Hörer machen Programm Verkehrswende: Wie werden Bus- und Bahn-Fahrpläne erstellt?
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Dem Klima zuliebe weniger Auto, dafür mehr Bus und Bahn: Das ist das Ziel der Verkehrswende. Für die regionalen Verkehrsverbünde bedeutet das zusätzliche Herausforderungen, denn die Fahrpläne dürften noch komplexer werden. MDR-AKTUELL-Hörer Maik Standke aus Horka in Ostsachsen ist seit Jahren Fahrgast bei der Deutschen Bahn. Er fragt sich: Wie werden solche Pläne erstellt und wer ist dafür verantwortlich?

- Fahrpläne werden in einem aufwendigen Prozess erstellt – mehrere Jahre, bevor sie in Kraft treten.
- Kriterien bei der Planung von Linienführungen sind etwa Ärztezentren, Wohn- und Gewerbegebiete in der Nähe.
- Bei steigender Fahrgastzahl dürften Maßnahmen wie längere S-Bahnen und Trassenausbau nötig werden.
"Wir gehen mal in unsere Region hier. Das Gestrichelte sind die Eisenbahnlinien. Und die roten sind die Buslinien." Ron Böhme, der Chefverkehrsplaner des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV), zeigt auf einen Bildschirm mit der Karte des Großraums Leipzig-Halle und deutet mit dem Finger auf verschiedenfarbige Linien.
Über 20 Bahn- und rund 450 Buslinien bedienen die 14 im MDV zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen. Soll ein neuer Fahrplan erstellt werden, dann braucht das viel Vorlauf, erzählt Ron Böhme: "Das wird nicht zu kurzfristig gemacht. Ein Fahrplan entsteht zwei bis drei Jahre, bevor er überhaupt umgesetzt wird." Beim MDV haben dabei viele mitzureden: die Städte, die Landkreise, der für den Schienenpersonennahverkehr im Raum Leipzig zuständige Zweckverband ZVNL und der in Sachsen-Anhalt zuständige Nahverkehrsservice NASA.
Die Schiene gibt das Grundnetz vor
Dabei baut der Fahrplan eines Verkehrsverbundes mit allen Busangeboten meistens auf den Verkehr des Eisenbahnnetzes auf, erklärt Böhme: "Durch die begrenzten Kapazitäten der Schiene gibt es das Grundnetz vor und der Bus wird so geplant, dass er zum Zug hinfährt und die Fahrgäste wieder wegbringt. Und wenn sich bei der Schiene was verändert, muss der Bus dann mitrücken, damit die Anschlüsse nach wie vor passen."
Für Streckenverlauf und Zeitplan jeder Linie werden Kriterien erarbeitet und abgestimmt. Das betrifft laut Böhme einerseits den Schülerverkehr. In jedem Landkreis gebe es Schülersatzungen, die vorgeben, wie oft Schüler gefahren werden müssen, wie lang sie warten dürfen und wie lang die Reisezeit ist. Und, so Böhme weiter: "Dann will man auch Angebote für Normalnutzer machen, die müssen wieder so angeboten werden, dass sie einen Anschluss zur Bahn haben."
"Doppelt so viele Fahrgäste wie bisher"
Zudem werde geschaut: Wo sind die wichtigen Punkte, wo Gewerbegebiete, wo Wohngebiete, wo vielleicht wichtige Ärztezentren, also so genannte Points of Interest? "Damit man die mit einem Linienlauf möglichst alle abdeckt, ohne dass der Linienverlauf wiederum zu lang wird", erklärt Böhme.
Regelmäßige Abfahrtzeiten, Umsteigemöglichkeiten und Anschlüsse ohne langes Warten erhöhen die Attraktivität der Netze. Genau darum gehe es auch, wenn vor dem Hintergrund des Klimawandels erreicht werden soll, dass mehr Menschen vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, erläutert der MDV-Chefverkehrsplaner Böhme: "Die Mobilitätswende, die von der Politik gefordert wird, bedeutet eigentlich, doppelt so viele Fahrgäste wie bisher in den öffentlichen Verkehrsmitteln zu transportieren. Mit dem bisherigen Angebot – das ist auf das jetzige Niveau ausgerichtet – würden wir das nicht schaffen."
Angebote müssen ausgebaut werden
Daher müssten laut Böhme die Angebote ausgebaut und die Fahrpläne engmaschiger werden. Man brauche längere Fahrzeuge, zum Beispiel bei der S-Bahn, aber auch mehr Fahrten: "Bei der Schiene müssen wir natürlich sehen, dass die Trassen irgendwo begrenzt sind. Also da muss man sicherlich an dem einen oder anderen Punkt ausbauen, damit dann auch mehr Züge auf die Strecke passen. Und beim Bus ist es notwendig dann, die Vertaktung deutlich zu verbessern und das Angebot so auszubauen, dass man zu den Zeiten, wenn die Bevölkerung fahren möchte, auch ein Angebot hat."
Auf die Verkehrsverbünde kommt also viel zu, aber MDV-Verkehrsplaner Ron Böhme hält das für eine lösbare Aufgabe.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 31. Januar 2022 | 06:25 Uhr