Stadtverkehr Ausweitung von Tempolimit 30 – ADAC befürchtet ungewollte Nebeneffekte
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09. Oktober 2024, 10:29 Uhr
Schnell mit dem Auto vorankommen, in der Großstadt, das ist allzuoft kein leichtes Unterfangen. Da sind viele Autos unterwegs, dazu Baustellen, Umleitungen – und wenn es dann mal etwas flüssiger läuft oder laufen könnte, etwa in der Nacht, sind da häufig Tempo-30-Zonen. MDR AKTUELL-Hörer Peter Grube fragt, warum die nicht zeitlich befristet gelten, nur tagsüber, nicht aber nachts. Auch der ADAC sieht die zunehmenden Tempo-30-Zonen skeptisch, er befürchtet negative Nebeneffekte.
- Tempo 30 gilt auch nachts, damit Menschen in Ruhe schlafen können, erklärt Leipzigs Baubürgermeister.
- Kritiker befürchten flächendeckende Tempo-30-Zonen und mehr Autofahrer in Wohngebieten.
- Leipzigs Baubürgermeister betont, dass weitere Zonen nur dort eingesetzt werden, wo es sinnvoll ist.
Was in vielen Leipziger Wohngebieten bereits jetzt gilt, soll in naher Zukunft auch auf immer mehr Hauptverkehrsstraßen kommen: Tempo 30 – und zwar rund um die Uhr. Wie Hörer Peter Grube finden viele, die täglich aufs Auto angewiesen sind, die Idee eher schlecht. Tagsüber etwa Handwerker, die noch längere Anfahrtszeiten zum Kunden befürchten. Nachts eben jene, die etwas schneller vorwärts kommen wollen.
Tempo-Limit nachts vor allem für Lärmschutz
Thomas Dienberg, der als Baubürgermeister auch für Leipzigs Verkehrspolitik zuständig ist, versteht das Problem – hat aber auch im Blick, dass es neben der Verkehrssicherheit da vor allem um weniger Lärm geht. "Diese Tempo-30-Anordnungen sind dafür da, dass einfach auch nachts die entsprechende Lärmentwicklung so ist, dass die Menschen dort gut schlafen können, auch mal das Fenster aufstellen können." Dabei mache es einen echten Unterschied, ob man mit 30 oder 50 km/h fahre. Für das Tempolimit sei das daher der Hauptgrund, erklärt Dienberg.
Kritiker befürchten Abkürzungen durch Wohngebiete
Entgegen kommt Leipzig und vielen anderen Kommunen in Deutschland, dass das im Sommer reformierte Straßenverkehrsgesetz vorsieht, dass Tempo-30-Zonen jetzt einfacher vor Ort eingerichtet werden können. Andreas Hölzel vom ADAC hofft, dass die Städte nun trotzdem nicht flächendeckend auf Tempo 30 setzen. Ein generelles Tempolimit von 30 km/h auch auf Hauptverkehrsstraßen habe einen ungewollten Effekt. Schleichwege durch Wohngebiete würden attraktiver, weil sie kürzere Fahrzeiten versprächen. Hölzel argumentiert: "Bei Tempo 50 können die Hauptverkehrsstraßen den Verkehr auch weiterhin bündeln. Auf diesen Straßen soll der Verkehr fließen, damit er nicht abwandert, denn das kann wirklich niemand wollen."
Will auch niemand, betont Thomas Dienberg – zumindest nicht generell. Nach seinen Worten gibt es da, wo keine *schützenswerten Nutzungen* vorliegen, auch keine Tempo-30 Anordnungen. Konkret nennt er zum Beispiel Gewerbegebiete oder Ausfallstraßen.
