Waldbrand im Nationalpark Harz
Infolge des Klimawandels gibt es immer mehr trockene Sommer mit heißen Tagen – auch in Mitteldeutschland. Das erhöht die Waldbrandgefahr. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / Bernd März

Feuerschutz So ist Mitteldeutschland auf Waldbrände vorbereitet

07. Mai 2023, 05:00 Uhr

In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gibt es immer öfter Waldbrände. Im letzten Jahr war die Lage so extrem, dass alle drei Länder entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht haben. Das Ziel: Brände so früh wie möglich erkennen und effektiv bekämpfen. Dafür muss sich auch der Wald verändern, denn Monokulturen, vor allem Nadelwälder, sind besonders anfällig.

Löschflugzeuge über dem Brocken, brennende Berghänge in der Sächsischen Schweiz, dichte Rauchwolken über dem Thüringer Wald – Im letzten Jahr hat es in ganz Mitteldeutschland immer wieder gebrannt. In Thüringen stand so viel Wald in Flammen wie noch nie. In Sachsen-Anhalt wurde eine Fläche von rund 126 Fußballfeldern vernichtet. In Sachsen sogar mehr als doppelt so viel und das nur bei dem Feuer in der Sächsischen Schweiz, einem von mehr als 200 Bränden.

Stichwort: Waldbrände Die Waldbrandsaison beginnt Anfang März und dauert bis Ende Oktober. Durch die hohen Temperaturen verdunstet viel Wasser im Wald, gleichzeitig regnet es weniger. Das Problem: Trockenes Holz, besonders das von Nadelbäumen, fängt schnell Feuer. Die meisten Waldbrände werden durch den Menschen ausgelöst.

Schon im vergangenen Jahr war klar: Es braucht bessere Brandschutzmaßnahmen, um künftig erfolgreich gegen Waldbrände vorgehen zu können. Eine Expertenkommission in Sachsen hat dafür über 100 Maßnahmen ausgearbeitet. Auch in Sachsen-Anhalt soll mehr Waldbrandprävention betrieben werden und in Thüringen will man Waldbränden in Zukunft unter anderem mit sogenannten "Firefightern" begegnen.

Herausforderung: Alte Munition und schwer zugängliche Berghänge

Ein Problem, mit dem alle drei Bundesländer zu kämpfen haben: In den Wäldern liegt noch alte Munition, die aus ehemaligen Übungsgebieten der Sowjetarmee stammt. Dadurch werden die Löscharbeiten bei einem Waldbrand erheblich erschwert, weil die Feuerwehrleute bestimmte Gebiete nicht betreten können. Das Risiko ist wegen der Explosionsgefahr einfach zu hoch. Deshalb müssen sie einen Sicherheitsabstand von etwa 500 Metern einhalten und können den Brand nicht so gut eindämmen. Außerdem können Explosionen das Feuer immer wieder entfachen.

Auch Waldbrände an Berghängen sind eine große Herausforderung. Durch das unwegsame Gelände kommen sowohl Einsatzkräfte als auch deren Fahrzeuge und Technik nicht immer an die entsprechenden Stellen, um effektiv zu löschen. Gleichzeitig kann der Wind den Brand weiter vergrößern.

Sachsen: Größter Waldbrand seit dreißig Jahren

In Sachsen hat es im vergangenen Jahr insgesamt 215 Waldbrände auf einer Fläche von 782 Hektar gegeben. Bezogen auf den Wald in ganz Sachsen – also etwa 521.000 Hektar –, entspricht das ungefähr einem Anteil von 0,15 Prozent. Wie Renke Coordes vom Sachsenforst berichtet, gab es landesweit Brände, am häufigsten brannte es demnach aber im Norden des Freistaates. Diese Region ist besonders waldbrandgefährdet, weil es dort trockener und heißer ist als im Rest des Landes. Am seltensten seien dank Regen und kühleren Temperaturen dagegen die Mittelgebirge betroffen gewesen.

