Nachhaltigkeit Plastiktütenverbot: Wie der Handel trickst

Laut Deutscher Umwelthilfe umgehen einige Supermärkte das seit diesem Jahr geltende Verbot von Plastiktüten, indem sie stärkeres Material verwenden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke appelliert zur Einhaltung, doch die Händler argumentieren dagegen – mit Wiederverwendbarkeit.

Ein Mann trägt Netto-Tüten
Mehrere Lebensmittel- und Drogerieketten bieten noch immer Plastiktüten an. Bildrechte: IMAGO / Eibner

Der Einkauf ist doch größer geworden als geplant – und der Rucksack oder Stoffbeutel liegt zu Hause. Als Alternative bieten einige Supermärkte an der Kasse immer noch Plastiktüten an. Obwohl das große Rascheln eigentlich vorbei sein sollte.

Supermärkte umgehen Verbot mit dickerem Plastik

Bundesumweltministerin Steffi Lemke übt deshalb an einigen Supermärkten Kritik: "Es gab in den letzten Tagen vermehrt Berichte darüber, dass das Verbot von Einweg-Plastiktragetüten, das wir ja zum Jahresbeginn in Kraft gesetzt haben, umgangen werden könnte. Dadurch, dass diese Tüten einfach dicker gemacht werden, also einige Materialschichten draufgepackt werden. Deshalb eine Beobachtung meinerseits und der Appell, das Verbot proaktiv umzusetzen."

Lemke stützt sich auf eine Untersuchung der Deutschen Umwelthilfe. Sie hat die 13 größten Lebensmittelketten und Drogerien befragt. Sechs von ihnen bieten immer noch Plastiktüten an, darunter Netto, Edeka oder Rossmann. Die Tüten seien jetzt teilweise nur um ein Haar dicker – blieben also gerade so legal, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe.

Die Umweltministerin sagt: "Die haben uns mitgeteilt, die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen diese Einweg-Plastiktüten und deshalb würden sie sie noch anbieten. Ich muss Ihnen ehrlich sagen, mir fehlt ein bisschen die Fantasie, das zu glauben. Da darf man sich an dieser Stelle nicht in die eigene Tasche lügen und deshalb wäre es sinnvoll, wirkliche Mehrweg-Tragetaschen zu verwenden und keine Fake-Taschen, die in Wirklichkeit Einwegtüten sind."

Händler argumentieren mit Wiederverwendung

MDR AKTUELL hat die Drogerie Rossmann um eine Stellungnahme gebeten. In einer E-Mail heißt es: "Wir haben uns noch einmal mit der Kritik auseinandergesetzt, die Wandstärke unserer Tragetaschen sei mit 55 Mikrometer zu nah an der gesetzlichen Obergrenze von 49 Mikrometer. Wir sehen uns bestärkt, was wir auch kundenseitig zurückgespielt bekommen: Unsere Taschen sind mehrfach im Einsatz, da ihre Wandstärke die vielmalige Verwendung möglich macht."

eine Tüte, die - aus Zellstoff gefertigt - optisch einer Plastiktüte gleicht. 6 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Auch René Glaser vom Handelsverband Sachsen argumentiert ähnlich: "Bei den nach wie vor zugelassenen Tüten mit dickerer Wandstärke ist davon auszugehen, dass die aufgrund der größeren Stabilität auch eine häufigere Wiederverwendung erfahren und das verbessert dann in der Folge auch die Umweltbilanz."

Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe bezweifelt das. Die meisten Tüten mit einer Dicke unter 100 Mikrometer würden schnell reißen – vor allem bei kantigen Gegenständen wie Tetrapaks. Er sieht deshalb die Bundesumweltministerin Lemke in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass generell keine Einweg-Plastiktüten mehr angeboten werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Juni 2022 | 08:31 Uhr

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