Mehrere Verpackungen von Lebensmitteln mit Nutri-Score-Symbol nebeneinander.
Der Nutri-Score soll auf den ersten Blick anzeigen, wie gesund Lebensmittel sind. Doch die Kennzeichnung ist umstritten. Bildrechte: IMAGO/Depositphotos

Nach Neuberechnung Warum Milchgetränke beim Nutri-Score als Softdrinks gelten

11. September 2024, 08:57 Uhr

Nach einer Neuberechnung der Lebensmittelampel Nutri-Score gelten unter anderem Milchgetränke als Softdrinks und nicht mehr als feste Nahrungsmittel. Der Lebensmittelriese Danone findet diese neue Einstufung absurd und nicht nachvollziehbar. Deshalb will der Konzern das freiwillige Nutri-Score-Label nun schrittweise von seinen trinkbaren Milchprodukten entfernen. Die Verbraucherorganisation Foodwatch wiederum begrüßt die Neubewertung von Milchgetränken und kritisiert die Entscheidung von Danone.

Jessica Brautzsch
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In einer Nische der Social-Media-Welt ist der Nutri-Score so etwas wie ein Running Gag – und zwar europaweit. In hunderten von Beiträgen mokieren sich Menschen auf TikTok, YouTube und Co. darüber, dass Schoko-Zerealien, Nacho-Chips oder auch Pommes eine positive Bewertung im Nutri-Score haben. Und damit oft gesünder erscheinen als etwa geräucherter Wildlachs oder Bio-Käse.

Berechnung bei allen Produkten gleich

Tatsächlich funktioniert die Berechnung des Nutri-Scores bei allen Produkten nach denselben Kriterien, erkärt Luise Molling, Expertin für ernährungspolitische Themen bei der Verbraucherorganisation Foodwatch.

"Der Nutri-Score berechnet die eher positiven Nährwertbestandteile eines Lebensmittels mit den negativen. Positiv zu Buche schlagen zum Beispiel Ballaststoffe, Proteine, der Obst-Gemüse-Gehalt, aber auch so etwas wie Nüsse und welche Öle. Und negativ zu Buche schlagen vor allem Zucker, Fette und Salz." Daraus ergebe sich schließlich eine Bewertung von A bis E oder eben Grün bis Rot.

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Nutri-Score keine generelle Gesundheitsbewertung

Es ist aber ein Missverständnis, dass nach dieser Berechnung Zeralien gesünder sein sollen als beispielsweise Wildlachs, erklärt Verena Müller von der Verbraucherzentrale Sachsen. Denn der Nutri-Score vergleiche nur Produkte innerhalb einer einzigen Produktgruppe.

"Der Teil des Missverständnisses ist hier oftmals, dass es sich bei dem Nutri-Score eben nicht um eine generelle Gesundheitsbewertungen handelt, sondern um die Nährstoffqualität im Vergleich zu anderen Produkten innerhalb dieser Produktgruppe." Die Tiefkühlpizzen bleiben im Vergleich also unter sich.

Zwei Kinder trinken ein Glas Milch 3 min
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Neuberechnung des Nutri-Scores

Im vergangenem Jahr hat nun ein wissenschaftliches Gremium einige Anpassungen an den Bewertungen vorgenommen. So gelten etwa Milch, Milch- und Pflanzengetränke nicht länger als feste Nahrungsmittel, sondern als Softdrinks. Dadurch rutschen viele Produkte des Lebensmittelkonzerns Danone in eine schlechtere Bewertung.

Luise Molling von Foodwatch begrüßt diese Änderung. Denn erst durch diese Änderung zeige sich, welche Milchgetränke gesünder sind als andere. Bislang waren die nämlich meistens alle mit einem grünem B bewertet. "Und daher hat man eine Differenzierung vorgenommen, hat gesagt, man bewertet das jetzt eben nach dem Getränke-Algorithmus, was dazu führt, dass eben eine fetthaltigere Milch auch schlechter bewertet wird als eine fettärmere Milch. Und dass vor allem diese gesüßten Milchgetränke (…) auch deutlich schlechter bewertet werden."

Danone entfernt Nutri-Score von Milchgetränken

Danone und der Milchindustrie-Verband sehen das anders. In ihren Augen werden hier wichtige und gesunde Nahrungsmittel abgewertet.

Danone reagiert deswegen entschieden: Auf seinen trinkbaren Milchprodukten wird zukünftig kein Nutri-Score mehr verraten, wie gesund sie sind oder eben nicht. Konsequenzen muss der Konzern nicht fürchten, denn der Nutri-Score ist ein freiwilliges Label.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. September 2024 | 07:21 Uhr

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