Das letzte Jahr ist nach Angaben des Sachsenforsts von drei Großbränden dominiert worden, insbesondere vom Waldbrand in der Gohrischheide im Landkreis Meißen im Juni. Mit rund 550 Hektar der größte Waldbrand in Sachsen seit 1992. Noch mehr Aufmerksamkeit gab es nach Aussage von Coordes für den Waldbrand im Nationalpark Sächsische Schweiz im August, bei dem etwa 115 Hektar Wald brannten. Zudem seien in der Gemeinde Arzberg im Landkreis Nordsachsen im Juli 47 Hektar den Flammen zum Opfer gefallen.

Mehr Waldbrände durch Hitze- und Dürrejahre

Sachsenforst gibt an, dass die Waldbrandgefahr in Sachsen ist in den vergangenen 10 Jahren gestiegen ist. Als Gründe werden die ausgeprägten Hitze- und Dürrejahre von 2018 bis 2020 sowie 2022 genannt. In diesen Zeiträumen seien die Temperaturen im Sommer über längere Phasen sehr hoch gewesen. Gleichzeitig habe es unterdurchschnittlich geregnet.

Expertenkommission eingerichtet

Wegen der vielen Brände im letzten Jahr richtete die sächsische Regierung im August die Expertenkommission "Waldbrände Sommer 2022" ein. Diese hat im März 2023 ihre Erkenntnisse vorgestellt und mehr als 100 Maßnahmen für den künftigen Umgang mit Waldbränden ausgearbeitet. Der Kommissionsvorsitzende Professor Hermann Schröder sagte dazu: "Unser Bericht zeigt: Es gibt nicht die eine Maßnahme, die alle Probleme löst. Das Waldbrandrisiko lässt sich nur in Kombination verschiedener Maßnahmen verringern." Ziel sei es, die Entstehung von Waldbränden effektiv zu verhindern, Brände schneller zu erkennen und effizienter zu bekämpfen. Zu den Maßnahmen gehört demnach zum Beispiel, dass die Totholzmenge in der Nähe von Wohngebieten und Rettungswegen reduziert wird, künftig moderne Technologien zur Waldbranderkennung und -beobachtung einzusetzen und die Ausbildung und Ausstattung der Einsatzkräfte zu verbessern.

Auch Sachsenforst ist für die Prävention von Waldbränden zuständig. Nach Aussage von Coordes arbeiten die Forstbezirke und Schutzgebietsverwaltungen dafür eng mit den Feuerwehren und Rettungsleitstellen zusammen. So würden zum Beispiel regelmäßig Pläne für den Katastrophenfall mit Übungseinsätzen getestet. Zudem erneuere man regelmäßig sogenannte Waldbrandschutzstreifen und Waldbrandriegel, die im Ernstfall die Ausbreitung eines Waldbrands verhindern sollen. Auch die Pflege von Rettungswegen und Löschwasserteichen gehört zu den Aufgaben des Sachsenforsts. Darüber hinaus werde im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit auch regelmäßig über Gefahren sowie das richtige Verhalten im Wald informiert.

Waldbrandschutzstreifen

Waldbrandschutzstreifen sind bis zu 30 Meter breite Streifen mit Bäumen, die von leicht brennbarem Material wie Gestrüpp befreit sind. Auch schwache und trockene Bäume werden gefällt und weggebracht. Bei den verbleibenden Bäumen werden ab einer Höhe von vier Metern die Äste entfernt, damit das Feuer nicht auf die Kronen überspringen kann.

Ein Tracktor mit einer Hochsäge fährt an einer Straße einen Waldbrandschutzstreifen entlang und beseitigt überhängende Äste
Waldbrandschutzstreifen findet man häufig in Kombination mit einem sogenannten Wundstreifen, der vollständig von brennbarem Material und Humusboden befreit wird. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Waldbrandriegel

Ein Waldbrandriegel ist ein bis zu 300 Meter breiter Streifen mit sogenannter "brandhemmender Vegetation". Das sind zum Beispiel Bäume und Sträucher, die nicht so gut brennen und dann als Brandbarriere wirken.

