7. Januar 2025, Asunción, Paraguay: „Wir werden die Faktenprüfer abschaffen und sie durch Community Notes ähnlich wie X ersetzen, beginnend in den USA“, sagte Meta-CEO Mark Zuckerberg in einem am Dienstag geposteten Video, das auf einem Smartphone mit dem Logo von Meta Platforms im Hintergrund zu sehen ist. 3 min
Audio: In Zukunft keine Faktenchecks mehr auf Facebook und Instagram Bildrechte: IMAGO/ZUMA Press Wire
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Wie arbeiten eigentlich Faktenchecker in der EU?

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Meta beendet Faktenchecks in den USA Wie arbeiten Faktenchecker in Deutschland?

09. Januar 2025, 10:04 Uhr

Der US-Internetkonzern Meta verkündete, dass in Zukunft die Faktenchecks auf seinen Plattformen Facebook und Instagram eingestellt werden. Für Europa gilt das noch nicht, die EU-Kommission kritisiert das Vorhaben. Hier übernehmen Nachrichtenagenturen wie dpa und AFP das Faktenchecken. Ohne sie würde es einen Anstieg von Hetze und Desinformationen in den sozialen Netzwerken geben, warnen Digitalexperten.

In den USA sollen die Nutzer von Facebook und Instagram in Zukunft Falschinformationen selbst aufspüren. Künftig werde dem Konzern Meta zufolge auf sogenannte "Community Notes" gesetzt. Damit können Nutzende kennzeichnen, welche Aussagen sie für falsch halten, statt wie bisher auf verifizierte Faktenchecker zu vertrauen.

Experte: Falschinformationen werden journalistisch eingeordnet

Ob dies in gleichem Maße Aufklärung leisten kann wie Faktenchecker, daran hat Digitalpublizist Markus Beckedahl Zweifel. "Sehr häufig gibt es da nämlich Falschinformationen, Lügen oder einfach Ungenauigkeiten und die werden dann einfach journalistisch eingeordnet und mit einem Hinweis versehen."

Die Hälfte des Publikums orientiere sich vielleicht daran und die andere Hälfte glaube nicht, was irgendein Faktenchecker da schreibe. Aber es sei zumindest eine Maßnahme, um zu sensibilisieren, dass man nicht alles glauben sollte, sagt Beckedahl.

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"Die Vorstellung, dass Bürger unbescholten im Internet rumsurfen, eine Falschmeldung sehen und dann in ihrem politischen Weltbild erschüttert werden, ist unplausibel", sagt Christian P. Hoffmann. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Universität Leipzig Tobias Tanzyma

Entscheidung rückt professionelles Faktenchecken ins falsches Licht

Beckedahl weiß, dass die Arbeit der Faktenchecker zunächst nur in den USA eingestellt werden soll. Ob im nächsten Schritt auch die EU und damit Deutschland betroffen sein könnte, will er nicht ausschließen. Das Faktenchecken für Meta übernehmen hier das Medienunternehmen Correctiv und die Nachrichtenagenturen dpa und AFP.

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Die Entscheidung von Meta-Chef Zuckerberg würde professionelles Faktenchecken in ein falsches Licht rücken, sagt Stephan Mündges vom European Factchecking Standard Network, kurz EFCSN. "Factchecking bietet Gegenrede, bietet Kontext, bietet zusätzliche Informationen dafür an, dass sich Nutzerinnen und Nutzer selbst ein Urteil und eine Meinung bilden können."

Mitgliedsorganisationen monitoren zahlreiche Quellen

Der europäische Faktencheckverband EFCSN verifiziert Faktencheck-Unternehmen und überprüft alle zwei Jahre, ob die sich an die offiziellen Standards halten. "Im Kern tun unsere Mitgliedsorganisationen, dass die überprüfen, ob faktische Aussagen korrekt sind, nicht korrekt oder nur teilweise korrekt."

Dafür würden die Mitgliedsorganisationen zahlreiche Quellen sowohl im Internet als auch politische Statements, et cetera monitoren. Dann wählen sie je nach Relevanz einzelne Statements oder Aussagen aus und überprüfen die nach journalistischen Qualitätsstandards nach einer etablierten Methodik, erklärt Mündges.

Hetze und Desinformationen könnten noch mehr Raum bekommen

Um als Faktencheck-Unternehmen vom Verband verifiziert zu werden, überprüft der auch, für wen die Faktenchecker arbeiten, woher sie Gelder beziehen und ob sie überparteilich sind. "Das heißt, man darf als EFCSN Mitgliedsorganisationen keine Mitarbeitenden haben, die für Parteien tätig sind oder enge Kontakte zu Parteien haben als ein Beispiel. Weiteres Kriterium ist das wenn Fehler passieren, die offen und konkret und transparent korrigiert werden."

Diese müssten benannt werden, sodass man dann ein ganz ausführliches Set an Kriterien und Standards habe, deren Einhaltung überwacht werde. Sowohl Beckedahl als auch Mündges warnen, durch einen Wegfall dieser Maßnahmen, würde Hetze und Desinformationen in Zukunft auf Social Media noch mehr Raum überlassen.

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