Unwetterschutz Stellwerke der Bahn selten von Blitzschlag betroffen
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20. September 2024, 06:32 Uhr
Stellwerke sind enorm wichtig für einen funktionierenden Bahnbetrieb. Von dort aus werden etwa Weichen gestellt oder Bahnübergänge gesteuert. Fallen sie aus, hat das meist weitreichende Folgen für den Zugverkehr in der Umgebung. Angesichts der immer heftiger ausfallenden Gewitter infolge des Klimawandels fragt sich ein MDR AKTUELL-Hörer, wie die Stellwerke der Bahn eigentlich vor Blitzeinschlägen geschützt werden.
- Laut der Bahn werden Stellwerke äußerst selten von Blitzen getroffen.
- Auch wenn es wegen steigender Durchschnittstemperaturen häufiger immer heftiger gewittert, steigt die Anzahl der Blitze nicht unbedingt.
- Um die Schäden im Falle eines Blitzschlags zu minimieren, ist in modernen Stellwerken wie auch in Wohngebäuden ein Überspannungsschutz eingebaut.
Von Blitzeinschlägen in Stellwerken liest man tatsächlich immer mal wieder. Erst zu Monatsanfang brannte es wohl deshalb auch in einem Stellwerk der Bahn und zwar im westfälischen Soest. Bahnchaos in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen war die Folge.
Stellwerke insgesamt sehr selten betroffen
Allerdings, sagt man bei der Bahn, wäre das ein extrem seltenes Ereignis – so selten, dass man keine Statistik zu Blitzeinschlägen in Stellwerken habe.
Und statistisch trifft das auch durchaus zu, bestätigt Karsten Haustein vom Meteorologischen Institut der Uni Leipzig. Dem Blitz sei es schließlich gleichgültig, ob das, wo er einschlägt und sich entlädt, nun ein gesondert stehender Baum, eine einsame Wanderhütte oder aber eben ein Bahn-Stellwerk ist: "Alles, was den Blitz interessiert ist, wo er den kürzesten Weg hat. Und je höher das Gebäude und je mehr es einzeln steht, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass der Blitz dort einschlägt."
Wie etwa in Leipzig beim Hochhaus am Augustusplatz. Das sei bei Gewittern immer wieder ein sehenswertes Schauspiel, so Hausteins Tipp für Blitze- und Gewitterfans.
Mehr heftige Gewitter, aber nicht mehr Blitze
Mit steigenden Durchschnittstemperaturen werde das Wetter extremer. Aber, erklärt der Meteorologe: "Das bedeutet beides, sowohl Trockenphasen als auch diese krassen kurzzeitigen Starkniederschläge und Gewitter. Die finden häufiger statt."
In Trockenphasen keine Gewitter – und ergo: keine Blitze. Das ist auch an der Blitzstatistik für die beiden sehr niederschlagsarmen Jahre 2018/2019 gut zu erkennen. Allerdings gingen Gewitter eben nicht selten auch ohne Blitze über die Wetterbühne.
Jedenfalls, sagt Haustein: "Blitze sind ein Nebeneffekt von Gewittern. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es mehr werden, oder dass die, die gefährlich sind, nämlich die, die unten einschlagen, häufiger werden."
Je mehr Technik, desto größer der Schaden
Auch wenn Blitze nun also keine besondere Vorliebe für Gebäude haben, in denen viel Elektrotechnik oder Elektronik installiert ist – wenn doch einmal der Blitz einschlägt und nicht vom Blitzableiter sicher in die Erde abgeleitet wird, dann ist der Schaden nicht selten groß.
Und zwar je größer je mehr solche Technik am Stromkreis hängt, erklärt Severin Obst vom Fachverband Elektro- und Informationstechnik Sachsen/Thüringen. "Wir reden ja bei unserem Netz von 230 bzw. von 400 Volt. Wenn jetzt ein Blitz im Haus einschlägt, dann reden wir von mehreren Tausenden Volt, dementsprechend gehen dann die Gerätschaften kaputt."
Bei Gewitter Stecker ziehen
Zwar ist für neue Stromanlagen – nicht nur in Stellwerken der Bahn, sondern auch in Wohnungen – ein von Fachleuten installierter Überspannungsschutz vorgeschrieben. Doch wer ganz auf Nummer sicher gehen will, dem empfiehlt Severin Obst das gute alte "Stecker-raus-ziehen-wenn's-draußen-knallt".
"Es ist auf jeden Fall eine sehr sinnvolle Maßnahme, wertvolle Elektrogeräte wie zum Beispiel Fernseher, Computer und so weiter während eines Gewitters vom Stromnetz zu trennen." Und dann für die Zeit des Gewitters vielleicht aus dem Fenster und auf das zu schauen, was Blitze uns an Kunstvollem alles so an den Himmel projizieren.
Für Stellwerke ist das natürlich keine Option. Und so muss man dort wohl oder übel und trotz aller Sicherheitsvorkehrungen mit einem gewissen Restrisiko leben.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 20. September 2024 | 06:21 Uhr
Ilse vor 2 Wochen
"Alles, was den Blitz interessiert ist, wo er den kürzesten Weg hat..."
Wäre es wirklich so, ständen auf der Spitze von Berghügeln kaum Bäume, die nicht zerstört wären !
steka vor 2 Wochen
Naja, den alten mechanischen Stellwerken oder auch Gleisbildstellwerken macht ein Blitzschlag nicht viel aus, da hilft ein Überspannungsschutz. Viel schlimmer sind jetzt die Induktionsströme wenn der blitz in der Nähe eines modernen elektronischen Stellwerks einschlägt. Und die Kabel werden ja auch nicht mehr eingebuddelt sondern verlaufen oberirdisch in Kabeltrögen, nehmen also gerne die Überströme auf.
Ilse vor 2 Wochen
"nun ein gesondert stehender Baum"
Sie sollten solchen Unsinn nicht immer wieder weiterverbreiten, Blitze schlagen auch mitten im Wald an untersten Stellen ein !
Ich selber war Augenzeuge vor einigen Jahrzehnten im Thüringer Schiefergebirge !