KrankenkassenGehälter für Pflegekräfte deutlich gestiegen – Eigenanteil jedoch auch
Die Bezahlung dringend benötigter Pflegekräfte in Heimen ist nach Daten der gesetzlichen Pflegekassen spürbar gestiegen. Jedoch wirken sich die höheren Löhne auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen aus. Damit Pflegeeinrichtungen die höheren Löhne für die Pflegekräfte gegenfinanzieren könnten, müssten sie zumeist die Eigenanteile anheben.
- Die Gehälter für Pflegekräfte sind deutlich gestiegen.
- Höhere Löhne wirken sich oftmals auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen aus.
- Kassenverband und Gesundheitsökonom fordern Reform der Pflegeversicherung.
- Seit September 2022 darf es Versorgungsverträge der Pflegekassen nur noch mit Heimen geben, die nach Tarif zahlen.
Die Gehälter für Pflegekräfte sind dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen zufolge deutlich gestiegen. Wie der GKV-Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen am Freitag mitteilte, erhöhten sich die durchschnittlichen Stundenlöhne im Vergleich zum Vorjahr um 8,8 Prozent auf 22,60 Euro. Dabei gebe es allerdings regionale Unterschiede. Besonders hoch seien die Gehälter für Pflegekräfte in Baden-Württemberg, Niedersachsen und NRW.
In Mitteldeutschland sind die Löhne insbesondere in Sachsen-Anhalt und Thüringen mit rund neun Prozent gestiegen. Sachsen liegt mit sechs bis acht Prozent bundesweit im Mittelfeld.
Pflegeassistenzkräfte, also Hilfskräfte mit mindestens einjähriger Ausbildung, erhalten durchschnittlich 21,41 Euro – 9,6 Prozent mehr als bisher. Der Durchschnittslohn für Pflegefachkräfte beträgt 25,93 Euro, ein Plus von knapp 9,2 Prozent.
Löhne in Altenpflege steigen – Eigenanteil jedoch auch
Der Anstieg in diesem Jahr zeige, dass sich "Pflegekräfte insgesamt auf eine faire Bezahlung verlassen können", erklärte die GKV-Vorstandsvorsitzende Doris Pfeiffer. Grund für den Anstieg sei die Anbindung der durchschnittlichen Entlohnung an die Entwicklung der Tariflöhne. Die Kehrseite der Medaille sei aber, dass sich höhere Löhne oftmals auf die Eigenanteile der Pflegebedürftigen auswirkten.
Pfeiffer forderte, die Politik müsse "endlich Wege aufzeigen, um die steigende Belastung der Pflegebedürftigen wirksam zu begrenzen". Besonders stark war der Anstieg der Durchschnittslöhne dem GKV-Spitzenverband zufolge bei Pflegehilfskräften ohne Ausbildung. Bei ihnen stieg die Vergütung im Vergleich zu 2023 um fast 9,9 Prozent auf 19,26 Euro.
Kassenverband fordert Reform der Pflegeversicherung
Anfang des Jahres forderte der GKV wegen anhaltender Finanzengpässe eine grundlegende Überarbeitung der sozialen Pflegeversicherung. Vizevorstand Gernot Kiefer zufolge müsse das System jetzt reformiert werden, wenn die Pflegeversicherung auch in den Jahren 2025 bis 2040 funktionieren solle.
Auch der Fuldaer Gesundheitsökonom Stefan Greß hält eine Reform der Pflegeversicherung für unausweichlich. Greß sagte MDR AKTUELL, das System sei in einem besorgniserregenden Zustand. In der stationären Pflege müssten die Patienten immer höhere Eigenanteile zahlen oder zur Sozialhilfe gehen, Bedürftige in der ambulanten Pflege bekämen immer weniger Leistungen.
Pflegeverträge in Altenheimen nur noch nach Tarif
Seit September 2022 darf es Versorgungsverträge der Pflegekassen nur noch mit Heimen geben, die nach Tarif oder ähnlich zahlen. Wie der Verband mitteilte, enthielten zahlreiche Tarifverträge zwischen 2023 und 2024 Lohnerhöhungen, die über Steigerungen der Vorjahre hinausgehen.
Die regional üblichen Entlohnungsniveaus werden jährlich von der Geschäftsstelle Tarifliche Entlohnung in der Langzeitpflege beim GKV-Spitzenverband ermittelt. Dabei werden diejenigen Löhne berücksichtigt, die aufgrund von Tarifverträgen oder kirchlichen Arbeitsvertragsrichtlinien an Pflege- und Betreuungskräfte gezahlt werden. Für die aktuelle Auswertung wurden die Meldungen von 11.000 Pflegeeinrichtungen berücksichtigt.
dpa/AFP/KNA (lmb)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 01. November 2024 | 09:30 Uhr