Greenpeace-Analyse Studie: Bundeswehr besser als ihr Ruf
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14. November 2023, 16:56 Uhr
Die Bundeswehr wurde in den vergangenen Jahren anderes als oft behauptet nicht kaputtgespart. Das will das Bonn International Centre for Conflict Studies festgestellt haben. Die Konfliktforscher erklärten, die Bundeswehr sei auf Augenhöhe mit den Armee Frankreichs und Großbritanniens.
Die Bundeswehr steht Konfliktforschern zufolge besser da als vermutet. Das ist das Fazit einer Studie des Bonn International Centre for Conflict Studies.
Bundeswehr vergleichbar mit Armeen von großen Nato-Partnern
Darin heißt es, die Bundeswehr sei in den letzten Jahrzehnten nicht kaputtgespart worden, wie es häufig dargestellt werde. Sie unterhalte in Bewaffnung, Personalstärke und Einsatzbereitschaft vergleichbare Streitkräfte wie die großen europäischen Nato-Partner Frankreich und Großbritannien. Deutschland sei verteidigungsfähig.
Die Wissenschaftler hatten im Auftrag der Umweltschutzorganisation Greenpeace öffentlich zugängliche Daten aus den vergangenen drei Jahrzehnten ausgewertet. Sie stellen fest, dass die Bundeswehr nicht unterfinanziert sei. Die Hauptwaffensysteme seien teils sogar moderner als in Frankreich und Großbritannien.
Deutschland verfügt über 183.150 Soldaten
Danach verfügt Frankreich über die meisten Großwaffensysteme vor Deutschland und Großbritannien. Dabei handele es sich vor allem um mehr kleinere gepanzerte Fahrzeuge. Deutsche Landsysteme seien im Schnitt sieben Jahre jünger als die Systeme Frankreichs und fast zehn Jahre jünger als die des Vereinigten Königreichs. Deutschland besitze mit dem Leopard 2 nicht nur die meisten, sondern auch den modernsten Kampfpanzer.
Bei den Luftstreitkräften liegt Deutschland demnach mit mit 477 Einheiten vor Großbritannien und hinter Frankreich. "Im Gesamtbild gehen wir deshalb davon aus, dass sich die Effizienz Deutschlands und Frankreichs bei der Bewaffnung ähnelt, während das Vereinigte Königreich – mit seinen sehr veralteten Landwaffensystemen – etwas schlechter abschneidet", hieß es weiter in der Untersuchung.
Bei der Personalstärke rangiert Deutschalnd vergangenes Jahr den Angaben zufolge mit 183.150 aktiven Soldaten erneut vor Großbritannien (150.350) und hinter Frankreich (203.250).
Mängel bei Entwicklung komplexer Waffensysteme in allen Armeen
Deutliche Unterschiede zeigen sich den Wissenschaftlern zufolge bei Ausgaben für Forschung, Entwicklung und Beschaffung. Zu den Gesamtbeschaffungsausgaben der Länder rechneten sie demnach alle Ausgaben von 1993 bis 2022.
Großbritannien wendete somit 483,5 Milliarden US-Dollar, Frankreich 369,3 Milliarden US-Dollar und Deutschland 200,4 Milliarden US-Dollar auf. Mehrkosten, Verzögerungen und Mängel seien bei der Entwicklung und Beschaffung großer und komplexer Waffensysteme in allen drei Ländern die Regel, stellten die Forscher fest.
Keine ausreichenden Munitionsvorräte
Bei der Einsatzbereitschaft haben Großbritannien und Frankreich als ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates die Nase vorn: Beide Länder hätten in den vergangenen zehn Jahren pro Jahr 10.000 Soldaten mehr auf internationale Einsätze geschickt als Deutschland.
Alle drei Streitkräfte seien in den letzten Jahrzehnten auf asymmetrische Einsätze in Afghanistan, Mali oder in den Niger eingestellt worden und weniger auf Bündnisverteidigung und Kriege gegen ähnlich starke Gegner.
In allen drei Staaten gebe es keine ausreichenden Munitionsvorräte, so die Forscher. Die Länder könnten kurzfristig auch nur einen kleinen Teil ihrer Verbände gefechtsbereit machen.
dpa (lik, jks)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Nachrichten | 14. November 2023 | 14:00 Uhr