Neuer Kulturfonds des Bundes Historische Schlossanlagen kämpfen mit enormen Heizkosten

Heizen ist teuer geworden. Damit haben auch Kultureinrichtungen wie Schlösser und Burgen zu kämpfen. Tausende Quadratmeter müssen hier oft erwärmt werden. Wir haben für sechs historische Anlagen exemplarisch hier die Mehrkosten nach Betreiberangaben aufgelistet. Der Bund will kulturelle Einrichtungen mit einem eine Milliarde Euro schweren Kulturfonds in der Energiekrise unterstützen. Noch im Februar soll der Fonds an den Start gehen.

Luftaufnahme von Schloss Friedenstein in Gotha
Mehr als 600.000 Euro hatte Schloss Friedenstein in Gotha 2022 an Energiekosten zu verbuchen. Eine Steigerung um fast 60 Prozent zu 2020. Bildrechte: Schloss Friedenstein

Auch für viele Kultureinrichtungen sind die vor allem im letzten Jahr stark gestiegenen Energiepreise zu einem großen finanziellen Problem geworden. Trotz intensiver Sparmaßnahmen sehen sich hier gerade auch die Besitzer und Betreiber historischer Schlossanlagen einer unglaublichen Kostenexplosion gegenüber. Hier geht es oft um Tausende Quadratmeter Nutzfläche, die beheizt werden müssen. Der Bund hat finanzielle Hilfen zugesichert.

"Kulturfonds Energie des Bundes" soll noch Februar kommen

Bereits im November vergangenen Jahres hatte die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen), mitgeteilt, sie hoffe, nicht ausgeschöpfte Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfond, den die Bundesregierung gegen die Folgen der Corona-Pandemie aufgelegt hatte, für die Bewältigung der Energiekrise in der Kulturbranche einsetzen zu können. Der "Deutsche Kulturrat" hatte darüber berichtet und auch darüber hinausgehende finanzielle Hilfen, wie etwa Gelder für Sanierungsmaßnahmen zur Förderung der energetischen Bilanz, gefordert.

Wie es aus dem Kulturstaatsministerium im Berliner Kanzleramt nun auf Nachfrage der MDR Wirtschaftsredaktion hieß, werde dort mit Hochdruck am Programmstart für den "Kulturfonds Energie des Bundes" gearbeitet. Zur Verfügung stünden eine Milliarde Euro. Gemeinsam mit den Kulturministerien der Länder würden noch die Förderrichtlinien zur Vergabe der Fördermittel erstellt. Ein Verteilschlüssel nach Bundesländern oder Sparten sei nicht vorgesehen. Die Abwicklung solle über die Länder erfolgen. Dabei sollen die Strukturen des "Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen" genutzt werden.

Der Fonds soll noch im Februar an den Start gehen können und Kultureinrichtungen und Kulturveranstalter unterstützen. "Ob Museum, Theater, Kino, Opernhaus oder Club – sie alle leisten einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs in einer damit gestärkten, lebendigen Demokratie", sagt Claudia Roth. Mehrbedarfe bei den Energiekosten sollen durch den Fonds abgefedert und anteilig bezuschusst werden. 

Der Förderzeitraum "Der Förderzeitraum des Kulturfonds Energie des Bundes erstreckt sich rückwirkend vom 1. Januar 2023 bis zum 30. April 2024", so die Bundesregierung.

Hoffnung auch bei den drei größten Schlossbetreibern Mitteldeutschlands

Hoffnung auf den neuen Energiefond setzen auch die drei größten mitteldeutschen Schlossbetreiber: die Stiftung Thüringische Schlösser und Gärten (31 Schlösser, Burgen und Klöster) die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt (20 Schlösser, Burgen, Klöster und Dome) und die Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen GmbH (19 Burgen, Schlösser und Gärten).

Je nach Nutzung und Ausstattung fallen in den Anlagen unterschiedlich hohe Energiekosten an. Allen gemeinsam ist, dass diese im letzten Jahr gestiegen sind – zwischen fast 40 und 100 Prozent. Auch für 2023 wird mit weiteren Preissprüngen gerechnet.

Kostensteigerungen für mitteldeutsche Burgen und Schlösser beim Heizen in Zahlen

Blick nach Thüringen

Schaut man nach Thüringen, so ist das, geht es um Energiekosten, mit Abstand teuerste Objekt das Schloss Friedenstein in Gotha mit separatem Herzoglichen Museumsbau und dem Kunstdepot. Die höchste Energierechnung hat dabei jedoch nicht das größte Schloss Thüringens, sondern das vollklimatisierte Kunstdepot.

