Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Könnte man Medikamente nachhaltiger verpacken? Bildrechte: imago images / photothek

Hörer machen ProgrammWie steht es um nachhaltige Medikamentenverpackungen?

27. Februar 2023, 05:00 Uhr

Medikamente sind häufig in Aluminum verpackt. Ein unbegrenzter Grad von Verschwendung wertvoller Rohstoffe, findet eine MDR-AKTUELL-Hörerin. Können Medikamentenverpackungen nachhaltiger werden?

Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Beim Einkaufen bekommt man keine Plastiktüten mehr. Im Supermarkt liegt das Gemüse häufiger unverpackt aus. Und statt den Kaffee in Wegwerfbechern serviert zu bekommen, wird man auf die Mehrweg-Alternativen verwiesen. Nur bei den Verpackungen von Arzneimitteln scheint sich wenig zu tun.

Das zumindest ist der Eindruck der MDR AKTUELL-Hörerin Eva Schumacher-Gerth aus Nischwitz bei Wurzen: "Wie kommt es, dass in dieser Hinsicht bei der Verpackung und Vermarktung von Medikamenten scheinbar weiterhin ein unbegrenzter Grad bei der Verschwendung von wertvollen Rohstoffen wie Aluminium und anderen Ressourcen erlaubt ist?“

Verpackungen teils mit Luft gefüllt

Eva Schumacher-Gerth hat täglich mit einer Unmenge von Arzneimitteln zu tun. Sie arbeitet als Krankenschwester. Aber auch im Medikamentenschrank ihrer Familie liegen viele Tablettenpackungen. Dabei fällt ihr auf: „Dass viele Hersteller nach wie vor sinnlos aufwendige Verpackungen mit absichtlich leeren, mit Luft gefüllten Stellen auf den überdimensionierten Blistern in ebenso sinnlos großen Schachteln verkaufen.“

Standardisierte Herstellung von Tablettenverpackungen

Die Blister, also die schmalen Tablettenverpackungen aus Plastik, werden standardisiert an bestimmten Maschinen hergestellt, erklärt Elmar Kroth, Geschäftsführer für den Bereich Wissenschaft beim Bundesverband der Arzneimittelhersteller, kurz BAH. Sie seien aber selten nur zum Teil befüllt.

"Wir haben unlängst erst eine Umfrage unter unseren Mitgliedern gestartet und es stellte sich raus, dass das nur in sehr wenigen Fällen tatsächlich so ist. Zum einen sind manche Produkte in Ihrer Reichweite nur für fünf oder sieben Tage vorgesehen. Der typische Blister enthält aber Platz für zehn Näpfe, wo dann entsprechende Tabletten enthalten sind", erklärt Elmar Kroth. Und: Man müsse sonst separate Maschinen für Fünfer oder Siebener-Blister anschaffen. Das würde sich nicht lohnen.

Hohe Ansprüche an Medikamentenverpackungen

Grundsätzlich müssen die Verpackungen von Medikamenten sehr vielen Ansprüchen genügen. Sie dürfen keine Feuchtigkeit und kein Licht durchlassen, müssen den Wirkstoff mitunter über mehrere Jahre stabil halten und kindersicher sein. Eigenschaften, die Plastik oder Aluminiumfolien bisher oft besser erfüllen als Naturfasern, sagt Andreas Hundt, Sprecher des Pharmakonzerns Pfizer.

Dabei sind erste Papierblister seit 2021 auf dem Markt. Aber: „Bisher erfüllen sie die Anforderungen in der Arzneimittelproduktion noch nicht. Deswegen setzen wir sie auch noch nicht ein. Aber wir arbeiten eng mit den Herstellern dieser Verpackungsmaterialien zusammen, um zukünftig Lösungen zu finden."

Recycelfähigkeit und Verpackungsgrößen sollen verbessert werden

Ein Pharmahersteller kann seine Verpackungen indes nicht von heute auf morgen verändern, so Elmar Kroth vom BAH: "Ein Wechsel von einem herkömmlichen Blister zu einem Papierblister erfordert, dass die Unternehmen sämtliche Stabilitätsuntersuchungen neu beginnen müssen. Also in der Regel eine dreijährige oder fünfjährige Stabilität ist nachzuweisen. Wechsle ich das Material, starte ich von Beginn."

Der Pharmakonzern Pfizer hat deshalb erstmal damit angefangen, die Beipackzettel digital zur Verfügung zu stellen. Man experimentiere auch mit sogenannten sortenreinen Verpackungen, die also nur aus einem Material bestehen und leicht recycelt werden können. Svenja Grummt, Forscherin beim Umweltbundesamt: "Es geht auf jeden Fall noch mehr, würde ich sagen. Gerade bei der Optimierung der Verpackungsgröße könnte noch einiges Material eingespart werden und auch bei der Recyclingfähigkeit.“

Das scheint den Herstellern bewusst zu sein. Sie sagen: Nachhaltigkeit sei für sie ein wichtiges Thema. Und von verschwendeten Ressourcen hätten auch sie nichts.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 27. Februar 2023 | 06:00 Uhr