Agrarminister Keine Einigung auf Getreideanbau auf Ökoflächen
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Die Landwirtschaftsminister von Bund und Ländern haben sich nicht darauf einigen können, in welchem Umfang stillgelegte landwirtschaftliche Flächen wieder zur Nutzung freigeben werden sollten. Gegen das Vorhaben war unter anderem auch der grüne Bundesminister Cem Özdemir.
Die Agrarminister von Bund und Ländern haben sich nach langen Beratungen nicht über eine gemeinsame Linie im Umgang mit sogenannten ökologischen Vorrangflächen einigen können. Ein gemeinsames Ergebnis gebe es nicht, hieß es nach der Frühjahrstagung der Agrarministerkonferenz unter dem Vorsitz von Sachsen-Anhalt. Das Thema sei kontrovers diskutiert worden.
Die unionsgeführten und SPD-geführten Länder hatten sich dafür ausgesprochen, die ökologischen Brachflächen temporär auch für den Anbau für Lebensmittel freizugeben. Die EU-Kommission hatte vergangene Woche angesichts drohender Nahrungsmittelengpässe den Weg für eine zeitweise Bewirtschaftung frei gemacht. Der grüne Bundesagrarminister Cem Özdemir und die Grünen-Agrarminister der Länder lehnen dies ab. Sie sehen darin ein Ausspielen der Krisen gegeneinander.
Özdemir stimmt Anbau von Futter- und Eiweißpflanzen zu
Özdemir sagte nach Abschluss der Konferenz, das "Produktionspotenzial" dieser Flächen werde überschätzt. Er verwies auf das Thünen-Institut, dass ein Potenzial von 0,6 Millionen Tonnen Getreide sehe.
Özdemir will nur den Anbau von Futter- und Eiweißpflanzen auf den Flächen erlauben, ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Mit Blick auf steigende Lebensmittelpreise und höhere Energiekosten für die Bauern verwies Özdemir auf die beiden von der Ampel-Koalition auf den Weg gebrachten Entlastungspakete. Er betonte, es gebe keinen Anlass für Hamsterkäufe. Mit dem Einkauf haushaltsüblicher Mengen könne man einen Beitrag dazu leisten, dass übermäßige Preissteigerungen nicht zustande kämen. Zudem müsse die Lebensmittelverschwendung dringend gestoppt werden, forderte Özdemir.
Der Landwirtschaftsminister von Sachsen, Wolfram Günther (Grüne), betonte, es dürfe "keine Rolle rückwärts geben". Hunger bekämpfe die Politik nicht, "indem wir ökologische Ruhezonen und Puffer für Artenvielfalt für den Anbau freigeben". Es gebe kein Mengenproblem, Hunger entstehe vielmehr durch fehlende Kaufkraft und dysfunktionale Märkte. "Der Schaden für Umwelt und Artenvielfalt wäre hingegen enorm."
Flächen für Lebensmittelanbau
Bauernpräsident Joachim Rukwied hatte sich zu Beginn der Agrarministerkonferenz dafür ausgesprochen, einen Teil der ökologischen Vorrangflächen für die Erzeugung von Lebensmitteln zu nutzen. Der Anteil dieser Vorrangflächen liege derzeit bei vier bis fünf Prozent, sagte Rukwied. Zwei Prozent beziehungsweise 250.000 Hektar könnten wieder landschaftlich genutzt werden, um darauf rund 1,5 Millionen Tonnen Weizen zu erzeugen.
Der Bauernverband nannte die weiter steigenden Preise für Lebensmittel "notwendig" in dieser Zeit.
Quellen: dpa/AFP (ISC)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 01. April 2022 | 19:30 Uhr