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ArbeitsrechtGewerkschaft kritisiert vorweihnachtliche Zusatzarbeiten bei Deutscher Post

02. November 2022, 05:00 Uhr

Um die Postbotinnen und -boten in der Vorweihnachtszeit zu entlasten, bittet die Deutsche Post jedes Jahr ihre Büro-Angestellten um Mithilfe bei Sortierung und Zustellung. Der Appell hat Tradition. Die Gewerkschaft dagegen kritisiert das und fordert mehr Personal.

Gestern noch am Schreibtisch, heute vielleicht schon auf dem gelben Postfahrrad: Dass die Deutsche Post ihre Büromitarbeiter bittet, zur Vorweihnachtszeit auch in der Sortierung oder Zustellung zu helfen, sei absolut nichts Neues, sagt Mattias Persson, Pressesprecher der Deutschen Post in Sachsen. "Es hat sogar eine gewisse Tradition. Wir appellieren jedes Jahr an unsere Kolleginnen und Kollegen, dort mit anzupacken, wo sehr viel Arbeit anfällt. Alles auf freiwilliger Basis, und wer sich dazu entscheidet, kann auch selbst bestimmen, wann und wie oft er eingesetzt wird. Aber wir merken immer wieder, dass es unseren Verwaltungskräften auch ein Bedürfnis ist, den Betrieb mit zu unterstützen."

Gewerkschaft kritisiert die Post

So rosig, wie das klingt, sei es aber nicht, sagt Christina Dahlhaus. Sie ist die Bundesvorsitzende der DPVKOM, einer Fachgewerkschaft, die Beschäftigte der Callcenter, Telekom, Postbank oder Post vertritt. Die Aushilfe in anderen Bereichen findet Dahlhaus nicht gut. "Das ist ja alles eine Verschleierung dessen, dass die Personaldecke einfach zu dünn ist und die Arbeit auf zu wenig Schultern verteilt ist. Die Post hat Milliardengewinne gemacht, auch in den zwei Coronajahren war sie ganz klar ein Gewinner der Krise. Aus meiner Sicht muss die Post grundsätzlich mehr Geld in das Personal investieren."

Beim Personal sieht Dahlhaus gleich mehrere Probleme: Die Verträge bei der Deutschen Post seien oft befristet, die Löhne zu niedrig und das Unternehmen setze viel auf Leiharbeitsfirmen. Das führe zu verschiedenen Gehältern für die gleiche Arbeit. Dazu hätten in der Coronazeit viele Menschen gemerkt, wie bequem der Onlinehandel ist – die Arbeitsbelastung nehme zu, meint Dahlhaus. "Der ein oder andere Zusteller hat 200, 250 oder auch 300 Pakete. Das heißt, wir haben hier nochmal eine deutliche Steigerung. Und die Pakete können bis zu 31,5 Kilo wiegen. Wenn ich davon ein paar habe, zum Beispiel eine Weinlieferung, und sie dann in die vierte Etage ohne Aufzug trage, dann ist das Leistungssport und vor allen Dingen auch Stress."

Arbeitsvertrag regelt die Aushilfe in anderen Bereichen

Aber darf die Post ihre Angestellten aus der Verwaltung überhaupt woanders einsetzen? Es kommt auf den Vertrag an, sagt Simone Sperling, Anwältin für Arbeitsrecht in Dresden. "Grundsätzlich hat der Arbeitgeber ein Weisungsrecht. Dort kann er entsprechende Anweisungen geben, eben auch temporär eine andere Tätigkeit auszuführen. Es sei denn, es ist im Arbeitsvertrag oder durch den Tarifvertrag ausdrücklich bestimmt, dass derjenige ausschließlich in der Verwaltung arbeitet."

Bei der Post scheint das nicht der Fall zu sein – dort war es in den vergangenen Jahren üblich, als Büroangestellte ein bis zwei Tage woanders auszuhelfen. Jetzt will der Vorstand in einem Bericht der "Rheinischen Post" offenbar mehr. Dort ist von einer ganzen Woche die Rede.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 02. November 2022 | 06:00 Uhr

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