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Das West-Nil-Virus wird durch Mücken übertragen. Bildrechte: IMAGO/Pond5 Images

InfektionenWarum das West-Nil-Virus in Ostdeutschland häufiger auftritt

06. November 2024, 10:02 Uhr

Die Zahl der Infektionen mit dem West-Nil-Virus ist im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Mindestens 26 Menschen haben sich hier in Deutschland seit Januar infiziert. Auffallend ist auch, dass die meisten Infektionen in ostdeutschen Bundesländern registriert wurden. Grund zur Panik sei das allerdings nicht.

Es ist die heimische Mücke, die sich bei uns vor allem im Sommer in warmer feuchter Umgebung wohlfühlt. Ein Mückenstich plagt die meisten Menschen nur durch das lästige Jucken, doch immer häufiger überträgt die Mücke auch das West-Nil-Virus.

Die meisten Infektionen sind in diesem Jahr in Sachsen registriert worden mit sieben Fällen, in Sachsen-Anhalt waren es sechs gefolgt von Berlin mit fünf Fällen.

Woran es liegen kann, dass der Osten am meisten betroffen ist, erklärt Elke Reinking vom Friedrich-Loeffler-Institut: "Das könnte daran liegen, dass das West-Nil-Virus 2018 erstmals in den östlichen Bundesländern aufgetreten ist. Es ist gerade in der Region als erstes eingetragen worden und konnte sich bei den Wildvögeln etablieren. Wir haben das Auftreten zuerst bei Greifvögeln in Zoos und Tierparks und bei Wildvögeln wie zum Beispiel Amseln und bei Pferden bemerkt."

West-Nil-Virus kam mit Zugvögeln nach Deutschland

Das West-Nil-Virus – wie es der Name schon verrät – kommt ursprünglich aus Afrika. Es hat sich zunächst Richtung Norden ausgebreitet und dann nach Westen, erzählt Elke Reinking: "Das West-Nil-Virus ist schon eine ganze Zeit lang in Südosteuropa beheimatet. Es hat auch vor 2018 Fälle gegeben zum Beispiel und Österreich und Tschechien. Wenn man sich anschaut, wie sich Vögel und Zugvögel bewegen, ist es ganz normal mit Wildvögeln weiter in unsere Richtung getragen worden."

Aufgetreten ist das Virus vor allem bei Amseln, Sperlingen, Raben und Krähen sowie Greifvögeln und Eulenarten. Auch bei Pferden werden Infektionen registriert. Begünstigt wird die Ausbreitung des Virus durch das immer wärmere Klima.

Virus kann Hirnhautentzündung auslösen

Wer sich als Mensch infiziert hat, erlebt erkältungsähnliche Symptome. Diese bleiben für die einen unbemerkt. Andere reagieren stark zum Beispiel mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen bis hin zu einer Hirnhautentzündung.

Einen Infektionsfall habe es kürzlich am Klinikum Chemnitz gegeben, erzählt Thomas Grünewald, der hier die Infektionsmedizin leitet: "Das war eine hoch fieberhafte Erkrankung. Die ist nicht so schwer verlaufen wie wir es sonst vom West-Nil-Virus kennen, ohne Hirnhautentzündung, ohne Gehirnentzündung. Aber immerhin eine hoch fieberhafte Erkrankung bei einem jungen Menschen, der doch deutlich beeinträchtigt war für eine Woche."

Infektionen könnten jede Altersgruppe gleichermaßen treffen, sagt Grünewald, wobei Menschen mit Vorerkrankungen und ältere mit einem geschwächten Immunsystem anfälliger seien.

Mückenschutz kann Infektion verhindern

Panik ist laut Grünewald aber nicht angebracht, auch wenn es bisher nur herkömmliche Behandlungsmethoden gebe wie bei anderen Virus-Erkrankungen. Für Menschen gebe es noch keine Impfung. Für Tiere allerdings schon – zum Beispiel für Pferde.

Allerdings könne der Mückenschutz helfen, sagt Grünewald. "Da kann man sich mit ganz normalen Mückenschutzmaßnahmen schützen. Das ist die eine Sache. Eine wesentliche zweite Sache ist, denn die Weitergabe erfolgt bei Mücke von Generation zu Generation und dieses kann man verhindern, indem man die Biotope für die Mücken so weit wie möglich reduziert."

Heißt: Wer in seiner Umgebung kleine Tümpel vorfindet mit abgestandenem Wasser, der sollte versuchen, diesen auszutrocknen. Denn in so einer Umgebung fühlen sich Mücken am wohlsten und hier gedeiht auch ihre Brut am besten.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 06. November 2024 | 09:53 Uhr