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Bis Ende Mai sprang bei Unfällen mit ukrainischen Autos eine Initiative ein. Seitdem müssen sich ukrainische PKW-Halter selbst um eine gültige Haftpflicht kümmern. Bildrechte: imago/lausitznews.de

HaftpflichtversicherungWie gut sind ukrainische Autos versichert?

18. Oktober 2022, 11:51 Uhr

Das letzte, woran man denkt, wenn man vor einem Krieg flieht, sind wahrscheinlich die eigenen Versicherungspapiere. Und so kamen hier viele Menschen aus der Ukraine erstmal ohne ihre Autoversicherungen an. Bis Ende Mai wurden Schäden, die bei Unfällen mit unversicherten Fahrzeugen entstanden, durch eine Sonderinitiative aufgefangen. Mittlerweile müssen sich die ukrainischen Fahrzeughalter in Deutschland um eine Haftpflichtversicherung kümmern. Machen das alle?

190.000 Verkehrsunfälle zählen die Versicherer in Deutschland monatlich, erklärt der Gesamtverband der Versicherer. Und wie viele davon verursachen unversicherte Fahrzeuge aus der Ukraine? Sandra Schwarz, Geschäftsführerin des Grüne Karte Büros und der Verkehrsopferhilfe: "Wir haben im Moment in der Verkehrsopferhilfe, die ja zuständig ist, Schadenfälle zu bezahlen, die durch unversicherte Fahrzeuge – auch durch solche aus der Ukraine – verursacht werden, 20 bis 22 Unfälle pro Monat, die wir gemeldet bekommen und von denen wir wissen, dass das Fahrzeug tatsächlich unversichert war."

Das ist ungefähr so viel, wie die Verkehrsopferhilfe auch sonst im Monat gemeldet bekam. Damit hätten sich die Fälle also verdoppelt, erklärt Schwarz, fügt aber zugleich hinzu: "Von daher muss man sagen: An der Stelle kann man Entwarnung geben. Ja, es gibt unversicherte ukrainische Fahrzeuge, aber es ist überhaupt kein Massenphänomen."

So können Menschen aus der Ukraine ihr Fahrzeug versichern

Bis Ende Mai gab es eine Sonderinitiative der Versicherer, die Unfallschäden durch unversicherte Unfälle durch ukrainische Fahrzeuge aufgefangen haben. In 300 Fällen ist die Initiative eingeschritten. Seit Juni läuft es anders, erklärt Wolfhardt Hack, Referent für verkehrspolizeiliche Aufgaben im sächsischen Innenministerium. "Seit Juni hat sich die Lage insofern verändert, dass bis zum 31.5. ein pauschaler Versicherungsschutz durch das Deutsche Büro Grüne Karte, also die Versicherer in Deutschland, gegeben wurde. Das ist zum 1.6. ausgelaufen und insofern war dann jeder Fahrzeugführer gehalten, sich selbst um einen ausreichenden notwendigen Versicherungsschutz zu bemühen."

In Deutschland müssen alle Fahrzeughalterinnen und -halter eine gültige Haftpflichtversicherung vorweisen können. Wer ohne erwischt wird, macht sich strafbar, egal aus welchem Land er oder sie kommt. Darauf werden die Geflüchteten schon bei ihrer Anmeldung, wenn sie hier ankommen, hingewiesen. Viele haben dann schon einen sogenannten Grenzvertrag abgeschlossen, der meistens im ersten Land der Reise vereinbart wird und für alle Länder der Europäischen Union gültig ist.

Die zweite Möglichkeit ist, sein Fahrzeug über das Büro Grüne Karte im eigenen Land zu versichern. Das geht neuerdings in der Ukraine besonders einfach, erklärt Sandra Schwarz vom Grüne Karte Büro Deutschland. "Der Versicherungsmarkt hat nach Beginn des Krieges sehr sehr schnell Strukturen geschaffen, um eben auch online derartige Grüne-Karte-Verträge abzuschließen und auch online die Zertifikate zu übersenden. Das war eine Infrastruktur, die gab es in der Form zuvor gar nicht." Schwarz steht im europaweiten Austausch mit ihren Kollegen und Kolleginnen und bestätigt eine hohe Zahl an abgeschlossenen Haftpflichtversicherungen für Fahrzeuge aus der Ukraine.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 17. Oktober 2022 | 06:00 Uhr