Hörer machen Programm Kann man E-Autos mit Solarzellen ausrüsten?
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Durch die Abhängigkeit von Russlands Öl wurde neben den klimapolitischen Gründen noch einmal mehr deutlich, wie wichtig der Ausbau von Elektromobilität ist. Unsere Hörerin Dorit Krüger hat MDR AKTUELL gefragt: "Wäre es nicht möglich, Autos selbst mit Solarmodulen auszurüsten, so dass zumindest ein Teil des benötigten Stroms selbst produziert werden kann?"

- Ein Start-Up aus München will 2023 mit der Produktion eines E-Autos beginnen, in dem Photovoltaik-Zellen verbaut sind.
- Eine solche Produktion ist laut Umweltbundesamt sehr aufwändig – und die Rentabilität fraglich.
- Statt einer direkten Integration in das Elektrofahrzeug schlagen Wissenschaftler vor, das Auto über Solarplatten auf dem eigenen Hausdach zu laden.
Er ist eine Ausnahme unter den E-Autos: der Sion, entwickelt von der Firma Sono Motors in München. In seiner gesamten Außenhaut sind Photovoltaik-Zellen verbaut. Mit diesen Solarmodulen kann der PKW Sonnenenergie tanken, die im Schnitt für 112 Kilometer Fahrtstrecke ausreicht. In Sommermonaten könnten es in der Spitze bis zu 245 Kilometer sein.
Automobilexpertise und Solarexpertise vereint
Um das zu erreichen, mussten sich die Entwickler einiges einfallen lassen, so Jona Christians, einer der Gründer von Sono Motors: "Wir haben die Herausforderung, dass der Sion, wenn er geparkt ist, auch nicht überall optimal auf die Sonne ausgerichtet ist oder auch mal zum Teil verschattet ist. Aufgrund dessen haben wir diese Technologie jetzt über fünf Jahre neu entwickelt. Das ist auch der Grund, warum die Technologie, auf dem Sion anders ist als die auf dem Hausdach, wie man sie kennt."
Dort habe man quadratische Module, für ein Auto müsse etwas anderes her, erklärt Christians. Dafür habe Sono Automobilexpertise und Solarexpertise vereint.
Das Start-Up will 2023 mit der Produktion des Sion beginnen. Etablierte Herstellern wie etwa Mercedes oder Toyota bieten Modelle mit Solardächern an.
Umweltbundesamt: fraglich, ob sich der Aufwand rentiert
Beim Umweltbundesamt in Dessau befassen sich Wissenschaftler unter anderem mit Fragen, wie erneuerbare Energien gewonnen und am besten eingesetzt werden können. Hier sei man skeptisch, ob sich Solarzellen am Auto in größerem Maßstab etablieren werden, sagt Martin Lange vom Umweltbundesamt.
Er erklärt: "Der Einsatz der Solarzellen auf den Fahrzeugen hat natürlich schon Vorteile. Man kann quasi die eigene Energie herstellen, preisgünstig. Aber die Herstellung des Fahrzeuges ist schon aufwändiger." Und da müsse man abwägen. Das werde es, meint Lange, schwieriger machen, das Fahrzeug für den Kunden attraktiv zu machen, sodass es letztlich auch gekauft werde.
Alternative: E-Auto über Solarenergie vom Hausdach laden
Hauptproblem ist ein zu geringer Wirkungsgrad bei den Solarzellen. Er liegt bei rund 20 Prozent. Das heißt: Die Zellen wandeln nur ein Fünftel der Sonnenenergie in elektrische Energie um. Die Alternative: eine Solaranlage auf dem Hausdach. Sie ist größer und erzeugt problemlos den Strom, der benötigt wird, um die Batterie eines Fahrzeugs aufzuladen.
Christian Meißner, Geschäftsführer von SMP Solar Energy, sagt: "Hier sieht man jetzt die Solaranlage von unserem Büro. Die hat insgesamt 3,3 Kilowatt, ist also eine kleinere Anlage. Aber sie versorgt unser Büro fast vollständig und daneben auch unser Elektroauto oder E-Bike, wenn wir es angeschlossen haben."
Das Ganze läuft über eine sogenannten Wallbox, die an der Hauswand angebracht wird und an der das Auto angeschlossen werden kann. "Und hier sieht man, das ist ein sogenannter Typ-2-Stecker, der für jedes Auto passt. Man steckt es einfach ein und die Ladesäule startet den Ladevorgang."
Anteil Sonnenenergie bei Stromerzeugung steigt stetig
Die Bedeutung der Solarenergie in Deutschland wächst. Lag der Anteil der Sonnenenergie bei der Stromerzeugung in Deutschland 2010 noch bei 1,8 Prozent, waren es 2021 8,8 Prozent und die Entwicklung geht weiter.
In München hat die Firma Sono Motors gemeinsam mit der Münchner Verkehrsgesellschaft ein Pilotprojekt gestartet und zwei Busanhänger mit Photovoltaikmodulen bestückt. Christians ist zuversichtlich: "Das hat vor allem das Riesenpotential, dass wir jetzt schon CO2 einsparen, und zwar nicht wenig. Sechs Tonnen Pro Bus können wir an CO2 pro Jahr einsparen, das sind 2.500 Liter Diesel."
Die Elektromobilität wird in den kommenden Jahren enorm an Bedeutung gewinnen. Solarstrom wird dabei definitiv auch eine Rolle spielen. Ob der dafür notwendige Strom durch Solaranlagen gewonnen wird oder die Solarzellen direkt in den Fahrzeugen verbaut werden, ist letztendlich für die Umweltbilanz zweitrangig.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. Mai 2022 | 06:25 Uhr