Munition und Berglage Warum große Waldbrände kaum zu löschen sind

02. August 2022, 09:17 Uhr

Derzeit brennt es an vielen Stellen auf der Welt – auch in deutschen Wäldern. Warum können Waldbrände teilweise nicht gelöscht werden? Was beschäftigt die Forscher am Waldbrand im Elbsandsteingebirge und wie schädlich sind die Brände für unser Klima? Diese Fragen beantwortet Professor Michael Müller von der Technischen Universität Dresden.

In Deutschland gibt es täglich um die 50 Brände. Die ostdeutschen Flächenländer sind aufgrund der Vegetation besonders gefährdet, weil hier vor rund 200 Jahren die Waldstruktur verändert wurde – von Laub- zu Nadelwald. Und Nadelbäume brennen besser. Die allermeisten werden jedoch enorm schnell gelöscht.

Dass Brände überhaupt so groß werden können wie die, die wir aktuell haben, liegt fast immer daran, dass schlicht nicht gelöscht werden kann. Das sagt Michael Müller, Professor für Waldschutz an der Technischen Universität Dresden. "Wenn wir Berglagen haben, in denen wir nicht vordringen können, oder bei Munitionsbelastung in so genannten Wildnisgebieten, da haben wir einfach keine Waldbrandvorbeugung und wir haben auch keine Erschließung und wir haben die Gefahr der explodierenden Munition, sodass man es nicht riskieren kann, zu löschen", sagt Müller.

Munition verursacht viele Großbrände

Tatsächlich führten 2018 und 2019 Selbstentzündungen von Munition zu einer Serie von Großbränden, bei denen mehrere Hundert Hektar Wald abbrannten. Der Brand im Elbsandsteingebirge ist aber tatsächlich etwas Neues. Denn einen Brand dort gab es noch nie. Da wird nun näher geforscht werden müssen, wie Brände in Berglagen entstehen und sich bekämpfen lassen. Auch ehemalige Kohleabbaugebiete werden zukünftig für die Wissenschaftler eine Rolle spielen. Auf das Klima haben die aktuellen Brände aber keinen Einfluss, erklärt Müller: "Unsere Waldbrände sind für uns beeindruckend und groß, aber weltweit gesehen in dem globalen Klimaspiel eher unbedeutend".

Helmholtz-Zentrum: Brände für Klimawandel nicht relevant

Auf die Gesamtwaldfläche Deutschlands beträgt die Fläche der aktuellen Waldbrände nur etwa 0,1 Prozent. Auch nach Einschätzungen von Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung sind die aktuellen Waldbrände und deren Kohlenstoff-Emissionen so gering, dass sie für den Kohlenstoffkreislauf und den Klimawandel nicht relevant sind. Doch der Kohlenstoffausstoß ist nicht der einzige Parameter, wenn es darum geht, wie klimaschädlich selbst vergleichsweise kleine Brände wie die in Deutschland sind. Denn: Anders als in anderen Weltregionen sind Waldbrände hier nicht natürlich, gehören also nicht zum Ökosystem.

"Beim Waldbrand ist es so, dass es eine vollständige Homogenisierung und Zerstörung des Ökosystems ist. Damit also vollständiger Wandel von Lebensräumen, massive Freisetzung von Nährstoffen, Erosionen auf dem Boden beispielsweise. Aber auch die Rauchgase – und das ist auch zu beachten – enthalten in Unmassen Feinstau. Sie bringen sehr viel Treibhausgase hervor, davon ist CO2 noch das harmloseste, und echte Gifte: Furane, Dioxine, Kohlenmonoxid. Das sind Stoffe, die für uns Menschen und für viele Lebewesen wirklich giftig sind", sagt Müller.

Wärmeperioden und lang anhaltende trockene Phasen stehen im direkten Zusammenhang zu der Anzahl von Waldbränden. Das bestätigt auch die Waldbrand-Historie des Thünen-Instituts für Waldökosysteme. Die Überwachung, Forschung und die Brandbekämpfung werden also zukünftig eine größere Rolle spielen, weil auch Wärmeperioden öfter werden.

Mensch ist Hauptverursacher

"Wir dürfen aber auch nicht 2020 vergessen. Es war kein Waldbrandjahr, es war aber trotzdem trocken. Es lag an Corona. Die Leute sind zu Hause geblieben oder haben sich intensiv in der Nähe ihrer Behausung bewegt, sodass also die Waldbrandursachen dadurch gemindert wurden", sagt Professor Michael Müller. Denn Hauptbrandursache ist und bleibt der Mensch.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 31. Juli 2022 | 06:00 Uhr

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