Epidemische Viruspartikel, Konzeptgrafik // Grafik: Das multimediale Corona-Update Newsletter
Das Medikament Paxlovid kann verhindern, dass das Coronavirus sich in den Zellen vermehrt. Bislang ist es in Deutschland aber selten verschrieben worden. Bildrechte: imago images/Panthermedia

Corona-Newsletter | Montag, 28. November 2022 Alle Jahre wieder: Diskussionen um die Corona-Regeln

29. November 2022, 12:24 Uhr

Im multimedialen Corona-Daten-Update: Pünktlich zur Vorweihnachtszeit gibt es heftige Debatten über die Lockerung von Corona-Regeln. Nicht nur in der Politik, auch in der Gesellschaft ist man sich uneins. Ein Überblick.

Guten Abend liebe Abonnentinnen und Abonnenten,

erinnern Sie sich noch an die Weihnachtszeit 2020? Ich musste gestern daran denken, als ich die erste Kerze an unserem Adventskranz angezündet habe. In der Politik stritt man da ziemlich heftig über die Corona-Regeln. Lange war unklar, ob man seine Familie besuchen darf. Viele Sachen, die Menschen mit Weihnachten verbinden, waren verboten.

Das ist dieses Jahr zum Glück anders. Es gibt in Deutschland keine Debatten darüber, ob wir den Lockdown verlängern müssen oder an Weihnachten in der Kirche eigentlich singen dürfen. Aber auch dieses Jahr wird pünktlich zur Weihnachtszeit wieder heftig über die Corona-Regeln diskutiert. Das dritte Jahr in Folge. Oder "Alle Jahre wieder", wie es in dem Weihnachtslied so schön heißt.

In diesem Corona-Update will ich mit Ihnen gemeinsam einen Blick darauf werfen, welche Corona-Fragen die Menschen gerade am meisten beschäftigen. Dabei setzen wir uns mit folgenden Themen auseinander:

Und zum Schluss folgt noch das "Corona-Requiem". Das ist zwar nicht "Alle Jahre wieder", aber trotzdem ein besonderes Kunstwerk.

Stichwort Weihnachtszeit: Die Herbstwelle läuft und steigert die Diskussionen um die Corona-Regeln. Besonders der neue Omikron-Subtyp BQ.1.1. bereitet den Experten Sorgen, dass sich die Lage verschärfen könnte.

Die Diskussion über die Corona-Regeln

Mir ist neulich aufgefallen: In den Supermärkten und auf vollen Plätzen tragen gerade wieder mehr Menschen freiwillig Masken, um sich und andere vor einer Ansteckung zu schützen. Vielleicht haben Sie das auch so festgestellt.

Gleichzeitig ist laut einer nicht repräsentativen MDRfragt-Umfrage in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen eine knappe Mehrheit dafür, die Maskenpflicht zu lockern. 56 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, dass im ÖPNV künftig keine Masken mehr getragen werden müssen.

Dieser Zwiespalt ist nicht nur unter den Menschen, sondern auch in der Politik erkennbar. Die Landesregierung von Sachsen-Anhalt ist sich zum Beispiel uneinig über die Corona-Regeln. Während Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) die aktuellen Corona-Maßnahmen beibehalten will, möchte Verkehrsministerin Lydia Hüskens (FDP), dass wir künftig ohne Masken Bus und Bahn fahren dürfen. Die Länder können selbst festlegen, ob es eine Maskenpflicht im Nahverkehr gibt. Im Fernverkehr entscheidet der Bund über die Regeln.

Diskussion über Corona-Regeln auch bei "Fakt ist!"

Über die Corona-Regeln wurde am Montag bei "Fakt ist!" diskutiert und das Thema von allen Seiten beleuchtet. Wenn Sie die Diskussion und die unterschiedlichen Standpunkte verfolgen wollen, schauen Sie doch bei unserer Sendung "Fakt ist!" vorbei.

Wer sich vor der Diskussion oder ganz für sich selbst nochmal ein Bild über die Lage machen will, dem kann ich das letzte Corona-Update von meiner Kollegin Maren Wilczek empfehlen. Sie hat nämlich die einzelnen Argumente sehr übersichtlich zusammengetragen – und versucht die Frage zu beantworten, wann die Pandemie endlich vorbei ist.

