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Bundesparteitag in RiesaAfD künftig mit Doppelspitze Chrupalla und Weidel

18. Juni 2022, 21:18 Uhr

Die AfD wird künftig von Tino Chrupalla und Alice Weidel geführt. Chrupalla wurde vom Bundesparteitag in Riesa knapp bestätigt, Weidel fand mehr Zustimmung. Das Duo soll die Partei aus der schweren Krise führen. Thüringens Landeschef Björn Höcke sieht die Schuld dafür bei den "Narzissten" im Bundesvorstand.

Der AfD-Bundesparteitag im sächsischen Riesa hat Tino Chrupalla und Alice Weidel zur neuen Doppelspitze gewählt. Der 47-jährige Sachse wurde mit einem knappen Ergebnis als Parteichef bestätigt. Er erhielt bei der Wahl am Samstag 53,4 Prozent der Stimmen. Der einzige Gegenkandidat, der Bundestagsabgeordnete Norbert Kleinwächter, kam auf 36,3 Prozent. Jeder zehnte der Delegierten stimmte für "keinen von beiden".

Weidel setzte sich mit 67,3 Prozent der Stimmen gegen ihren Mitbewerber, den EU-Abgeordneten Nicolaus Fest, durch. Chrupalla und Weidel führen bereits die AfD-Bundestagsfraktion. Nach dem Rücktritt von Ko-Sprecher Jörg Meuthen hatte zuletzt Chrupalla allein die Partei geführt. Chrupalla betonte, Ziel sei, den Streit hinter sich zu lassen. Die "Ära Meuthen" sei mit dem heutigen Tag beendet. Weidel erklärte, man werde das Erfolgsmodell der AfD-Bundestagsfraktion auf die Partei spiegeln. Die Fraktion wird bereits von Chrupalla und Weidel geführt.

Die AfD bestimmte außerdem drei Stellvertreter. Im Amt bestätigt wurde Parteivize Stephan Brandner, der dem Thüringer Landesverband angehört. Neben ihm wurden der Bundestagsabgeordnete Peter Boehringer und seine Fraktionskollegin Mariana Harder-Kühnel in den engeren Führungszirkel gewählt.

Chrupalla attackiert Kritiker

In seiner Bewerbungsrede vor den Delegierten hatte Chrupalla schwere Vorwürfe gegen seine innerparteilichen Gegner gerichtet. "Ich bin der Bundessprecher der Basis, und wenn ich angegriffen werde, dann nur deshalb, weil die Basis zum Schweigen gebracht werden soll", sagte er. "Das werde ich nicht zulassen."

Chrupalla mahnte: "Die Wähler geben ihre Stimme keiner Partei, die ein Bild der Zerstrittenheit abgibt." Die innerparteilichen Kritiker hätten die Partei beschädigt. Es brauche mehr Disziplin.

Der Gegenkandidat Kleinwächter hatte in seiner Rede für eine Trennung von Partei- und Fraktionsvorsitz geworben, damit sie sich "mit voller Kraft" ihren jeweiligen Aufgaben widmen könnten. Auch der brandenburgische Bundestagsabgeordnete kritisierte die Zerstrittenheit der Partei: "Wir brauchen Professionalisierung, wir brauchen Einigkeit, wir brauchen Disziplin."

Höcke: Zeit noch nicht reif für Einzelvorsitz

Am Samstagvormittag hatte der Bundesparteitag mit großer Mehrheit dafür gestimmt, für die nächsten beiden Jahre wieder zwei Vorsitzende zu wählen. Zuvor hatte der Thüringer Landeschef Björn Höcke erklärt, für eine Einzelspitze sei es zum jetzigen Zeitpunkt noch "zu früh". Er möchte erstmal, dass der Bundesvorstand seinen Selbstbeschäftigungsmodus hinter sich lasse und sich mehr auf den politischen Gegner konzentriere. Wenn sich dann "Charaktere herausgeformt und bewährt haben", könne diesen in zwei Jahren Einzelverantwortung übertragen werden. Rechtsaußen Höcke gilt dafür selbst als Anwärter.

Die AfD kann jedoch künftig auch von einer einzelnen Spitze geführt werden.. Das hatten die Delegierten am Freitag mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen. Die Satzung hatte bislang mindestens zwei Bundessprecher vorgeschrieben.

Chrupalla räumt Schwächephase ein und mahnt zu Disziplin

Zum Auftakt des Parteitags räumte Chrupalla ein, dass die AfD derzeit eine Schwächephase durchlebe. Die Ergebnisse bei den drei Landtagswahlen in diesem Jahr seien "überhaupt nicht zufriedenstellend" gewesen. Chrupalla mahnte disziplinierte Arbeit an und forderte, "die destruktive Stimmung der vergangenen Zeit" zu überwinden. Die AfD solle sich auf die Wählergruppen konzentrieren, die sie auch erreichen könne, und darauf dann den Wahlkampf abstimmen. Als Beispiele nannte er "arme Rentner" oder mittelständische Betriebe.

Höcke sagte in einem von großem Beifall bedachten Redebeitrag, die AfD habe "den Geist des Aufbruchs verloren". Sie sei "von Narzissten im Bundesvorstand ausgebremst" worden. "Wir müssen schlagkräftiger werden".

AfD für neue Kernkraftwerke

Der Parteitag sprach sich zudem mit großer Mehrheit für den Bau neuer Kernkraftwerke aus. In einer Resolution heißt es, Kernenergie werde inzwischen "von fast zwei Drittel der Weltbevölkerung genutzt". Sie sei "einer der wichtigsten Bausteine im Energiemix der Zukunft". Sie sei verlässlich, rund um die Uhr verfügbar und schütze Natur- und Artenvielfalt.

Die Partei wirft der Bundesregierung eine "irrationale Energiepolitik" vor, die "fatale Folgen" habe. Bürger und Unternehmen zahlten die höchsten Strompreise der Welt. Die Versorgungssicherheit schwinde, viele Natur- und Kulturlandschaften würden durch Windparks, Solaranlagen und Energiepflanzen entwertet.

dpa, AFP

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL FERNSEHEN | 18. Juni 2022 | 19:30 Uhr