Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Online-HandelWie nachhaltig sind eigentlich Pappkartons?

17. August 2022, 05:00 Uhr

Versandhandel boomt seit Jahren. 2021 wurden über 4,5 Milliarden Sendungen verschickt. Das ist ein Wachstum von rund 11 Prozent zum Vorjahr. Woher kommen die dafür benötigten Papierverpackungen? Und kann diese überhaupt zu 100 Prozent recycelt werden? Das wollte MDR AKTUELL-Hörer Lutz Rothe aus Leipzig wissen.

Im Amazon-Logistikzentrum in Gera verlassen am Tag Hunderttausende Artikel das Lager. Das Verpackungsmaterial hierfür bezieht das Unternehmen aus ganz Europa. Verpackt wird an diesem Standort ausschließlich mit Papier und Pappe, betont Standortleiterin Silvana Specht.

Amazon: Ein Drittel der Verpackungen seit 2015 eingespart

Dabei achte man darauf, immer so wenig Verpackungsmaterial wie möglich zu verwenden, erklärt die Standortleiterin. "Deswegen werden auch alle Produkte vermessen, die bei uns eingelagert sind. Wir arbeiten mit 50 Standard-Verpackungsgrößen, zusätzlich haben wir Papiertüten."

Seit 2015 habe man dadurch 36 Prozent der Verpackungen eingespart. Das mache circa zwei Milliarden Versandverpackung aus, sagt Specht. Einige Produkte werden zudem von den Herstellern bereits so geliefert, dass diese ohne weitere Verpackung von Amazon versendet werden können.

Kartonagen aus 80 Prozent Altpapier

Der Rohstoff für Kartonagen besteht zu 80 Prozent aus Altpapier. Der Rest aus sogenannten Frischfasern, die aus Bruch- und Durchforstungsholz hergestellt werden. Zum größten Teil werden diese aus skandinavischen Ländern importiert. Über 99 Prozent unserer Papierabfälle werden wiederverwertet und in den Ressourcenkreislauf zurückgeführt.

Für die Kartonherstellung werden allerdings Unmengen an Wasser verbraucht: Circa 16,5 Milliarden Liter pro Jahr. Start-Up-Unternehmen arbeiten deswegen vermehrt an Mehrwegsystemen, wie zum Beispiel "SendMePack". Einer ihrer Kooperationspartner ist die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft, kurz LKG.

Start-Up recycelt benutzte Kartons

LKG Geschäftsführer Frank Schulze erklärt, wie es funktioniert: "Von der Idee her nehmen wir die Kartons, in denen wir Bücher oder Produkte bekommen und bereiten die für SendMePack vor, indem wir sie zusammenfalten und sammeln. Und SendMePack bekommt die dann von uns zur Verfügung gestellt und können sie wiederverwenden."

SendMePack bekommt von der LKG monatlich mehrere Tausend Kartons für den Wiederverkauf. Klingt nach einer nachhaltigen Lösung, doch lohnt sich das auch? Für die LKG sei der Prozess schon aufwendiger, sagt Schulze, aber: "Wir wollten halt bewusst was Gutes für die Umwelt tun. In Zeiten, wo alles wiederverwendet werden soll, ist das eigentlich eine Superlösung. Und man muss das wirklich, wirklich ausbauen."

Das Ziel für die LKG: Mit Hilfe von SendMePack die angelieferten Kartons für die eigenen Kunden wiederzuverwenden, dann lohnt es sich nämlich richtig. Denn der Preis für Kartonagen stieg für die LKG in diesem Jahr um 87 Prozent. Gründe hierfür sind die seit zwei Jahren gestörten Lieferketten, die derzeit hohen Energiepreise und die große Nachfrage nach Pappe.

BUND: Wieder mehr vor Ort einkaufen

Ronald Sarnow vom Umweltverband BUND sieht beim Thema Versandverpackungen ein ganz anderes Problem: "Wir wollen zunächst Abfall vermeiden. Wenn man also diesen ganzen Transportweg für den Einzelverbraucher unterbindet, indem man in den Laden nebenan geht und sich das dort kauft." Damit habe man das meiste getan und diese Verpackung komplett vermieden. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern unterstütze auch die Einzelhändler vor Ort.

MDR AKTUELL

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 17. August 2022 | 06:00 Uhr

Kommentare

Laden ...
Alles anzeigen
Alles anzeigen