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Auch auf dem Striezelmarkt in Dresden hoffen Schausteller und Händler auf viele Besucher – trotz Energiekrise und hohen Preisen für Lebensmittel. Bildrechte: ddpix.de

Trotz EnergiekriseSo wollen Schausteller auf den Weihnachtsmärkten sparen

20. November 2022, 11:35 Uhr

In vielen Städten Mitteldeutschlands laufen die Planungen für die Weihnachtsmärkte auf Hochtouren. Nach zwei Corona-Jahren und trotz derzeitiger Energiekrise soll es ein beschauliches Budentreiben geben. Doch ist das möglich? Wie Schausteller Energie sparen wollen und ob sich Besucher auf Preiserhöhungen einstellen müssen.

Inflation, Energiekrise, Krieg in der Ukraine – die Weihnachtszeit droht wenig beschaulich zu werden. Die Schausteller wollen auf den Weihnachtsmärkten Zerstreuung und eine festliche Stimmung bieten. Der Geschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes, Frank Hakelberg, erklärt, wie es der Branche geht.

MDR AKTUELL: Herr Hakelberg, auf dem Dresdner Striezelmarkt werden in diesem Jahr etwa zehn Prozent weniger Händler sein. Dazu erholt sich die Branche gerade erst wieder von Corona. Wie geht es den Beschickern der Weihnachtsmärkte aktuell?

Frank Hakelberg, Geschäftsführer des Deutschen Schaustellerbundes blickt optimistisch auf die Adventszeit. Bildrechte: IMAGO / Lindenthaler

Frank Hakelberg: Auf den Märkten ist ja auch viel Kunsthandwerk, ich kann nur für die Schausteller sprechen. Das sind diejenigen, die das Jahr über auch die Jahrmärkte beschicken, das macht etwa 90 Prozent unserer Branche so. Nun war unsere Branche zwei Jahre quasi stillgelegt gewesen und hat dann mit Kreativität, Durchhaltevermögen und staatlichen Hilfen diese Zeit überstanden. Wir haben jetzt im Laufe der Volksfestsaison festgestellt, dass sich unsere Gäste extrem gefreut haben, dass wir wieder da sind. Wir haben im Frühjahr und im Sommer extrem viel Zuspruch erfahren. Jetzt im Herbst sind die Menschen etwas zurückhaltender geworden, mit ihrem Ausgabeverhalten, angesichts der gerade laufenden Krisen. In Bezug auf die Weihnachtsmärkte kann ich sagen, dass unsere Branche sich darauf freut. Die Bundesregierung hat erkannt, dass die Corona-Ansteckungsgefahr unter freiem Himmel sehr gering ist. Daher gehen wir auch davon aus, dass die Weihnachtsmärkte stattfinden.

Wie treffen die multiplen Krisen die Schausteller?

Nach zwei Jahren Corona brach der Ukraine-Krieg aus und es wurde thematisiert: Können wir jetzt Volksfeste überhaupt noch stattfinden lassen? Jetzt kommt die Energiekrise und es wird schon wieder thematisiert: Können wir Weihnachtsmärkte stattfinden lassen? Dabei verbraucht man auf einem Weihnachtsmarkt tatsächlich weniger Strom, als wenn man zu Hause wäre, eine Serie streamt, die Beleuchtung anstellt und sich sein Essen warm macht. Wir haben immer darauf hingewiesen, dass der Pro-Kopf-Stromverbrauch auf einem Weihnachtsmarkt sehr gering ist. Das sind etwa 200 Watt. Die Energiepreise setzen uns natürlich auch zu.

Auch für Ihr Gewerbe wird vieles teurer. Was bedeutet das für die Preise?

Die Stromkosten sind gestiegen, die Kosten für Nahrungsmittel, für Zutaten und ähnliches sind gestiegen. Das ist auch an uns nicht vorüber gegangen. Aber wir haben uns so wie für die Volksfeste, auch für die Weihnachtsmärkte fest auf die Fahne geschrieben, dass es Veranstaltung für Familien bleiben müssen. Insofern sind wir bemüht, diese Kosten nicht oder nur zum Teil durchzureichen. Es muss für alle erschwinglich bleiben.