Sachsen-Anhalt: Schnellere Waldbrandbekämpfung mit Löschflugzeugen

In Sachsen-Anhalt hat es im letzten Jahr fast 160 Mal auf einer Gesamtfläche von über 90 Hektar gebrannt. Das geht aus Angaben des Landeszentrums Wald in Sachsen-Anhalt hervor. Demnach ist im letzten Jahrzehnt nur 2018 mehr Wald zerstört worden. 2022 war dementsprechend das zweitschlimmste Jahr. Der größte Brand ereignete sich auf dem Brocken auf einer Fläche von 12 Hektar. Zum Vergleich: Insgesamt gibt es in Sachsen-Anhalt mehr als 500.000 Hektar Wald. Nach Aussage von Anne Piechulik vom Landeszentrum Wald sind der Norden und Osten Sachsen-Anhalts besonders anfällig für Waldbrände. In diesen Gebieten gibt es demnach wenig Regen, wasserdurchlässige Sandböden und leicht entzündbare Kiefernwälder. Aber auch der Landkreis Harz habe sich in den letzten Jahren zu einem neuen Waldbrandschwerpunkt entwickelt.

Durch mehrere aufeinanderfolgende Dürrejahre mit viel zu wenig Regen zeigen zudem viele Bäume in den Wäldern in Sachsen-Anhalt Absterbeerscheinungen. Ein Großteil der Fichten im Harz ist bereits tot. In der Folge seien zahlreiche Förderprogramme von Bund und Ländern gestartet worden, so Piechulik. Damit wolle man einerseits wissenschaftlich untersuchen, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist, andererseits aber auch die dringend notwendige Wiederaufforstung finanzieren.

Waldbrandsensoren und Brandschneisen gegen Waldbrände

In Sachsen-Anhalt könnten künftig sogenannte Waldbrandsensoren helfen, Brände schneller zu entdecken. Sie reagieren auf Rauch und verschicken eine Warnung. Die Feuerwehr kann dann mithilfe der Standortdaten zum Einsatzort fahren und das Feuer löschen. Das Waldbrandfrüherkennungssystem "Fire Watch" ist der Landeszentrale Wald zufolge sogar bereits seit 2004 in Sachsen-Anhalt im Einsatz. Die dazugehörigen Kameras befinden sich zum Beispiel auf Feuerwachtürmen und Funkmasten. Damit kann das System schon kleinste Rauchentwicklungen erkennen und den Ursprungsort mit relativ hoher Genauigkeit auf einer Karte darstellen. Die Landeszentrale Wald gibt an, dass es seit der Nutzung von "Fire Watch" gelungen ist, die bei den Bränden zerstörte Fläche zu verkleinern.

Seit April 2020 kontrolliert zudem der niedersächsische Flugdienst bei seinen Beobachtungs- und Einsatzflügen auch den Teil des Harzes, der sich in Sachsen-Anhalt befinde und zwar immer dann, wenn die Waldbrandgefahrstufen 4 oder 5 ausgerufen würden. Der Harz verfügt mittlerweile auch über ein eigenes Löschflugzeug. Auch ist ein Teil des Totholzes aus den Wäldern entfernt worden. Zudem sind neue Brandschneisen geplant.

Stichwort: Brandschneise Eine Brandschneise ist ein mehrere Meter breiter Streifen, der zum Beispiel in Wäldern dem Brandschutz dient. Innerhalb dieses Streifens gibt es kaum brennbares Material, so dass dieser Bereich im Falle eines Feuers ein schwer überwindbares Hindernis ist. Brandschneisen werden meist künstlich, etwa durch die Rodung eines Waldstreifens, angelegt. Es gibt aber auch natürliche Brandschneisen wie breite Flüsse oder felsige Gebiete.

