Ein Mann gibt einem Anderen 50-Euro-Scheine
Immer wieder geben sich Betrüger als Polizisten aus - und erklären, das Geld von ihren vermeintlichen Opfern verwahren zu wollen. Bildrechte: imago/imagebroker

Betrugsmasche Vorsicht vor falschen Polizisten

22. September 2022, 17:48 Uhr

Seit einigen Wochen nehmen die Betrügereien am Telefon enorm zu. Im Raum Leipzig haben sie nach Einschätzung der Ermittler sogar einen neuen Höhepunkt erreicht. Wie man sich schützen kann, verrät Mattis Kießig, der Moderator des True Crime Podcasts des MDR hier.

Zahlreiche Menschen in Mitteldeutschland haben folgendes Szenario schon erlebt: Das Telefon klingelt und am anderen Ende der Leitung meldet sich ein vermeintlicher Polizeibeamter. Dann wird zum Beispiel behauptet, dass es ganz in der Nähe einen Banküberfall gegeben habe, Einbrecher unterwegs seien und das Vermögen des Angerufenen in Gefahr sei. Ein weiterer vermeintlicher Polizeibeamter würde vorbeikommen, um die Wertsachen verwahren. Polizeihauptmeister Uwe Kunze weiß aus Erfahrung, dass hier nicht nur ältere Menschen im Visier der Betrüger sind. "Im Telefonbuch wird auch gerne nach dem Zusatz Doktor oder Professor gesucht", erklärt Kunze. Denn dieser Personengruppe würden die Betrüger tendenziell viel Geld zuschreiben.

Wie die Betrüger vorgehen

Die Anrufer sitzen zum Großteil im Ausland, oft kommen die Telefonate aus Callcentern in Polen oder der Türkei. Hat sich ein Opfer überzeugen lassen, Geldbeträge oder Vermögenswerte von den Anrufern verwahren zu lassen, kommt eine weitere Person ins Spiel, die zur Übergabe geschickt wird. Die Falle hat zugeschlagen - und das Geld ist futsch. Merkt das Opfer dann, dass Betrüger am Werk waren, ist es meist zu spät. Denn die Spur der vermeintlichen Polizisten führt ins Leere.

Während des Corona-Lockdowns hat die Leipziger Polizei zunächst einen starken Rückgang der angezeigten Betrugsdelikte am Telefon verzeichnet. Dies führen die Beamten auf die Reisebeschränkungen zurück. Denn Täter aus dem Ausland konnten nicht nach Deutschland einreisen - und auch die Reisen innerhalb Deutschlands waren stark eingeschränkt.

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Falsche Polizisten 32 min
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Seit Mai wieder steigende Betrugszahlen

Mit Sorge betrachtet die Polizei die Entwicklung in den letzten Wochen. Seit der Lockerung der Schutzvorschriften sind die Fälle im Bereich Telefonbetrug wieder stark angestiegen. Von allein im Mai rund 60 bekannt gewordenen Fällen kann Polizeihauptmeister Uwe Kunze von der Polizeidirektion Leipzig berichten. Allein jeder zehnte Anruf ginge hier auf falsche Polizeibeamte zurück. Diese Masche beruht auf dem sogenannten Enkeltrick, bei dem das Opfer emotional unter Druck gesetzt wird, weil es einer vermeintlich vertrauenswürdigen Person helfen soll.

Ich bearbeite das Phänomen des Enkeltricks und des falschen Polizeibeamten seit zehn Jahren und muss sagen: So schlimm wie es jetzt im Moment ist, ist es noch nie gewesen.

Polizeihauptmeister Uwe Kunze, Polizeidirektion Leipzig

Im Juni wurden über 80 Straftaten im Bereich Telefonbetrug angezeigt. Der Anteil der Fälle von "Falschen Polizisten" hat sich dabei im Vergleich zum Monat Mai verdoppelt. Die bisherigen Zahlen vom Juli deuten darauf hin, dass die Kriminellen hier im ähnlichen Umfang zuschlagen werden. Und die Dunkelziffer ist laut Experten enorm: Die Polizei geht davon aus, dass ein Großteil der Fälle, egal ob Versuch oder vollendeter Betrug, aus Scham der Betrugsopfer nicht angezeigt wird.

Mit diesen Tipps der Polizei können Sie sich schützen

  • Von der Notrufnummer 110 kann man nicht angerufen werden.
  • Die Polizei fragt niemals am Telefon nach Wertsachen oder finanziellen Verhältnissen.
  • Die Polizei baut keinen emotionalen Druck am Telefon auf.
  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Polizisten ausgeben.
  • Unterbrechen Sie das Telefonat und rufen Sie die Polizei selbst über die 110 an, um die Anrufer zu überprüfen.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder Schmuck an Fremde.
  • Überweisen Sie niemals Geld auf ein unbekanntes Konto.
  • Beziehen Sie Ihre Angehörigen ein.

Schaffen Sie ein Vertrauensverhältnis in der Familie, damit Sie über alles reden können.

Polizeihauptmeister Uwe Kunze, Polizeidirektion Leipzig

Hier gibt es Einblicke in die Arbeit der Ermittler

Über aktuelle Kriminalfälle wie die Masche der "Falschen Polizisten" wird der Podcast "Die Spur der Täter" ab Juli regelmäßig gemeinsam mit MDR AKTUELL berichten. Die Moderatoren Mattis Kießig und Felix Gebhardt schildern künftig einmal monatlich einen aktuellen Kriminalfall, der die Menschen in Mitteldeutschland bewegt. Bereits seit einem Jahr spricht Moderator Mattis Kießig im Podcast "Die Spur der Täter" über abgeschlossene Kriminalfälle.

Die Autorinnen und Autoren erzählen von ihren monatelangen Recherchen und rekonstruieren so die Verbrechen für die Hörerinnen und Hörer. Ermittler, Angehörige und Augenzeugen kommen zu Wort. Außerdem werden Experten aus verschiedenen Fachgebieten eingebunden, um die Aufklärung dieser spannenden Kriminalfälle authentisch erlebbar zu machen.

Erfolgspodcast "Die Spur der Täter" kooperiert mit MDR AKTUELL

So wird der Podcast "Die Spur der Täter" in Kooperation mit MDR AKTUELL also ab Juli mit zwei Episoden monatlich erscheinen. Mit mehr als 2,5 Millionen Streams seit Veröffentlichung der ersten Episode gehört der Podcast "Die Spur der Täter" zu den erfolgreichsten digitalen Formaten des MDR. Die Hörerinnen und Hörer schätzen neben der Authentizität, intensiven Recherchen und den vielen Gesprächspartnern auch die seriöse und unaufgeregte Moderation des Podcasts.

Gut zu wissen Den Podcast "Die Spur der Täter" gibt es überall, wo es Podcasts gibt, bei den Podcasts von MDR AKTUELL - dem Nachrichtenradio, in der ARD Audiothek, auf Drittplattformen wie Spotify oder Audio Now und in allen gängigen Podcast-Apps.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Spur der Täter | 17. Juli 2020 | 05:00 Uhr