Leipziger werden mit mehr Tempo-30-Zonen rechnen müssen
Doch Leipzig wächst und wird immer weiter zugebaut. Deshalb sei es sinnvoll und notwendig, gerade dort Tempo-30-Zonen einzurichten, wo Anwohner vor Verkehrslärm geschützt werden müssen, sagt Tino Supplies vom Umweltbund Ökolöwe: "Wir haben in Leipzig etwa 80.000 Betroffene von gesundheitsgefährdendem Lärm am Tag und etwa 100.000 Betroffene von Verkehrslärm in der Nacht." Außerdem seien viele Schulen in den Wohngebieten. Deswegen sei dort die Anordnung Tempo 30 auch nachts natürlich sinnvoll. "Das Gleiche gilt auch für Alten- und Pflegeheime. Auch ältere Menschen haben das Recht auf ruhigen Schlaf", mahnt Supplies.
In größeren Städten, wie eben Leipzig, werden Tempo 30 Zonen deswegen wohl eher noch zunehmen – auch wenn sich einige Autofahrer davon ausgebremst fühlen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. Oktober 2024 | 06:14 Uhr
JanoschausLE- vor 4 Wochen
Ein Fakt ist,Leipzig wollte soviel Wirtschaft,sei es produzierend,Handel,Büros,nach Leipzig haben.Mit diesem Konzept holt man auch sehr viel Pendler ran.Auch Tourismus,auch Individual,will die Stadt haben.Ich muss fast täglich dienstlich durch Leipzig,ich hab mal drauf geachtet,in den Stoßzeiten hat nur ca jedes 4.Kfz ein stadtkennzeichen,alles andere Leipziger Land (L-X,L-Y,L-Z,MTL,TDO) usw,dann ABI,WSF,SK,HAL usw.Tagsuber ist ca.jedes 3.kfz aus der Stadt.Bei meinem Kombi Passat-Größe mit kleiner Motorisierung euro6d fahre ich bei 30 im 3.Gang,der momentanverbrauch zeigt 6l,bei 50kmh 4,9 bis 5,2l im 5.Gang.
Man darf nicht so tun,als ob ständig Fußgänger und teils rücksichtslose Radfahrer umgefahren werden.An Schulen,Altenheimen,Kita usw,gerne 30.Es gibt in Leipzig aber genug Stellen,auch ausfallstraßen,wo willkürlich 30 eingerichtet wird,wie Z.Bsp Merseburger Landstr,zwischen Autohausern durch,kein Heim,keine Schule und Bundesstraße.
Deutscher_Patriot vor 4 Wochen
(Keine Ironie)
@mdr Ein Radfahrer hat aber keinen Tacho vorgeschrieben. Und mit dem Rad fahre ich locker durchaus mehr als schlappe 30.
Woher soll der Radfahrer (ohne Tacho) denn wissen, ob er schneller als 30 fährt?
Deutscher_Patriot vor 4 Wochen
(Keine Ironie)
@randdresdner Ich habe mich hierbei auf das Tempolimit auf der Erfurter "Stadtautobahn" (Hannoversche Straße) bezogen, welche ab dem Binderslebener Knie nordwärts 70 beträgt, auch wegen der Feuerwehrauffahrt.
Schnellstraßen in der Stadt, etwa ein auf 70 ausgebauter innerer Stadtring, müssten ja auch Ausfahrten zu und Auffahrten von den dann hoffentlich reichlich vorhandenen kostenlosen Parkplätzen enthalten.
Die 70 haben sich auf der Hannoverschen bewährt, deshalb wäre das ein erster Planungsansatz.
Aber ihr Einwand ist schon gerechtfertigt.
Vielleicht kann in der Zukunft, dank der Verbreitung von automatischen Bremssystemen in den Autos, welches automatisch bremst wenn auch der Vordermann bremst, das Tempolimit erhöht werden. Hier wäre auch die Autoindustrie gefragt, ihren Teil dazu beizusteuern.
Letztlich rufen doch alle immer nach einer Belebung der Innenstädte.
Dazu aber müssen die Städte autofreundlicher gemacht werden.
Sonst bleiben die Leute weg.