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Muss der Schulbusverkehr bald massiv eingeschränkt werden? Bildrechte: IMAGO / Michael Gstettenbauer

Steigende SpritkostenBusunternehmen und Eltern schauen mit Sorge auf Schulbusverkehr

03. September 2022, 05:00 Uhr

Mitteldeutschland ist bereits komplett in das neue Schuljahr gestartet. Viele Kinder sind dabei auf den Schulbus angewiesen. Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen warnt nun davor, dass der Schülertransport möglicherweise bald massiv eingeschränkt werden müsse. Grund seien die steigenden Spritkosten nach dem Ende des Tankrabatts. In Mitteldeutschland schauen Eltern und Busunternehmen mit Sorge auf den Herbst und suchen nach Alternativlösungen.

Noch kann Matthias Neumann beruhigen. Er leitet den Bereich Markt und Betrieb bei der Nordsachsen Mobil GmbH. Sie ist im Landkreis zum Großteil für den Schülerverkehr verantwortlich. Neumanns Devise: Die Entwicklung der Spritpreise beobachten. "Im Moment fallen keine Fahrten aus und das wird auch nicht in den nächsten Wochen passieren. Gleichwohl kann ich es für die Zukunft nicht ausschließen." Die Kosten durch die Spritpreiserhöhungen seien immens, berichtet Neumann.

Für dieses Jahr, hat Neumann mit seinen Kolleginnen und Kollegen hochgerechnet, liege man in Nordsachsen bei deutlich über einer Million Euro, die man zusätzlich an Wirtschaftsmitteln brauche. "Nur für die gestiegenen Spritkosten, wobei das Ende der Fahnenstange noch nicht abzusehen ist."

Vetter GmbH: Öffentliche Gelder nötig

Was das für den Schülerverkehr bedeutet, kann auch Fabian Watzke noch nicht genau sagen. Er arbeitet bei der Vetter GmbH, die Schüler in den südlichen Kreisen in Sachsen-Anhalt zur Schule fährt, zum Beispiel im Saalekreis oder im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Auch dort werde man die Fahrten absichern – aber nur, wenn die Kommunen oder das Land finanziell unter die Arme griffen.

Wenn das nicht klappe, müssten Lösungen her, sagt Watzke. "Eventuell muss darüber nachgedacht werden, die Anzahl der Rückfahrten zu reduzieren. Oftmals kann man auch sehr viel bewirken durch die Veränderung von Schulzeiten." Der Schulbus fahre nicht nur zu einer Schule. Wenn die angefahrenen Schulen versetzt Schulbeginn hätten, könnten mit einem Bus mehrere Schulen angefahren werden. "So können die Kapazitäten besser gebündelt werden", ist sich Watzke sicher.

Elternrat: Noch weniger Fahrten wären gefährlich

Ganz so einfach sei das alles nicht, meint die Vorsitzende des Kreis-Elternrats im Saalekreis, Maxi Möhler. Eins ihrer Kinder fährt täglich etwa 15 Kilometer zur Schule. Ein großes Problem im Schülerverkehr ist für sie der Personalmangel – dadurch würden eh schon Fahrten ausfallen und Schülerinnen und Schüler lange auf einen Bus warten.

Wenn es jetzt noch weniger Fahrten gebe, sei es vor allem gefährlich. "Das bedeutet für die Kinder, dass ungefähr nur die Hälfte der Kinder einen Sitzplatz haben." Sie seien dann einer wesentlich höheren Gefahr ausgesetzt – wenn sie stehen und mal eine Vollbremsung passiere. "Wir hatten im vergangenen Jahr die Problematik, dass ein Bus auf der Strecke in Richtung Landsberg verunglückt ist und einige Kinder nicht nur mit dem Schrecken, sondern auch mit blauen Flecken und diversen Wunden davongekommen sind", sagt Möhler.

Elternratsvorsitzende fürchtet mehr Privatfahrten

Unere MDR-Kollegin Alexandra Prinz-Klause ist Vorsitzende des Elternrats am Gymnasium Landsberg. Sie denkt das Problem noch weiter: Weil es durch weniger Busfahrten viel mehr private Fahrten geben werde. "Die Kinder werden praktisch zur Schule gebracht und auch wieder abgeholt – und das wird noch weiter zunehmen." Das ergebe eine Kolonne von vielen Autos, die sich früh hin- und nachmittags zurückwälzten.

Eltern und Busunternehmen schauen also mit Sorge auf den Herbst – eine Umfrage des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen hat ergeben: Von 115 ÖPNV-Unternehmen sind bei fast einem Viertel die Kosten in diesem Jahr etwa 70 Prozent höher als im Jahr davor.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 03. September 2022 | 06:00 Uhr

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