Schriftlichen Abiturprüfung im Fach Deutsch
Klimapolitik und Gendern – zwei Themen, die aktuell stark polarisieren. Das zeigen auch die Diskussionen, nachdem die Themen in den diesjährigen Abiprüfungen zur Wahl standen. Bildrechte: picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa | Jens Büttner

Abiprüfungen Klimapolitik und Gendern – wie politisch darf das Abitur sein?

16. Mai 2023, 05:00 Uhr

Klimapolitik und Gendern sind beides aktuelle Themen, die auch in den diesjährigen Abiturprüfungen aufkamen. In Niedersachsen stand ein Gastbeitrag auf "Zeit Online" der Klimaaktivistin Luisa Neubauer zur Wahl, in Sachsen konnten die Schülerinnen und Schüler in der Deutschprüfung einen Essay zum Thema Gendern auswählen und erörtern. Das führte zu Diskussionen und zur Frage: Wie politisch darf das Abitur sein?

Abiturienten eines Gymnasiums schreiben in einer Turnhalle die Abiturprüfung in Deutsch. 4 min
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"Natürlich darf ein Abitur politisch sein"

Gendern polarisiert: Übertriebener Ausdruck politischer Korrektheit, meinen die einen. Die anderen halten Binnen-I, Gendersternchen und ähnliche Versuche, sprachlich möglichst allen gerecht zu werden, für die Basis einer gerechten Gesellschaft. Sollte das in einer Abiturprüfung verhandelt werden? Ein lautes "Ja, unbedingt" kommt von Dirk Reelfs, Sprecher des sächsischen Kultusministeriums: "Sei es nun eine Diskussion zum Thema Klimaschutz oder eine Diskussion zum Thema gegenderte Sprache – das ist genau das, was eigentlich von Schule erwartet wird. Nämlich aktuelle Themen aufzugreifen."

Thomas Langer stimmt da voll und ganz zu. Er ist nicht nur Landesvorsitzender des Deutschen Philologenverbands in Sachsen, sondern auch Deutschlehrer an einem Leipziger Gymnasium. "Natürlich darf ein Abitur politisch sein. Ich meine, unser gesamtes Leben ist letztlich politisch. Und wir möchten ja auch unsere Schülerinnen und Schüler dazu bilden und erziehen, dass sie eine Haltung politisch beziehen können und die natürlich auch wissenschaftlich und argumentativ basiert äußern können."

Figuren mit jeweils einer Hose, einem Kleid und sowohl Hose als auch Kleid. Ein Finger berührt ein im Bild platziertes Gendersternchen. Zusätzlich der Animationstitel: Die Formen des Genderns. 2 min
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2 min

Liebe Leser...oder besser: Liebe Leserinnen und Leser...oder vielleicht: Liebe Lesende? Und was ist mit: Liebe Leser*innen? Wir geben einen kurzen Überblick über die verschiedenen Formen des Genderns.

Fr 19.11.2021 10:10Uhr 01:38 min

https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/animation-formen-des-genderns-100.html

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Nicht die Meinung, sondern die Argumentation wird benotet

Was aber, wenn diese Haltung nicht mit der der Lehrerin oder des Lehrers übereinstimmt? Lilly Härtig, Vorsitzende des Landesschülerrats Sachsen, kennt durchaus Fälle, in denen Mitschülerinnen Angst vor Punktabzug hatte:. "Gerade, wenn es um die Abiturnote geht, ist diese Angst eigentlich nicht angemessen, denn im Endeffekt sollte jeder Schüler die gleichen Voraussetzungen haben, wenn er eine Meinung zu einem Thema hat. Wichtig ist dabei, dass Lehrkräfte das auch vermitteln, dass sie ihre Meinung äußern können und dass es auf die sachliche Argumentation ankommt und nicht auf die Meinung, die die Lehrkraft hat."

Und wenn das partout nicht funktioniert? Politik doch lieber außen vor lassen? Da ist die Schülersprecherin derselben Meinung wie ihre Vorredner. "Nein! Schule muss auf das Leben vorbereiten, Schule muss möglichst nah am Leben sein."

Dirk Reelfs sieht auch gar keinen Grund dafür, politische Themen aus der Schule zu verbannen. Die Angst davor, wegen der – in Anführungsstrichen – falschen Meinung abgestraft zu werden, hält er für völlig unbegründet. Zum einen gebe es die unabhängige Zweitkorrektur, zum anderen: "Mit der Abituraufgabe bekommen die Fachlehrer auch einen Erwartungshorizont und Korrekturhinweise. Und die umfassen sowohl Positionen, die eher ablehnend sind, was diese konkrete Aufgabe angeht, aber auch Positionen, die Zustimmung signalisieren."

Das Abitur war immer schon politisch

Abgesehen davon: Strittige politische und gesellschaftlich Diskurse seien schon immer typische Prüfungsthemen gewesen, sagt Thomas Langer vom Philologenverband. Der Unterschied: "Ich glaube, die Gesellschaft ist polarisierter geworden und die Gesellschaft ist auch politisch hellhöriger geworden. Und wir denken dann schnell: Oh, es geht um Gendersprache – also geht es um Politik."

Ein unpassender Reflex, findet der Deutschlehrer. In dem konkreten Essay aus der Abiturprüfung sei es um Sprachwissenschaft gegangen. Sprich: das System Sprache, Sprache im Wandel.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 16. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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