Landeszentrale Wald: Sachsen-Anhalt ist gut vorbereitet

Der Landeszentrale Wald zufolge ist Sachsen-Anhalt sehr gut auf die laufende Waldbrandsaison vorbereitet. Die Kreiswaldbrandschutzbeauftragten stimmten sich dafür regelmäßig mit allen Beteiligten, wie etwa den Landkreisen, Gemeinden, Feuerwehr, Polizei und Bundeswehr ab. Zudem würden die Mitarbeiter der Waldbrandzentrale in Annaburg geschult und übten, wie im Falle erhöhter Waldbrandgefahr zu reagieren sei. Darüber hinaus werte man die Erfahrungen der vergangenen Jahre fortlaufend aus und passe den Umgang mit Waldbränden und Waldbrandgefahr entsprechend an. So hatte etwa eine kleine Anfrage der Grünen im Landtag im letzten Jahr ergeben, dass besonders viele Brände an der Strecke der Harzer Schmalspurbahnen entstehen.

Thüringen: "Kein klassisches Waldbrandland"

Nach Aussage von Horst Sproßmann von Thüringenforst ist Thüringen kein "klassisches Waldbrandland" wie Brandenburg, Sachsen oder Niedersachsen. Seit 2010 habe sich die Zahl der Waldbrände bei etwa 10 bis 20 pro Jahr eingependelt. Die zerstörte Fläche habe meist zwischen einem und sieben Hektar gelegen. Deutlich überschritten wurde dieser Durschnitt mit über 40 Waldbränden erstmals 2015. Von 2018 bis 2020 setzte sich dieser Trend Sproßmann zufolge fort. Erst 2021 ging die Zahl der Brände wieder deutlich zurück. Das letzte Jahr sei dann mit fast 70 Bränden erneut extrem gewesen.

Zur Einordnung: In Thüringen gibt es über 550.000 Hektar Wald. Hiervon haben im letzten Jahr rund 22 Hektar gebrannt. Der Anteil der Waldbrandfläche liegt also deutlich unter 0,01 Prozent. Außerdem waren die meisten Waldbrände Sproßmann zufolge Klein- und Kleinstbrände auf einer durchschnittlichen Fläche von unter 0,1 Hektar. Das entspricht etwa zwei Baugrundstücken.

Ostthüringen ist Waldbrandschwerpunkt

"Schwerpunkt der Waldbrandaktivitäten war Ostthüringen", so Sproßmann. Den flächengrößten Brand habe es 2022 im Forstamt Saalfeld-Rudolstadt gegeben. Dort brannten sieben Hektar, was einer Fläche von etwa zehn Fußballfeldern entspricht. Auch in diesem Jahr erwartet der Thüringenforst, dass Ostthüringen wegen seiner sandigen Böden und den vielen Kiefern Schwerpunkt für Waldbrände sein wird.

Bessere Prävention und Waldbrandbekämpfung seit 2019

Nach Aussage von Sproßmann werden in Thüringen bereits seit 2019 die technischen Möglichkeiten zur Waldbrandbekämpfung und Nachsorge verbessert und ausgebaut. Das geschehe in enger Zusammenarbeit mit den Feuerwehren. Zu den Maßnahmen zähle etwa die Instandsetzung bzw. der Ausbau von Löschwasserteichen, die Beschaffung von mobilen Löschwasserbehältern und -rucksäcken bis hin zu Wärmebildkameras.

Zudem habe der Thüringenforst in diesem Jahr zwei sogenannte "Firefighter" beschafft, sagt Sproßmann. Das sind finnische Einsatzfahrzeuge, die speziell zur Waldbrandbekämpfung eingesetzt werden können. Darüber hinaus lege man weiter einen Fokus auf Präventionsarbeit, zum Beispiel indem neue Info-Tafeln aufgestellt werden. Denn nach wie vor ließen sich viele Waldbrände auf unvorsichtige Besucher zurückführen, so Sproßmann.

