Sonderregel bei Erkältungen Hausärzte wollen telefonische Krankschreibung erhalten

01. April 2023, 13:52 Uhr

Wer mit Husten, Schnupfen oder Heiserkeit aufwacht, musste sich nicht extra zum Arzt schleppen, sondern konnte sich auch per Telefon krankschreiben lassen. So war das während der Corona-Pandemie, doch diese Sonderregelung ist jetzt ausgelaufen. Ab sofort geht das nicht mehr. Hausärztinnen und Hausärzten gefällt das gar nicht.

Bis zu eine Woche können – oder eher konnten – Ärztinnen und Ärzte Personen telefonisch krankschreiben und gegebenenfalls nochmal um eine Woche verlängern. Sie mussten sich dafür persönlich ein Bild vom Zustand des oder der Kranken machen, "durch eingehende telefonische Befragung", wie es vom Gemeinsamen Bundesausschuss heißt, der die Regelung erlassen und nun wieder beendet hat. Darin sind Kassenärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen vertreten. 

Zur Begründung schreibt die Pressesprecherin des Ausschusses MDR AKTUELL: "Eine Verlängerung der Corona-Sonderregelung wurde angesichts der aktuellen Risikobewertung zu Covid-19 nicht beantragt – auch nicht von Seiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung."

Deutscher Hausärzteverband will Regelung beibehalten

Beim Deutschen Hausärzteverband ist man trotzdem der Meinung: Es ist ein Fehler, die Regelung einfach auslaufen zu lassen. Sie sei auch im vergangenen Infektwinter ein Instrument gewesen, um die Versorgung sicherzustellen, sagt der Vorsitzende Markus Beier und beschreibt, was mit dem Ende der Regelung auf die Kolleginnen und Kollegen zukommt: "Wir werden einen erhöhten Ansturm gerade in Infektwellen und an Montagen erleben und letztlich ein ziemlich unkoordiniertes Nebeneinander von infektiösen und chronisch erkrankten Menschen."

Warum die Sonderregelung nicht verlängert wurde

Die neueste Bewertung des RKI, dass nur noch eine moderate Gefahr herrscht, sich mit Corona anzustecken, sei ein Grund für das Auslaufen der Regelung. Aber nicht der einzige. Man habe sich in der Selbstverwaltung über verschiedene Punkte nicht einigen können, berichtet Beier. Zum Beispiel, wie ein Missbrauch der telefonischen Krankschreibung vermieden werden kann und wieviel die Krankenkassen den Ärztinnen und Ärzten dafür bezahlen. Diskussionen, für die Beier zwar Verständnis hat, aber: "Das Unverständnis bei uns ist, dass man sich da keine Mühe gegeben hat und letztlich die Praxen und die Patientinnen und Patienten auch nicht im Blick hat, sondern dass es jetzt in Grabenkämpfen festhängt. Das kritisieren wir ganz scharf."

Sein Verband will sich bemühen, dass die telefonische Krankschreibung wieder möglich wird, sagt Beier, auch wenn die Hausärztinnen und -ärzte im Gremium in der Minderheit sind und eingeklemmt zwischen verschiedenen Interessen, wie er sagt. Der Gemeinsame Bundesausschuss weist darauf hin, dass die telefonische Krankschreibung bei Bedarf sehr schnell wiedereingeführt werden könne.

Verbraucherzentrale fordert Gesetz zur telefonischen Krankschreibung

Der Gesundheitsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Thomas Moormann, hat hier allerdings einen Einwand: Das sei nur in einer neuen Pandemielage möglich. "Es gilt eben nicht – und das ist das Entscheidende für uns – für Infekte mit leichter Symptomatik. Da hat sich ja wirklich gezeigt, dass es für alle Beteiligten eine große Entlastung war. Und ausgerechnet das, als innovative Errungenschaft in der Pandemie, wird jetzt wieder abgeschafft."

Der Verbraucherzentrale Bundesverband fordert deshalb ein Gesetz zur telefonischen Krankschreibung: Für gesetzlich Versicherte müsse sie in die Regelversorgung aufgenommen werden, so Moormann.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 01. April 2023 | 06:00 Uhr

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