Auf einen Blick: Die aktuellen Zahlen

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Montag, den 28. November, eine bundesweite 7-Tages-Inzidenz von 178,3. Allerdings melden über das Wochenende einige Bundesländer dem RKI keine aktuellen Zahlen. Durch diese Meldeverzögerung können verzerrte Zahlen entstehen.

Die derzeit niedrigste Inzidenz hat dem RKI nach Bayern mit 104,4, gefolgt von Thüringen mit 107,9. In Sachsen gab es laut RKI in den vergangenen sieben Tagen 148,8 Corona-Fälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner und in Sachsen-Anhalt 200,9.

Die bundesweit höchsten Inzidenzwerte haben den Zahlen des RKI zufolge aktuell Niedersachsen (286,9), Bremen (271,3) und Mecklenburg-Vorpommern (270,2).

Im Folgenden nun die Zahlen, auf die sich die Länderministerien beziehen und von Behörden und Landkreisen. Diese Werte können unter Umständen von denen des RKI abweichen, da sie meist etwas aktueller sind.

Sachsen


Hospitalisierungsrate*: 5,32 (+0,94)
COVID-19-Intensivpatienten: 50, davon 12 beatmet, 54 freie 
COVID-19-Intensivbetten

Impfquote: 65 Prozent (vollständig geimpft)
12-17 Jahre: 44,2 Prozent
18-59 Jahre: 67,4 Prozent
60+ Jahre: 84 Prozent
Auffrischungsimpfung: 50,5 Prozent

Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 16.338

Thüringen


Hospitalisierungsrate*: 5,41 (-2,32)
COVID-19-Intensivpatienten: 20, davon 1 beatmet, 50 freie 
COVID-19-Intensivbetten

Impfquote: 70,2 Prozent (vollständig geimpft)
12-17 Jahre: 52,2 Prozent
18-59 Jahre: 72,9 Prozent
60+ Jahre: 87,7 Prozent
Auffrischungsimpfung: 54,2 Prozent

Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 7.894

Sachsen-Anhalt


Hospitalisierungsrate*: 8,94 (0,69)
COVID-19-Intensivpatienten: 36, davon 16 beatmet, 30 freie 
COVID-19-Intensivbetten

Impfquote: 74,1 Prozent (vollständig geimpft)
12-17 Jahre: 53,2 Prozent
18-59 Jahre: 78,1 Prozent
60+ Jahre: 90,7 Prozent
Auffrischungsimpfung: 58,3 Prozent

Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19: 6.014

* Die Hospitalisierungsrate beschreibt die 7-Tage-Inzidenz der hospitalisierten COVID-19-Fälle. Durch Übermittlungsverzug wird die Rate in gewissem Maß unterschätzt, schreibt das RKI. Ein deutschlandweit gültiger Grenzwert dafür, welche Maßnahmen eine bestimmte Hospitalisierungsrate nach sich ziehen, wurde nicht festgelegt. Warum die Hospitalisierungsrate in der jetzigen Form als neue Corona-Kennzahl untauglich ist, erklärt MDR-Datenjournalist Manuel Mohr in diesem Artikel.

(Quellen: Hospitalisierungsrate: RKI | Intensivpatienten: Divi | Impfquote: RKI | Todesfälle: RKI)

Alle Grafiken und weiteren Zahlen finden Sie hier in den Übersichten der Kolleginnen und Kollegen.

Proteste gegen Covid-Politik in China

Wir diskutieren zwar wie "alle Jahre wieder" wieder einmal über die Corona-Regeln – aber über Lockerungen der Maskenregeln und nicht über Lockdowns. In China sieht das gerade ganz anders aus. Dort gab es in den letzten Tagen sogar gewaltsame Proteste gegen die Null-Covid-Politik. Die Tagesschau hat einen interessanten Artikel dazu verfasst.

Zum Nachhören: Der Corona-Kompass

Mit Infos zum Pandemieende und zur Isolationspflicht.

