Symbolbild: Hände unterschreiben einen Mietvertrag, eine Hand gibt einen Schlüssel.
In Ballungsräumen herrscht Wohnungsnot. Dabei gibt es genug Wohnraum, er ist nur schlecht verteilt. Ein Recht auf Wohnungstausch könnte helfen. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Christin Klose

Mietrecht Mieterbund fordert Recht auf Wohnungstausch für Senioren und Familien

19. April 2023, 11:32 Uhr

Der Deutsche Mieterbund begrüßt den Vorstoß, im Mietrecht künftig eine Option auf Wohnungstausch zwischen Senioren und jungen Familien zu verankern. Hintergrund ist, dass viele Rentner mit Altverträgen in großen Wohnungen leben, doch ein Umzug in eine neue kleinere Wohnung gerade in Ballungsräumen zu teuer wäre. Andererseits sind für Familien große Wohnungen schwer bezahlbar. Eine Studie sieht großes Potenzial, über Wohnungstausch den Markt zu entlasten.

Der Deutsche Mieterbund unterstützt den Vorschlag der Linksfraktion im Bundestag, eine Tauschoption für Wohnungen zwischen Senioren und Familien im Gesetz festzuschreiben. Präsident Lukas Siebenkotten sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, zwar gebe es in den Portalen großer Immobilienbörsen zahlreiche Tauschwohnungen. Doch drohten dabei erhebliche rechtliche Risiken.

Siebenkotten rief den FDP-Politiker Marco Buschmann als zuständigen Bundesjustizminister auf, hier Abhilfe zu schaffen. Buschmann sollte "einen Anspruch auf Tausch von Wohnraum zu den jeweils bestehenden Mietpreisen gesetzlich etablieren".

Studie: Jede dritte Familie in Großstädten lebt beengt

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben in Deutschland viele Familien zu wenig Wohnraum. Auf der anderen Seite gebe es auch zahlreiche Rentner, die nach dem Auszug der Kinder und dem Tod des Partners weiter in der großen Familienwohnung lebten. Dazu kämen gut verdienende Singles, die sich Wohnungen mit Arbeits- und Gästezimmern leisteten.

Insgesamt leben laut der Analyse in deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Bewohnern 6,5 Prozent der Haushalte in "beengten Wohnverhältnissen" – also etwa Eltern mit zwei Kindern in einer Zwei- oder Dreizimmerwohnung. Betroffen seien vor allem Familien, oft mit Migrationshintergrund. Knapp jede dritte Familie sei betroffen. Wegen der hohen Mieten könnten sich viele Familien eine größere Wohnung nicht leisten.

Dagegen leben der Studie zufolge 6,2 Prozent der Haushalte in "großzügigen" Wohnungen, darunter viele Haushalte mit Bewohnern über 70. Zu dieser Kategorie zählten Wohnungen, in denen die Zahl der Wohnräume die der Haushaltsmitglieder um drei oder mehr übersteigt.

IW sieht großes Potenzial, Wohnungsnot zu entspannen

Das IW sieht eigentlich ein großes Potenzial, die Wohnungsnot auf diesem Weg zu entspannen. Die gestiegenen Energiepreise setzten zusätzliche Anreize, aus einer eigentlich zu großen in eine kleinere Wohnung zu wechseln.

Außerdem empfahl das IW, Rentnern mit viel Platz mehr attraktive Angebote für eine Verkleinerung zu machen. So solle man sie etwa bei den Kosten und der Organisation des Umzugs unterstützen. Versuche mit Tauschbörsen hätten bisher aber noch keine große Wirkung gezeigt.

KNA (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 18. April 2023 | 19:00 Uhr

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