Nach dem Waldbrand: "Ein pauschales Vorgehen gibt es nicht"

Nach einem Waldbrand muss nach Aussage von Horst Sproßmann von Thüringenforst zunächst entschieden werden, ob die Waldbrandfläche beräumt und aufgeforstet werden soll oder ob man auf die Selbstheilungskräfte der Natur vertraut. "Ein pauschales Vorgehen gibt es nicht." Kleinere Flächen bleiben demnach häufig unberührt und erholen sich von selbst wieder. Je nach Einzelfall folge nach einem Waldbrand aber auch erstmal eine Untersuchung der Brandursache, meist, wenn der Wald entsprechend versichert war. Das bestätigt auch Anne Piechulik von der Landeszentrale Wald in Sachsen-Anhalt. Die Waldbrandversicherung zahle je nach Bewertung der Lage einen Schadensausgleich.

Nach Aussage von Renke Coordes von Sachsenforst sind die meisten Waldbrände sehr klein, weil sie schnell erkannt und gelöscht werden. In solchen Fällen brauche es im Nachhinein oft kein aktives Eingreifen des Menschen. Vollständig zerstörte Flächen gebe es eigentlich nur nach Großbränden, die etwa wegen alter Munition oder unwegsamem Gelände besonders schwer zu löschen seien. Aber auch in solchen Fällen müsse entsprechend der Bedingungen vor Ort entschieden werden, ob man den Wald sich selbst überlässt oder aufforstet. Der Landeszentrale Wald in Sachsen-Anhalt zufolge kann es – je nach Ausmaß der Schäden– nötig sein, verkohlte Baumstämme zu fällen und zu entsorgen. Zudem müsse vor einer Aufforstung auch der Boden entsprechend bearbeitet werden, damit dort wieder neue Bäume wachsen können.

Experte: Waldbrände verursachen große ökologische Schäden

Verkohltes Totholz werde, so Renke Coordes von Sachsenforst, häufig liegen gelassen, weil es nicht mehr wirtschaftlich nutzbar sei. Dafür eigne es sich aber als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Entfernt werde es eigentlich nur dann, wenn davon ein Risiko zum Beispiel für den Arbeitsschutz ausgehe. Außerdem sterben ältere Bäume Coordes zufolge durch die Brände häufig gar nicht ab. Das hänge damit zusammen, dass sich Waldbrände meist nur am Waldboden ausbreiteten und die Kronen deshalb nicht beschädigt seien. Zudem hätten alte Bäume durch ihre dicke Borke – umgangssprachlich spricht man von Rinde – einen besonders guten Schutz.

Sproßmann von Thüringenforst gibt zu bedenken: "Waldbrände sind nicht nur flächige Zerstörungen von Holz, sondern haben auch ökologische Folgen". Während größere Tierarten wie Füchse oder Rehe demnach vor dem Feuer flüchten können, sterben viele Insekten, Schnecken und Amphibien wie Frösche. Auch die Pflanzen, die auf dem Waldboden wachsen, würden zerstört. Dadurch entstehe ein großer ökologischer Schaden.

Mensch verursacht die meisten Waldbrände

Die meisten Waldbrände werden von Menschen verursacht. Deshalb ist es nach Aussage von Renke Coordes von Sachsenforst wichtig, die Bevölkerung darüber aufzuklären, welche Gefahren durch unachtsames Verhalten entstehen können. Mehr als jeder zweite Waldbrand ist demnach menschengemacht. Die Landeszentrale Wald in Sachsen-Anhalt spricht sogar von 95 Prozent. Insbesondere fahrlässiges Verhalten wie Rauchen, Lagerfeuer oder Grillen im Wald oder in dessen Nähe ist Coordes zufolge eine Hauptursache für Waldbrände. In 15 Prozent der Fälle handele es sich – zumindest in Sachsen – sogar um vorsätzliche Brandstiftung. Zum Vergleich: Nur vier Prozent der Waldbrände entstehen durch natürliche Ursachen wie Blitzeinschläge.

Was die Waldbrandgefahrenstufen 1 bis 5 bedeuten

Waldbrandgefahrenstufe 1: Sehr geringe Gefahr. Keine Einschränkungen für Waldbesucher.

Waldbrandgefahrenstufe 2: Geringe Gefahr. Keine Einschränkungen für Waldbesucher.

