Überlebende von Brandanschlag in Solingen Friedensbotschafterin Mevlüde Genç gestorben

30. Oktober 2022, 15:34 Uhr

Beim rechtsextremistischen Brandanschlag in Solingen im Mai 1993 verlor Mevlüde Genç mehrere Familienmitglieder. Für ihre anschließenden Bemühungen um Versöhnung wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Nun ist sie im Alter von 79 Jahren gestorben.

Mevlüde Genç, die bei dem rechtsextremistischen Brandanschlag in Solingen vor fast 30 Jahren fünf Mitglieder ihrer Familie verlor, ist tot. Wie der Westdeutsche Rundfunk am Sonntag berichtete, starb Genç im Alter von 79 Jahren. Nach Informationen des deutsch-türkischen Magazins "Merhaba" in Berlin soll Genç nach der Trauerfeier am Dienstag in Solingen in ihre türkische Heimatstadt Amasya überführt und dort beigesetzt werden.

Die damals 50-Jährige Mevlüde Genç verlor bei einem von Rechtsradikalen verübten Brandanschlag am 29. Mai 1993 auf ihr Haus in Solingen zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. Vier Täter wurden 1995 zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

"Frieden und die Versöhnung immer an erster Stelle"

"Mit Mevlüde Genç verliert unser Land ein großes Vorbild der Versöhnung", erklärte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst. Aus "purem Hass" sei ihr das Wichtigste im Leben genommen worden. Dennoch habe Mevlüde Genç den Frieden und die Versöhnung immer an erste Stelle gesetzt. "Sie hat den Hass, die Gewalt und die Missgunst, die ihr entgegen schlugen, als Großherzigkeit und Toleranz zurückgegeben", sagte der CDU-Regierungschef in Düsseldorf.

Einsatz für Verständigung und Toleranz

Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir äußerte sich "tieftraurig" über den Tod von Mevlüde Genç. "Sie wird für immer mein großes Vorbild bleiben", schrieb der Grünen-Politiker auf Twitter. Der Präsident des Landtags von Nordrhein-Westfalen, André Kuper (CDU), hob hervor, sie sei "Hass und Gewalt mit Vergebung und Liebe entgegengetreten. Er kündigte für kommenden Mittwoch eine Schweigeminute im Parlament in Düsseldorf an.

Für ihre Bemühungen um Versöhnung nach dem Anschlag wurde ihr 1996 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen stiftete außerdem 2018 die Mevlüde-Genç-Medaille. Sie wird an einzelne Menschen oder Gruppen verliehen, die sich für Verständigung und Toleranz einsetzen. Die Auszeichnung wird jedes Jahr rund um den Jahrestag des Brandanschlags verliehen.

Afp (nvm)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 30. Oktober 2022 | 15:00 Uhr

Mehr aus Panorama

Nachrichten

Verpixelte Gesichter: Polizisten verstauen Kisten und Säcke in einem Transporter hinter einem Supermarkt. 1 min
Nach Angaben der Polizei waren die Päckchen in Bananenkisten versteckt – eine im Drogenmillieu gern genutzte Tarnung. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 25.04.2024 | 20:38 Uhr

In mehreren Supermärkten in Berlin und Brandenburg sind Pakete mit Kokain entdeckt worden. Nach Angaben der Polizei waren die Päckchen in Bananenkisten versteckt – eine im Drogenmilieu gern genutzte Tarnung.

Do 25.04.2024 20:16Uhr 00:25 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/video-brandenburg-berlin-supermarkt-drogenfund-bananen-kisten-kokain100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Das Gelände der Westsächsischen Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft von oben. 1 min
Bildrechte: MDR/Tim Schulz
1 min 25.04.2024 | 21:13 Uhr

Was aus Biomüll gemacht werden kann, zeigt eine Anlage südlich von Leipzig. Auf der Zentraldeponie Cröbern entsteht aus Biomüll neben Komposterde grüner Strom für 3.000 Menschen.

Mi 13.09.2023 11:15Uhr 01:00 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/video-biogas-strom-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video