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Rekrutinnen auf der Sturmbahn Bildrechte: imago images/localpic

RekrutierungWehrbeauftragte schlägt Musterung aller jungen Menschen vor

02. Juni 2023, 15:56 Uhr

Die Wehrbeauftragte Eva Högl wirbt für eine generelle Musterung aller jungen Männer und Frauen. Auch an Schulen solle mehr um Nachwuchs für die Bundeswehr geworben werden, fordert sie. Die Linken kritisieren den Vorstoß als Militarisierung der Gesellschaft.

Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, hat sich für die Wiedereinführung der Musterung für die Bundeswehr ausgesprochen. Die SPD-Politikerin sagte dem Nachrichtenportal "T-online.de", man könne wie in Schweden einen gesamten Jahrgang junger Leute für die Bundeswehr zur Musterung einladen. Diese Musterung solle sich "an alle Geschlechter richten". Eine Rückkehr zur Wehrpflicht schloss sie gleichzeitig aus.

Die Idee eines verpflichtenden Dienstjahres im zivilen oder militärischen Bereich halte sie jedoch für diskussionswürdig. Junge Menschen sollten zu einer Musterung eingeladen werden und dann über ein mögliches Engagement selbst entscheiden.

Debatte um Bundeswehr-Werbung an Schulen

Högl sprach sich zudem dafür aus, dass die Bundeswehr an allen Schulen in Deutschland um Nachwuchs werben dürfe. In Baden-Württemberg etwa ist Bundeswehr-Werbung an Schulen seit 2014 verboten. Högl erklärte, es brauche insgesamt mehr Anstrengungen, um genug Personal für die Bundeswehr zu gewinnen. "Auch nach Ende des Krieges in der Ukraine müssen wir gegen die Gefahr eines Aggressors, sei es Russland oder jemand anderes, gewappnet sein", sagte sie.

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Die Personalgewinnung sei noch wichtiger als die Herausforderung beim Material. Zugleich betonte sie, die Bundeswehr müsse zeigen, "dass sie ein attraktiver Arbeitgeber ist. Mit modernen Führungsstrukturen und ausreichend Material und Ausstattung". Wenn junge Menschen zur Bundeswehr kämen und "in ihrer Stube nicht mal WLAN" hätten, sei das ein Problem.

Linke spricht von Schritt zur Militarisierung der Gesellschaft

Bei den Linken stieß der Vorschlag auf scharfe Kritik. Bundesgeschäftsführer Tobias Bank sagte der Nachrichtenagentur AFP, eine solche verpflichtende Musterung wäre "ein Schritt zur Militarisierung der Gesellschaft". Es bestehe keine reale Gefährdungslage, die derartige Eingriffe in das Selbstbestimmungsrecht junger Menschen rechtfertige. Zudem sei eine verpflichtende Musterung "effektiv eine vorbereitende Maßnahme zur Wiedereinführung der Wehrpflicht", kritisierte er.

Die Bundesregierung wollte Högls Aussagen nicht direkt kommentieren. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums zog aber die schnelle Umsetzbarkeit einer allgemeinen Musterung in Zweifel. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte am Donnerstag eine neue Anwerbekampagne der Bundeswehr angekündigt.

AFP(rnm)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Juni 2023 | 12:30 Uhr

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