Waldbrandgefahrenstufe 3: Mittlere Gefahr. Die Waldbrandgefahrenstufe 3 hat rein informativen Charakter für den Waldnutzer. Gegebenenfalls klären Forstämter über mögliche Gefahren auf.

Waldbrandgefahrenstufe 4: Hohe Gefahr. Öffentlich zugängliche Grillplätze und Feuerstellen können durch das zuständige Forstamt gesperrt werden.

Waldbrandgefahrenstufe 5: Sehr hohe Gefahr. Bei Waldbrandgefahrenstufe 5 können extrem gefährdete Waldgebiete gesperrt werden. Dies kann an sehr heißen Tagen beispielsweise die Sperrung von Badeseebereichen mit angrenzenden Kiefernwälder auf trockenen Waldböden sein, weil damit gerechnet wird, dass die Besucher mit offenem Feuer hantieren, um etwa einen Grill oder ein Lagerfeuer zu entzünden.

Ein Schild vom Landesbetrieb Forst Brandenburg mit den Waldbrandgefahrenstufen steht auf der höchsten Stufe mit der «5 sehr hohe Gefahr».
In Deutschland gibt es fünf Waldbrandgefahrenstufen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul

"Wald der Zukunft": Mischwald statt Monokultur

Infolge des Klimawandels gibt es in Deutschland nach Aussage von Horst Sproßmann von Thüringenforst immer häufiger trockene Sommer, sehr heiße Tage, milde Winter und Extremwettereignisse. Diese Entwicklung erhöhe auch die Waldbrandgefahr. Gleichzeitig sei in den Wäldern weniger Löschwasser verfügbar. "Laubholzreiche Mischwälder gelten allgemein als weniger waldbrandgefährdet", so Sproßmann. Außerdem könne man mit Brandschneisen und besonders breiten Forstwegen vorbeugen. Zusätzlich könnten stufig aufgebaute Waldränder für das Feuer eine Hürde darstellen.

Auch Renke Coordes bestätigt, dass der Waldumbau langfristig ein wesentlicher Aspekt des präventiven Waldschutzes ist. Strukturreiche Mischwälder mit vielen Laubbäumen seien nicht nur weniger anfällig für Waldbrände, sondern könnten sich auch schneller regenerieren. Deshalb werde der Waldumbau in Sachsen bereits seit 30 Jahren intensiv forciert.

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio so wie wir | 04. Mai 2023 | 14:00 Uhr

3 Kommentare

W.Merseburger vor 49 Wochen

Die wichtigste Aussage für mich in obigem Artikel ist, dass lediglich 4% aller Waldbrände natürliche Ursachen haben; 15% der Waldbrände werden vorsätzlich gelegt und der Rest ist durch menschlichen Leichtsinn, Unvernunft und Dummheit verursacht worden, so jedenfalls denkt man in Sachsen-Anhalt. Die Hauptziel bezüglich Waldbrandverhütung muss meiner Meinung nach in einer letztendlich auch polizeilichen Überwachung münden. Das sehe ich vor allem in den kritischen regenarmen Perioden. Der alte Spruch: "Gegen Dummheit ist kein Kraut gewachsen" ist leider nicht aus der Luft gegriffen! Wichtig für Prävention wäre auch, dass die Medien die leichtsinnigen Verursacher von Waldbränden in die Öffentlichkeit bringen würden und zwar mit Namen und Adressen!

Britta.Weber vor 49 Wochen

Ein sehr sachlicher und guter Artikel zum Thema! Man sollte noch ergänzen, dass Holz erst ab 280 Grad brennt und dass unter 230 Grad nichts passiert.
Es ist auch nachgewiesen, dass Glasscherben den Wald nicht entzünden können. Waldbrände entstehen deshalb immer durch Brandstiftung.

MDR-Team vor 49 Wochen

Hallo W.Merseburger! Die Zahlen (4 % und 15 %...) beziehen sich nicht auf Sachsen-Anhalt sondern auf Sachsen. Viele Grüße aus der MDR.de-Redaktion

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