Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kündigten bei der Vorstellung einer Studie an, künftig solle es wegen Corona keine Kita-Schließungen mehr geben. Bildrechte: IMAGO / Emmanuele Contini

Corona-Kita-StudieLauterbach: Kita-Schließungen wegen Corona waren nicht nötig

02. November 2022, 21:44 Uhr

Die Kita-Schließungen in den ersten Corona-Wellen sind nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unnötig gewesen. Lauterbach kündigte bei der Vorstellung einer Studie in Berlin an, Schließungen dieser Art werde es künftig nicht mehr geben. Bundesfamilienministerin Lisa Paus sagte, die Schließungen hätten zu Entwicklungsdefiziten geführt.

Die Kita-Schließungen in den ersten Corona-Wellen sind nach Ansicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unnötig gewesen. "Das Schließen von Kitas ist definitiv medizinisch nicht angemessen und wäre auch in dem Umfang, wie wir es damals gemacht haben, nach heutigem Wissen nicht nötig gewesen", sagte der SPD-Politiker in Berlin. "Es wird keine Schließungen dieser Art mehr geben." Lauterbach äußerte sich anlässlich der Veröffentlichung des Abschlussberichts der "Corona-Kita-Studie" gemeinsam mit Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne).

Geringe Corona-Übertragungsrate in Kita-Gruppen

Die Ansteckungsraten bei Kindern unter fünf Jahren hätten unter denen von Schulkindern und Jugendlichen sowie deutlich unter dem Durchschnitt gelegen, erklärte Lauterbach. Die Übertragungsrate in Kita-Gruppen betrage weniger als zehn Prozent, das entspreche etwa einem Fünftel der Ansteckungsrate in Familien. Obwohl man von Kitaschließungen künftig absehen wolle, müssten Hygiene- und Schutzmaßnahmen aber weiterhin eingehalten werden, forderte Lauterbach.

Paus sagte, laut der Studie trügen die Kinder, die am meisten von frühkindlicher Bildung und Förderung profitieren können, besonders schwer an den Folgen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Kitas mit vielen Kindern aus sozial benachteiligten Familien hätten jetzt einen fast doppelt so hohen Förderbedarf etwa bei Sprache oder Motorik wie vor der Pandemie. "Kinder haben in der Pandemie bereits erheblich gelitten – oft weniger am Virus selbst als an den Folgen der Eindämmungsmaßnahmen", erklärte Paus.

Paus: Bei allen Maßnahmen Kindeswohl ins Zentrum rücken

Drei von zehn Schülerinnen und Schülern schätzten ihren Gesundheitszustand heute schlechter ein als vor der Pandemie, unter benachteiligten Kindern seien es 40 Prozent, sagte Paus. Insgesamt habe sich der psychische Zustand bei jedem zweiten Kind verschlechtert, unter den sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen seien es zwei Drittel. Deshalb müsse bei allen Maßnahmen das Kindeswohl ins Zentrum gerückt werden.

Die von beiden Ministerien finanzierte und vom Deutschen Jugendinstitut und Robert Koch-Institut durchgeführte Kita-Studie lief von Sommer 2020 bis Juni dieses Jahres. Untersucht wurden die Auswirkungen der Pandemie und der Schutzmaßnahmen auf Kindertagesbetreuung, Kinder und Familien aus verschiedenen Blickwinkeln.

Lauterbach kündigte auf der Pressekonferenz außerdem Entlastungen für Kliniken an. Unter anderem solle es in Kinderkliniken statt der üblichen Fallpauschalen künftig ein garantiertes Budget für 80 bis 100 Prozent der Leistungen geben. Damit solle ökonomischer Druck von den Kinderkliniken genommen werden, sagte Lauterbach.  

dpa/epd/MDR (jan)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. November 2022 | 15:45 Uhr