Ein Porträt-Foto von Virologe Alexander Kekulé. 59 min
Bildrechte: MDR/dpa
59 min

Bürgertests werden eingeschränkt, die einrichtungsbezogene Impfpflicht endet. Die Fallzahlen sinken weiter. Wer sollte sich dennoch impfen lassen? Und: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Gürtelrose und der Impfung?

MDR AKTUELL Di 22.11.2022 20:47Uhr 58:32 min

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Atemwegserkrankungen steigen stark an

"Alle Jahre wieder" sind Herbst und Winter auch die Saison für Erkältungen und Grippe. In diesem Jahr breiten sich die Atemwegserkrankungen allerdings deutlich stärker aus als in den vergangenen Jahren – und als vor der Pandemie.

Laut aktuellem Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) haben in der Woche bis zum 20. November rund 7 Millionen Personen angegeben, dass sie krank seien. Auf der Skala der 7-Tage-Inzidenz entspricht das einem Wert von 8.300. Häufig sei es nur ein Schnupfen. Doch auch die Grippewelle ist in diesem Jahr früher gestartet als in den Vorjahren.

Besonders besorgniserregend ist, dass das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, sich derzeit unter Kleinkindern stark ausbreitet. Für Personen, die sich bereits damit angesteckt hatten, ist das Virus meist harmlos. Kinder, die sich das erste Mal infizieren, können jedoch schwer erkranken.

Das geschehe bereits, erklärte der Generalsekretär der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv-und Notfallmedizin (Divi), Florian Hoffmann. Hoffman ist außerdem Intensiv-und Notfallmediziner für Kinder. Er beobachte aktuell, dass nicht nur die RSV-Infektionen rasant ansteigen, sondern auch, dass die Kinderstationen von Krankenhäusern in mehreren Bundesländern immer voller werden.

Auch wenn Kita-Schnupfen und Grippewelle alle Jahre wiederkommen: In diesem Jahr ist etwas mehr Vorsicht als sonst sicher keine schlechte Idee.

Was Sie außerdem wissen sollten

Forscher haben anhand von 360.000 PCR-Tests herausgefunden, dass ein BA.5-Booster zusätzlichen Schutz vor einer Ansteckung bringt. Wie lange der Effekt anhält, ist aber unklar.

Schweizer Forscher haben Hinweise auf leichte Schäden an Herzmuskelzellen von Geimpften festgestellt. Sorge vor bleibenden Schäden besteht demnach aber nicht.

Zum Schluss

... kommt noch ein Hinweis auf ein ganz besonderes Kulturangebot. Es handelt sich hierbei aber nicht um ein Weihnachtslied, sondern um das "Corona-Requiem". Das hat der Chorleiter und Komponist Andreas Pabst während des Corona-Lockdowns komponiert, um sich bei allen Helfern in der Pandemie zu bedanken.

Mit dieser (wie ich finde) schönen Dankesgeste möchte ich mich für dieses Mal von Ihnen verabschieden. Wenn ich an die aktuellen Krisen denke, vermute ich, dass Weihnachten dieses Jahr noch nicht so werden wird, wie "Alle Jahre wieder". Gerade deshalb wünsche ich Ihnen alles Gute und eine schöne Vorweihnachtszeit mit vielen warmen und schönen Momenten.

Herzliche Grüße
Leonard Schubert

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 29. November 2022 | 10:00 Uhr

5 Kommentare

kleiner.klaus77 am 30.11.2022

Wenn die Zahl der Infizierten zehnmal so hoch ist, es aber keine Welle den Krankenhäusern gibt, so bedeutet das, dass Corona nicht mehr besonders gefährlich ist! Was soll dann der Ruf nach einem Lockdown? No Covid ist nicht praktikabel, siehe China!

Chris Casablanca am 30.11.2022

Ich werde die Gängelung , die vielen Hasskommentare in den Meiden und die Dreckkübel die man über Ungeimpfte verschüttet hat, nie vergessen,

DermbacherIn am 30.11.2022

Wir brauchen einen Wellenbrecher-Lockdown, um Weihnachten mit unseren Liebsten feiern zu können!