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PraxistestWaren Kinder vor 30 Jahren sportlicher?

16. August 2022, 17:47 Uhr

Kinder verbringen viel Zeit mit Smartphone, Laptop und Co. Macht sich das auch bei der Fitness bemerkbar? Wir vergleichen die Ergebnisse von Sporttests aus den Jahren 1991, 2005 und 2022!

256 Schüler und Schülerinnen im Praxistest

Klimmzüge, Liegestütze und Klettern an der Stange kennt jeder aus dem Sportunterricht. Es sind einfache Übungen, bei denen Muskelkraft gefragt ist. Doch wie fit sind Kinder heute im Vergleich zu früher? 256 Kinder aus vier Schulen (zwei Gymnasien und zwei Oberschulen) aus Leipzig und Umgebung haben mit uns den Praxistest gemacht. Als vierte Kategorie stand der Gewandtheitslauf auf dem Programm, bei dem Schnelligkeit und Koordination unter Beweis gestellt werden müssen. Bereits 1991 und 2005 wurden Sporttests mit Kindern mit denselben Übungen durchgeführt.

Von Sportwissenschaftler begleitet

Dr. Wolfram Crasselt hat den Test in diesem Jahr für die "Umschau" begleitet – bereits 2005 hat das MDR-Magazin die Erhebung mit ihm durchgeführt. Der 86-Jährige war früher Mitarbeiter der Sportwissenschaftlichen Fakultät in Leipzig und hatte dabei auch die Leistungsfähigkeit von Kindern im Blick. Auch 1991 war er an dem Test beteiligt, der damals von der DHfK in Leipzig durchgeführt wurde.

Die Ergebnisse auf einen Blick, Durchschnittswerte (1991/2005/2022)

Liegestütze
 199120052022
Jungen221616
Mädchen1486
Klimmzüge (Jungen) + Schrägklimmzüge (Mädchen)
 199120052022
Jungen527
Mädchen292326
Kletterstange, 4 m
 199120052022
Jungen8 s10 s14 s
Mädchen10,2 s10,9 s13,8 s
Gewandtheitslauf
 199120052022
Jungen16,7 s19,5 s20,8 s
Mädchen22,2 s22,8 s23,1 s

Welche Erkenntnisse konnten (neben den Durchschnittswerten) gewonnen werden?

Vorab: Ein großer Leistungsabfall, wie es ihn 2005 gegeben hat, war nicht erneut zu verzeichnen. "Allerdings ist es auch nicht zu einer wesentlichen Steigerung der Leistung gekommen in diesen 17 Jahren, von 2005 bis 2022", beurteilt Sportwissenschaftler Wolfram Crasselt die Ergebnisse.

Die Übungen haben unter den gleichen Bedingungen wie 1991 und 2005 stattgefunden. Bei den Liegestützen konnten die Jungen 2022 das Niveau von 2005 mit 16 Liegestützen halten, 1991 waren es mit 22 jedoch noch deutlich mehr. Auffällig in unserer Stichprobe war jedoch, dass Haupt- und Realschüler im Durchschnitt fünf Liegestütze weniger geschafft haben als die Gymnasiasten.

Bei den Klimmzügen schnitten die Jungen 2022 sogar deutlich besser ab. 1991 kamen sie durchschnittlich auf fünf, 2005 auf nur zwei und 2022 legten sie sogar sieben hin. Auch hier hatten die Gymnasiasten die Nase vorn. "Bei den Klimmzügen waren die Leistungen der Gymnasiasten mit durchschnittlich neun wesentlich besser als bei den Schülern an den Oberschulen, die nur auf durchschnittlich drei Klimmzüge kamen", sagt Wolfram Crasselt. Dies sei ein Indiz dafür, dass "Kraftleistungen der Schüler heute eben nicht genug gefordert werden", sagt er.

Beim Klettern sind im Vergleich zu den Tests von 1991 und 2005 alle generell deutlich langsamer geworden. Die Mädchen haben dabei aber etwas weniger "abgebaut". Brauchten die Jungen 1991 nur acht Sekunden, um die Kletterstange hochzukommen, waren es 2005 schon zehn und dieses Jahr 14 Sekunden. "Außerdem ist die Anzahl derer, die überhaupt nicht die vier Meter erklimmen konnten, wesentlich größer geworden", betont Wolfram Crasselt. Denn im Vergleich zu 1991 scheiterten von den Jungen 2022 mit 43 Prozent fast dreimal so oft an der Kletterstange.

Den Gewandtheitslauf haben die Mädchen 2022 zeitlich ähnlich wie 2005 absolviert, mit einer nur marginalen Verschlechterung. Die Jungen haben bei jedem Test jeweils mehr als zwei Sekunden oben draufgelegt. Die Beobachtung von Wolfgang Crasselt deckt sich mit dem Ergebnis: "Beim Gewandtheitslauf hatte ich den Eindruck, dass die Jungen insgesamt nicht mehr so gewandt sind, wie das in früheren Jahren der Fall war".

Fragebögen zum Interesse am Sport allgemein

Neben dem Sporttest haben die Jugendlichen 2022 auch einen Fragebogen bekommen und Fragen zum Interesse am Sport allgemein beantwortet. Und dieses wurde allgemein als groß angegeben. Es fällt aber auf, dass Gymnasiasten demnach mehr Sportarten nachgehen und auch häufiger trainieren. Die Jugendlichen, die in Vereinen aktiv sind, sind meist auch die Leistungsträger. Die Antworten der Schüler und Schülerinnen wurden anonymisiert ausgewertet.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Umschau | 16. August 2022 | 20:15 Uhr

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