Ein Mittagsessen steht in einem Krankenzimmer
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Trockene Wurst und kaum Vitamine Warum das Essen in vielen Krankenhäusern zu wünschen übrig lässt

29. November 2024, 15:25 Uhr

Viele Patienten beschweren sich über schlechtes Essen im Krankenhaus. Wer jedoch gesund sein will, der muss sich auch gut ernähren. Warum aber gibt es gerade dort, wo Gesundheit im Mittelpunkt steht, offenbar kaum reichhaltiges Essen?

Ein dürres Weißbrot mit Marmelade am Morgen, verkochter Spinat mit Kartoffeln zum Mittag und abends eine Scheibe Schwarzbrot mit trockener Wurst. So oder so ähnlich sehen oft die Speiseteller im Krankenhaus aus. Keine Mahlzeit zum Gesundwerden. Das Essen ist ein Problemfall in vielen Krankenhäusern und eine Herausforderung für diejenigen, die hart kalkulieren müssen, damit die Patienten was auf den Teller bekommen.

Nur geringe Kosten für das Essen

Ein Beispiel ist die Uniklinik Leipzig. Hier müssen pro Tag rund 1.500 stationäre Patienten mit Nahrung versorgt werden, erzählt Lars Selig. Er leitet an der Uniklinik das Ernährungsteam. Das Essen im Krankenhaus sei von der Kostengestaltung nicht sehr hoch bewertet. "Hier sind Beträge zwischen fünf bis sieben Euro im Spiel, die die Küche zur Verfügung hat, um eine komplette Verpflegung für den Tag zu gestalten. Das ist also Frühstück, Mittag, Vesper – was es nicht in jedem Haus gibt – und Abendbrot", sagt Selig. Das dafür verfügbare Budget lande in einem großen Topf mit Wäsche, Reinigung und Service für Patienten, der von den Krankenkassen bezahlt werde.

Krankenkassen zahlen sechs Euro pro Tag für Verpflegung

Die Uniklinik Leipzig hat keine eigene Küche. Sie lässt in einer externen Großküche kochen. Gleich danach werden die Speisen auf drei Grad Celsius abgekühlt und im Krankenhaus wieder erwärmt. Im deutschlandweiten Durchschnitt zahlen die Krankenkassen pro Patient und pro Tag 6 Euro für die Verpflegung, sagt Gerald Gaß, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft. "Die Krankenhäuser müssen mit diesem Geld auskommen und müssen deshalb angesichts der aktuellen Lage auch sehr knapp kalkulieren." Es gebe keine separate Fallpauschale für das Krankenhausessen, sondern nur für die gesamte Patientenbehandlung, in der das Geld für das Krankenhausessen integriert sei.

Diese Fallpauschale komme von den gesetzlichen und privaten Krankenkassen, so Gaß. Bei der Essenspauschale gibt es also keine Unterschiede zwischen gesetzlichen und privaten Kassen. Übrigens: Getränke müssen auch aus der Pauschale von rund sechs Euro gezahlt werden.

Gesamtangebot sollte möglichst pflanzenbasiert sein

Was auf dem Teller landen sollte, dafür hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung einen Qualitäts-Standard entwickelt, erklärt Ernährungswissenschaftlerin Eva Hoffmann. "Dort wird ein gesundheitsförderndes und nachhaltiges Verpflegungsangebot anhand von etwa hundert Kriterien beschrieben. Das heißt, es kommt nicht nur darauf an, welche Lebensmittel ausgewählt werden, sondern es gibt auch Empfehlungen, wie diese Lebensmittel zubereitet werden." Hoffmann zufolge sollten zweimal am Tag Vollkornprodukte eingesetzt werden. "Dann sollte es auch Käseprodukte geben, zum Beispiel als Belag, der ist besonders wichtig für die Kalziumversorgung", so die Ernährungswissenschaftlerin. Das Gesamtangebot solle möglichst pflanzenbasiert sein und nicht zu viele tierische Produkte enthalten.

Auch Obst und Gemüse sollte immer dabei sein sowie Getränke. Diese sollten möglichst kalorienfrei oder kalorienarm sein, so die Ernährungsexpertin. Fehlen Vitamine und Nährstoffe, werden wichtige Prozesse im Körper behindert, was gerade bei Kranken keine gute Grundlage für eine Genesung ist. Ob Krankenhäuser den Qualitäts-Standard anwenden, ist ihnen freigestellt. Er gilt als Orientierungshilfe.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 22. November 2024 | 07:19 Uhr

77 Kommentare

klaus.kleiner77 vor 1 Wochen

In einem KH erwarte ich aber Ernährung gemäß der behandelten Krankheit sowie den Empfehlungen der DGE bzw. WHO. Dazu gibt es ja zunächst offiziell in jedem Haus eine Diätassistentin. Was spricht dagegen, den Patienten im KH auch hinsichtlich (künftiger) Ernährung zu beraten und es "vorzuleben"? Das sollte eigentlich wesentlicher Bestandteil der Behandlung sein - nicht nur die Medikation aus der Apotheke.

Anita L. vor 1 Wochen

"Obst & Gemüse gibt es dort schon seit Jahren nicht mehr"

Aha. Dann muss mein letztjähriger Aufenthalt schon Jahre her sein...

Die "halbe Welt" sind 4,1 Milliarden Menschen. An anderer Stelle wird gerade über Populismus und seine Methoden diskutiert. Sinnlose Übertreibung ist eines davon.

MandyK vor 1 Wochen

Eine Krankenkasse für ganz Deutschland & nicht über 900 wie es derzeit der Fall ist, würde schon ein ganzes Stück weiter helfen. Wir haben einen Wasserkopf an Obrigkeiten in allen Krankenkassen sitzen,die Spitzenverdiener sind. Hinzu kommt, dass wir die halbe Welt kostenlos in unsere Sozialkassen einwandern lassen & bezahlen solls der kleine Mann. Wer einzahlt, soll auch Leistung erhalten & wer nix zahlt, sollte auch dementsprechend weniger Leistung erhalten. Wo soll denn das alles noch hinführen? Das gesamte Gesundheitswesen gehört in staatliche Hand & hat nichts in profitgierigen privaten Gesellschaften zu suchen. Das Krankenhausessen ist in sämtlichen deutschen Kliniken eine Katastrophe & hat nichts mit gesunder Ernährung zu tun. Obst & Gemüse gibt es dort schon seit Jahren nicht mehr, ein Armutszeugnis für dieses Land!

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