ArzneimittelversandWarum Online-Apotheken aus den Niederlanden vom deutschen E-Rezept profitieren
Seit der Einführung des E-Rezepts Anfang des Jahres boomt der Online-Handel mit Arzneimitteln. Davon profitieren auch Shop Apotheke und DocMorris, die umsatzstärksten Versandapotheken in Deutschland. Ihren Sitz haben diese Unternehmen aber in den Niederlanden. Dort war der Arzneimittelversand schon früher erlaubt als in Deutschland. Außerdem muss man in den Niederlanden nicht Apotheker sein, um einen Versandhandel für Medikamente zu betreiben.
- In Deutschland gilt das sogenannte Fremdbesitzverbot für Apotheken, in den Niederlanden ist das anders.
- Die meisten Kunden der Online-Apotheke DocMorris kommen aus Deutschland.
- Die Menschen in den Niederlanden bestellen in Online-Apotheken hauptsächlich nicht verschreibungspflichtige Artikel.
Es erhöht die Sicherheit, ist fälschungssicherer und spart Zeit und Wege: Den Kampagnen zufolge hat das E-Rezept nur Vorteile. In Werbespots wird gezeigt, dass man verschriebene Medikamente auch schnell und unkompliziert im Internet bestellen und bequem nach Hause liefen lassen kann.
Weitaus weniger bekannt ist hingegen, dass die beiden hierzulande umsatzstärksten Online-Apotheken – Shop Apotheke und DocMorris – ihren Hauptsitz nicht in Deutschland, sondern in den Niederlanden haben. Warum? Und wie sicher ist das?
Arzneitmittelversand in Niederlanden früher erlaubt als in Deutschland
Aktuell lasse sich ein Interview zeitlich nicht umsetzen, antwortet Shop Apotheke auf eine Anfrage von MDR AKTUELL. Aber Apothekerin Sonja Thüllen von DocMorris nimmt sich Zeit, um zu reagieren. Dass die Online-Apotheken von den Niederlanden aus arbeiten, sei kein Zufall, sagt sie: "DocMorris wurde im Jahr 2000 vor allem in den Niederlanden gegründet, weil dort der Versandhandel mit Arzneimitteln bereits möglich war. In Deutschland war das erst ab 2004 zulässig."
Es gibt noch einen weiteren Grund: In den Niederlanden muss man kein Apotheker sein, um Medikamente zu liefern. In Deutschland dagegen gilt das sogenannte Fremdbesitzverbot. Es besagt, dass eine Apotheke nur von einem Apotheker oder einer Apothekerin betrieben werden darf. Das ist in den Niederlanden tatsächlich anders.
Niederländisches Unternehmen versorgt hauptsächlich deutsche Kunden
Die Rezepte aus Deutschland würden vollständig geprüft, sagt Thüllen. "Wir haben natürlich das Arzneimittelversandgesetz für den deutschen Markt. Und ich bin da die verantwortliche Apothekerin für mehr als zehn Millionen Kundinnen und Kunden."
Diese Kunden kommen hauptsächlich aus Deutschland. In den Niederlanden lädt der Arzt das E-Rezept nicht auf die elektronische Gesundheitskarte, denn Niederländer haben gar keine elektronische Gesundheitskarte. Das Rezept wird stattdessen per E-Mail direkt an die Apotheke versendet, denn Patienten in den Niederlanden sind in der Regel bei einer Apotheke registriert. Dort könne man das Arzneimittel dann mit einem Ausweis abholen.
Verfahren laut DocMorris sicher
Sicher sei das Verfahren jedenfalls, verspricht Thüllen von DocMorris. "Wobei für uns als niederländisches Unternehmen die europäische Datenschutzverordnung DSGVO gilt."
Es gibt auch in den Niederlanden Online-Apotheken. DocMorris und Shop Apotheke haben ebenfalls niederländische Webshops. Aber dort kaufen die Niederländer überwiegend Tabletten oder Salben, die nicht verschreibungspflichtig sind.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich dies ändert, ist gering. Denn um einer Einflussnahme durch die Pharmaindustrie vorzubeugen, ist die öffentliche Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel in den Niederlanden verboten. Es steht im Gesetz und wird auch streng überwacht. Also keine Werbespots – zumindest nicht für Medikamente.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 25. Oktober 2024 | 08:54 Uhr
Kommentare
{{text}}