Schloss Friedenstein/Energiekosten
2020 2022 Steigerung
378.500 Euro 613.400 Euro + 62 %

Schloss Friedenstein in Gotha
Das Schloss Friedenstein in Gotha wurde im 17. Jahrhundert erbaut. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Platz zwei der Sorgenliste der Thüringer Schlösserstiftung belegt das Schloss Sondershausen. Es beheimatet die Thüringische Musikakademie. Fast alle Räume des Schlosses sind also ganzjährig genutzt und müssen auch beheizt werden.

Schloss Sondershausen/Energiekosten
2022 2023 (erwartet) Steigerung
172.000 Euro 257.000 Euro 50 %

Schloss Sondershausen
Das Schloss Sondershausen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Bildrechte: dpa

Besonders getroffen hat es in Thüringen auch die Veste Heldburg bei Hildburghausen. Hier gibt es noch eine alte Ölheizung. Der Ölpreis stieg auf 177% im Vergleich zum Vorjahr. Trotz Minderverbrauch stiegen die Heizkosten.

Veste Hildburg/Kosten für Heizöl
2021 2022 Steigerung
37.300 Euro 52.000 Euro 40 %

Eine Burg
Erste Teile der Veste Heldburg entstanden bereits im 12. Jahrhundert. Bildrechte: MDR / Heike Neuhaus

Blick nach Sachsen

Die in Sachen Energie kostspieligste Anlage Sachsens ist überraschenderweise das Schloss Pillnitz. Und das, obwohl es als Sommerschloss für Besucher im Winter eigentlich geschlossen ist. Was die Energierechnung hier in die Höhe treibt, sind die historischen Pflanzenschutzhäuser. Da ist die Orangerie, in der 600 Kübelpflanzen, vor allem Orangenbäume aus dem Park Pillnitz, bei konstant plus acht Grad überwintern. Auch das fast 100 Meter lange, historische Palmenhaus, gehört dazu. Hier leisteten sich schon die sächsischen Könige eine australische und südafrikanische Palmenpracht, die es auch im Winter gern um die 18 Grad warm hätte. Auch kräftig zu Buche schlägt das Schutzhaus für die im Februar blühende Kamelie – die älteste und wohl auch größte nördlich der Alpen.

Wenn die Temperaturen den zweistelligen Minusbereich erreichen, verbrennt in der Heizungsanlage für die drei Gewächshäuser an einem Tag Gas im Wert von 1.000 Euro.

Schloss Pillnitz und Park/Energiekosten
2020 2022 Steigerung
105.546 Euro 127.172 Euro 21%

Schloss Pillnitz
Der Schlosspark lädt seit dem 18. Jahrhundert zum Flanieren ein. Das Schloss selber fand bereits im 14. Jahrhundert als Herrensitz Erwähnung. Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Blick nach Sachsen-Anhalt

Das mit Abstand teuerste Objekt der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt ist die Moritzburg in Halle. Auch hier liegt es an der großflächigen, ganzjährigen Nutzung als Landeskunstmuseum. Auch hier gibt es klimatisierte Depots und Besucherbereiche, die beheizt werden müssen.

Moritzburg/Energiekosten
2022 2023 (erwartet) Steigerung
105.000 Euro 158.000 Euro 50 %

Das Kunstmuseum Moritzburg in Halle.
Die Moritzburg in Halle wurde ursprünglich Ende des 15. Jahrhunderts als erzbischöfliche Residenz erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg zerstörte ein Brand allerdings große Teile des Originalbaus. Bildrechte: imago images / Steffen Schellhorn

Auch das Kloster Michaelstein im Harz erweist sich als kostspielige Immobilie. Dabei sind nicht die mittelalterlichen Klosterräume oder das Musikmuseum die größten Energieschlucker sondern auch hier die im ehemaligen Klostergut untergebrachte Landesmusikakademie. Probenräume, vor allem aber auch die Unterkünfte für Chöre oder Schülerorchester müssen warm gehalten werden. Hier ist eine Gasheizung im Einsatz.

Kloster Michaelstein/Kosten für Heizgas
2020 2023 (erwartet) Steigerung
75.000 Euro 150.000 Euro 100 %

Am Wegesrand einer Einfahrt zu Kloster Michaelstein bei Blankenburg stehen Bäume.
Kloster Michaelstein ist weit über 800 Jahre alt. Bildrechte: MDR/Michael Rosebrock

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MDR (cbr)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 31. Januar 2023 | 20:15 Uhr

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