Erkenntnisse nach Razzia "Reichsbürger" wollten gezielt Polizisten anwerben

Nach der Razzia gegen sogenannte Reichsbürger werden immer mehr Details bekannt. Unter anderem versuchten die Beschuldigten, gezielt Polizisten anzuwerben. Auch Ausspähpläne zu einer Bundeswehrkaserne wurden gefunden.

Eine Person (2.v.r.) wird von Polizisten aus einem Hubschrauber gebracht.
Festnahme von einem der beschuldigten "Reichsbürger" – die Gruppe wollte wohl gezielt Polizisten anwerben. Bildrechte: dpa

Einige der in der vergangenen Woche von der Polizei durchsuchten "Reichsbürger" wollten offenbar gezielt Polizisten und ehemalige Soldaten für ihre Vorhaben anwerben. Das berichtet nun auch die Bundesregierung in einem vertraulichen Dokument. Darin heißt es nach MDR-Informationen, dass im November zu einem gezielten Anwerbungsversuch von Polizeibeamten in Norddeutschland gekommen sein soll. Über die Anwerbungsversuche hatte auch der "Spiegel" berichtet.

Laut der Bundesregierung sei auch die Anwerbung von ehemaligen Soldaten geplant gewesen. Im Sommer dieses Jahres kam es demnach auch zu vier Treffen in Baden-Württemberg, bei denen ein Beschuldigter für die Gruppierung und ihre Ziele geworben haben soll.

Aus einem Kreis der Beschuldigten sei laut Ermittlern zudem der Aufbau eines "militärischen Arms" geplant gewesen. Dieser habe eine Machtübernahme mit Waffengewalt durchsetzen sollen. Inzwischen ist bekannt, dass Mitglieder des "militärischen Arms" im Oktober Kasernen der Bundeswehr ausgekundschaftet haben sollen. Laut des internen Berichts soll es sich dabei um Kasernen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen gehandelt haben.

Kasernen in Süddeutschland ausspioniert

Nach MDR-Informationen waren in Baden-Württemberg unter anderem Standorte in Calw, Ulm, Laupheim und Niederstetten betroffen. In den ausgespähten Bundeswehrkasernen wollten die Beschuldigten nach einer möglichen Machtergreifung gegebenenfalls sogenannte Heimatschutzkompanien unterbringen. Geplant war wohl, insgesamt 286 solcher Kompanien aufzustellen. 

Am Bundeswehrstandort in Calw sind die Einheiten des Kommando Spezialkräfte (KSK) stationiert. Bei der Razzia vergangene Woche waren laut dem Papier auch Ausspähunterlagen zur dortigen Kaserne von den Ermittlern gefunden worden.

Einer der Beschuldigten der sogenannten Reichsbürger war Stabsfeldwebel des KSK, er ist allerdings seit längerem krankgeschrieben. Der Militärische Abschirmdienst führte den Mann bereits seit Januar 2021 als Verdachtsfall. Auch bei weiteren Beschuldigten bestehen Bezüge zur Bundeswehr, sie sind Berufssoldaten oder Reservisten.

Die Frage, ob bei der Razzia auch Munition aus Bundeswehr-Beständen gefunden wurde, ist noch nicht abschließend geklärt. Laut Bericht seien die Asservate noch nicht ausgewertet. Der SWR hatte am Mittwoch berichtet, dass rund 100 Schuss Munition aus Bundeswehrbeständen gefunden worden seien. Dies deckt sich mit Informationen des MDR.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 07. Dezember 2022 | 10:00 Uhr

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