unten herunterladen können.

Insgesamt sind bei MDRfragt 62.512 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 05.09.2022, 13:30).

Die Ergebnisse der Befragungen sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.

Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 05. September 2022 | 21:45 Uhr