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Erneuerbare EnergienBundesregierung kürzt Solarförderung – Wer davon betroffen ist

11. Juli 2024, 05:00 Uhr

Bis 2038 will Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen. Aus diesem Grund wird grüner Strom und dessen Integration in den Strommarkt immer wichtiger. Schon jetzt kommt mehr als die Hälfte unseres Stroms aus erneuerbaren Energien. Doch die staatliche Unterstützung sinkt, wie ein Blick auf die Haushaltspläne der Bundesregierung verrät.

Es ist Juli, die Sonne scheint fast überall in Mitteldeutschland, die Solaranlagen erzeugen grünen Strom – Und das in Massen, während viele jedoch im Urlaub sind und gar keinen Strom verbrauchen. Das führe dann zu einem Überangebot an der Strombörse, erklärt die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Aus diesem Grund könne der Strompreis zeitweise negativ werden.

"Das heißt, die Stromerzeuger müssen eigentlich für den eingespeisten Strom Geld bezahlen. Das heißt aber, als Stromkäufer bekommt man Geld. Das ist ein Phänomen, das es an der Strombörse gibt. Im Jahr 2023 gab es 301 Stunden, wo negative Preise auftraten", sagt Kemfert.

Problem der negativen Strompreise wird größer

Das ist nicht viel angesichts der fast 9.000 Stunden, die ein ganzes Jahr hat. Doch das Problem der negativen Strompreise wird Jahr für Jahr größer, denn je mehr Solar- und Windanlagen stehen, desto größer ist auch die Gefahr von Stromüberschuss. Bislang war es so, dass die Anlagenbetreiber fürs Draufzahlen an der Börse eine Art Entschädigung von der Bundesregierung erhielten – und genau die soll nun nach den Haushaltsplänen der Bundesregierung wegfallen. Claudia Kemfert kritisiert das. Sie befürchtet, dass der Solar- und Windenergieausbau ins Stocken gerät.

So weit will Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands erneuerbare Energie nicht gehen. Allerdings seien unvergütete Zeiten ein Unsicherheitsfaktor. Deshalb müsse an zwei Stellen angesetzt werden: "Einmal muss man möglichst vermeiden, dass die Preise unter eine bestimmte Marke sinken, wo es keine Wirtschaftlichkeit mehr gibt. Außerdem müssen wir mehr Speicher bauen. Wir müssen es endlich hinkriegen, dass die Wasserstoffproduktion im eigenen Land hochgefahren wird, weil das alles zusätzliche Verbraucher sind, die mithelfen, dass man solche Erzeugsungsspitzen, die zu Preisen unter null führen, abfängt."

Nur große Anlagenbetreiber betroffen

Übrigens: Wenn Sie auf dem Dach ihres Einfamilienhaus ein paar Solarmodule haben, sind Sie nicht betroffen. Sie erhalten auch weiterhin die gesetzlich festgelegte Einspeisevergütung. Die Pläne der Bundesregierung betreffen nur große Anlagenbetreiber, die ihren Strom an der Strombörse verkaufen.

Doch ab wann gilt man noch als kleiner und ab wann schon als großer Anlagenbetreiber? Auch hier plant die Bundesregierung eine Änderung. Bislang lag die Grenze bei 100kw Leistung, in Zukunft soll sie auf 25kw runtergesetzt werden. Das wären dann umgerechnet nicht mehr 20, sondern nur noch fünf Häuserdächer vollgepflastert mit Solarmodulen.

Kemfert: Solaranlage auf dem Dach wird sich immer lohnen

Das heißt also, die Grenze rückt näher, doch als Hausbesitzer kann man auch in Zukunft auf die Einspeisevergütung zählen. Solaranlagen lohnten sich für kleinere Betreiber, sagt Claudia Kemfert: "Es wird sich immer lohnen, eine Solaranlage aufs Dach zu schrauben, also auch Balkonanlagen sind ja hoch attraktiv. Man produziert seinen Strom selber, ohne das direkt einzuspeisen. Wenn man Strom kaufen muss, ist das sehr viel teurer, als wenn ich selber mit meiner Solaranlage Strom produziere."

Noch sind die Pläne der Bundesregierung nicht konkret. Es handelt sich nur um einen Haushaltsentwurf. Meist wird an solchen Entwürfen noch viel herausgeschraubt sowie geändert, und am Ende muss auch der Bundestag dem Haushalt zustimmen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 11. Juli 2024 | 06:00 Uhr

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