Steigende Kosten Frankfurter Buchmesse: Wenige Messestände aus Mitteldeutschland
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16. Oktober 2024, 04:00 Uhr
Die Zahl der Verlage aus Mitteldeutschland auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse liegt weiterhin deutlich unter dem Niveau von 2019. Im Zuge der Corona-Pandemie und der gestiegenen Kosten durch die Inflation hat die Zahl der Messestände aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen deutlich abgenommen. Trotzdem zieht es Verleger wie den Leipziger Mark Lehmstedt zum Branchentreffen nach Frankfurt.
- Seit der Corona-Pandemie ist die Zahl mitteldeutscher Verlage bei der Frankfurter Buchmesse stark zurückgegangen.
- Vor allem kleinere Verlage sind von steigenden Kosten für die Teilnahme an der Messe betroffen.
- Gleichzeitig nehme die Marktmacht von Amazon, Thalia und Co. stark zu.
Am Mittwoch startet die 76. Frankfurter Buchmesse. In diesem Jahr nehmen 16 Verlage aus Mitteldeutschland teil – einer mehr als 2023. 2019 hatten allerdings noch 30 Verlage aus der Region in Frankfurt ausgestellt.
Helmut Stadeler ist beim Börsenverein des Buchhandels der Vorstandsvorsitzende des Landesverbands für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Er sagte MDR KULTUR, Messeauftritte würden trotz ihrer Wichtigkeit zur finanziellen Belastung für die Verlage: "Messen sind auch teurer und das muss man sich sehr genau überlegen: Fahre ich da hin mit einem Stand? Mache ich diese Kosten mit?"
Steigende Kosten, keine Förderung
Gerade in Frankfurt seien die Kosten in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Derzeit herrsche eine allgemeine Krisensituation. Nicht nur die Ausgaben für Hotels müsse man einrechnen, sondern auch die gestiegenen Energiekosten. Diese träfen vor allem kleinere Verlage. Zudem gebe es seit einigen Jahren keine Messe-Förderung mehr.
Die Messe als Branchentreffen ist aus Sicht Stadelers trotzdem wichtig – denn die Verlage erreichten dort neben Fachpublikum auch potenzielle Leser. Man sei froh über die Länderstände für Sachsen und Thüringen auf der Messe, die von den jeweiligen Landesregierungen unterstützt würden. Darauf seien viele andere Länder neidisch.
Sächsischer Verleger legt Fokus auf Frankfurter Buchmesse
Einer der Verlage aus dem mitteldeutschen Raum, die sich in Frankfurt präsentieren, ist der Lehmstedt-Verlag. Dessen Gründer und Leiter Mark Lehmstedt wagt den Schritt ganz bewusst: "Wir sind viele Jahre nicht in Frankfurt gewesen, weil wir uns als relativ kleiner Verlag nur eine Messe leisten können. Wir lassen Leipzig sein und konzentrieren uns in diesem Jahr auf Frankfurt, weil wir dort auf ein ganz anderes Publikum stoßen als in Leipzig."
Die Frankfurter Buchmesse ermögliche den Kontakt zu ganz anderen Kunden sowie Medienschaffenden und biete zudem ein großes Maß an "Internationalität". Für Lehmstedt steht Frankfurt für "eine unendliche Vielfalt und Fülle und einen Reichtum" an Literatur – aber auch für harte Konkurrenz.
Amazon und Thalia verdrängen kleine Verlage
Kleinere, unabhängige Verlage und Buchhandlungen geraten durch steigende Kosten unter Druck, aber auch durch die wachsende Marktmacht von Branchenriesen: "Wir haben nach der 'Amazonisierung' derzeit die 'Thalianisierung' unserer Buchhandelslandschaft." Dies sei ein Problem, sagt Helmut Stadeler, "nicht, weil das nicht gute Buchhandlungen sein können". Die Schwierigkeiten lägen eher im Buchhandel. "Dass dort noch genügend Verkaufsfläche dafür da ist, dass auch kleine, unabhängige Buchhandlungen und Buchverlage ihre Bücher ausstellen können."
Wir haben nach der 'Amazonisierung' derzeit die 'Thalianisierung' unserer Buchhandelslandschaft.
Bis Sonntag präsentieren in Frankfurt rund 4.000 Aussteller ihre Neuerscheinungen. Rund 1.000 Autoren werden erwartet. Gastland ist in diesem Jahr Italien.
Quelle: MDR KULTUR (Andreas Berger), Redaktionelle Bearbeitung: tis, hki
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Oktober 2024 | 07:30 Uhr