Verbraucht die Beleuchtung der Weihnachtsmärkte nicht extrem viel Strom?

Klar, ohne Beleuchtung kein Weihnachtsmarkt und keine heimeliche Stimmung. Diese Beleuchtung wird aber schon seit 10, 15 Jahren mit LEDs betrieben, schon weit vor der gesetzlichen Verpflichtung und so können wir sagen, dass der Stromverbrauch um etwa 90 Prozent gesunken ist. Darauf wollen wir uns aber nicht ausruhen. Die Schausteller versuchen, natürlich auch aus eigenem Interesse, an allen Stellschrauben zu drehen. Es werden zum Beispiel neue Geräte zum Erhitzen des Glühweins angeschafft, die schneller erhitzen und nicht so lange im Stand-By sind. Ähnliches gilt für Kochplatten und so weiter.

Konkret: Wie viel teurer wird der Glühwein denn?

Da kann ich Ihnen keine Prozentzahl sagen. Das ist auch abhängig vom Weihnachtsmarkt und zum Beispiel den Standgebühren, die sind ja sehr unterschiedlich. Es kommt auch auf das Produkt an. Wie gesagt: Wir bemühen uns, dass die Preisteigerungen nur moderat ausfallen, aber genau Prozentzahlen kann ich nicht nennen.

Ein großes Thema ist ja auch immer wieder der Personalmangel. Wie sieht es da in Ihrer Branche aus? Gibt es genug Leute, die den Weihnachtsmarkt am Laufen halten?

Da sprechen Sie ein riesengroßes Problem an. Wir haben auf den Volksfesten und den Weihnachtsmärkten viel mit polnischen und rumänischen Kräften zusammengearbeitet und wir stellen jetzt, wie andere Branchen auch, fest, dass sich diese Mitarbeiter während Corona andere Tätigkeiten gesucht haben. Es ist durchaus schwer Personal zu finden. Wir zahlen gute Löhne. Das muss man auch, für die harte Arbeit bei Wind und Wetter. Es gibt durchaus Engpässe – aber wir schaffen das!

Wie haben sich die Standgebühren auf Volksfesten und Weihnachtsmärkten entwickelt?

Es gibt durchaus Kommunen, die auf die Gebühren sogar verzichtet haben, um der Branche nach Corona auf die Beine zu helfen, wofür wir sehr dankbar sind. Gleichwohl gibt es auch Kommunen, die die Gebühren erhöht haben. Das ist regional also sehr unterschiedlich.

Bei all den vielen Problemen und Krisen, lohnt es sich da überhaupt noch Schausteller zu sein?

Die Schausteller, das sind alles Familienunternehmen, teilweise in der fünften oder sechsten Generation. Diesen Beruf betreibt man mit Leidenschaft und ja, er lohnt sich noch, die Familien werden davon noch ernährt. Aber es ist schon schwerer geworden, wie gesagt, diese Kostenlast setzt uns zu, aber die Branche ist sehr kreativ. 

Welche Bedeutung haben die Weihnachtsmärkte für Ihre Branche?

Waren sie früher ein Zubrot für die Schausteller gewesen, gibt es mittlerweile rund 3.000 Weihnachtsmärkte auf denen fast drei Milliarden Euro umgesetzt werden. Die Märkte haben nicht nur für uns eine wachsende Bedeutung, sondern auch für die Städte, da viele Weihnachtsmärkte zu touristischen Zielen geworden sind. Und auch der Einzelhandel profitiert, der durch Lockdowns und Online-Konkurrenz gelitten hat. Wir nehmen für uns in Anspruch, dass wir die Innenstädte zumindest für ein Zwölftel des Jahres wieder richtig attraktiv machen.

Wie hat sich das Verhältnis zum Einzelhandel entwickelt?

Noch vor 20 Jahren sind die Schausteller und Händler argwöhnisch beobachtet worden, man hat die Konkurrenz gefürchtet. Seit einigen Jahren wissen wir jetzt aber, dass die Weihnachtsmärkte die Innenstädte attraktiver machen, für Anwohner, für Touristen. Sie geben Anlass in die Innenstädte zu kommen.

Energiekrise in der Adventszeit

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 21. November 2022 | 06:00 Uhr