400.000 Wohnungen jährlich Bundesregierung hält an Wohnungsbau-Zielen fest

Die Bundesregierung will trotz der schwierigen Lage der Baubranche und der Energiekrise an ihrem Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich festhalten. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte bei der Vorstellung eines Maßnahmenkataloges, am Bedarf für bezahlbare Wohnungen habe sich nichts geändert. Mieter- und Eigentümerverbände üben Kritik: Sie halten das Ziel der Regierung für unrealistisch.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, r), nimmt neben Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Bau und Wohnen, an einer Pressekonferenz nach dem "Bündnis-Tag" zu "Bezahlbarem Wohnraum" teil.
Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesbauministerin Klara Geywitz (beide SPD) bei der Vorstellung der Ergebnisse des "Bündnisses bezahlbarer Wohnraum" in Berlin. Bildrechte: dpa

Die Bundesregierung hält trotz der zunehmend schwierigen Bedingungen beim Wohnungsbau an ihrem Ziel fest, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu bauen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte bei der Präsentation von Ergebnissen des "Bündnisses bezahlbarer Wohnraum", es sei gerade in schwierigen Zeiten wichtig, dieses Ziel erreichen zu wollen. Denn es habe sich nichts geändert am Bedarf der Bevölkerung an bezahlbaren Wohnungen.

Geywitz: Insgesamt 187 Maßnahmen für mehr Wohnraum

Zu den vom Bündnis vorgeschlagenen Maßnahmen zählen Vorhaben, die die Baukosten reduzieren, wie beispielsweise Bauen mit Fertigteilen. Das Aufstocken von Häusern soll mehr Wohnraum schaffen, ohne neue Flächen zu erschließen. Anträge und Genehmigungsverfahren sollen vereinfacht und stärker digitalisiert werden. Der Wohnungsbau soll gleichzeitig den Klimaschutzanforderungen genügen, da bis 2030 die Treibhausgasemissionen im Gebäudesektor fast halbiert werden müssen.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) sprach von "187 konkret zurechenbaren und mit einem Datum versehenen Maßnahmen, die von allen Beteiligten angestoßen und umgesetzt werden müssen". Im "Bündnis bezahlbarer Wohnraum" sind Bauwirtschaft, Gewerkschaften, Länder, Kommunen und weitere Verbände zusammengeschlossen.

Mieter- und Eigentümerverbände üben Kritik

Kritik kommt von Mieter- und Eigentümerverbänden. Der Präsident des Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, man sei "meilenweit vom Ziel der Bundesregierung entfernt, in diesem Jahr 400.000 Wohnungen zu bauen". Haus-&-Grund-Chef Kai Warnecke sagte auf Bayern 2, nur rund 200.000 Wohnungen seien in diesem Jahr realistisch. Mit Blick auf die Zahl der Baugenehmigungen werde dieser Wert weiter sinken, "wahrscheinlich sogar unter die 100.000 rutschen."

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr rund 293.000 Wohnungen fertiggestellt, gegenüber 2020 war das ein Rückgang um rund vier Prozent. Aktuell verlangsamt sich der Wohnungsbau weiter. Dem Münchner Ifo-Institut zufolge sind die Stornierungen im Wohnungsbau im September auf fast 17 Prozent gestiegen. In den zurückliegenden 15 Jahren hat sich zudem die Zahl der Sozialwohnungen fast halbiert.

dpa/AFP/epd(jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. Oktober 2022 | 17:45 Uhr

4 Kommentare

dimehl vor 23 Wochen

Es erinnert an den Wettlauf zwischen Hase und Igel: wenn man glaubt, am Ziel zu sein und viele Menschen nun endlich mit bezahlbaren Wohnraum versorgt zu haben, sind schon wieder ganz viele neue Menschen dazugekommen, die jetzt auch wieder, möglichst zeitnah, bezahlbaren Wohnraum brauchen. In der Geschichte vom Wettlauf zwischen Hase und Igel ist der Hase irgendwann erschöpft zusammengebrochen...

Leachim-21 vor 23 Wochen

nach meiner Meinung zeigt dieser Artikel doch genau auf wie unfähig die Politik ist. Sie blenden voll die Realität aus und bleiben stur bei Ihrer Meinung obwohl total falsch .

kleinerfrontkaempfer vor 23 Wochen

Also wegen diverser bekannter Hemmnisse in 2021 "nur" 100T Wohnungen. Dafür dann 2023 400T + 300T (aus 2022). Das müßte doch zu schaffen sein.
Es sind schließlich politische Zahlen.

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