Corona-Pandemie Pflegebonus: Diskussion um gerechte Verteilung
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Seit Beginn der Pandemie gehören die Beschäftigten im medizinischen Bereich zu denen, die am härtesten arbeiten. Die Bundesregierung will ihnen deshalb einen Bonus bezahlen. Das gab es 2020 schon einmal. Doch nicht alle, die regelmäßig im Kontakt mit Corona-Patienten waren, haben den Bonus bekommen. Nun soll die Zahlung vor allem an Intensiv-Pflegepersonal gehen. Und auch diesmal sorgt das für Diskussionen.

- Erfahrungsbericht: Techniker und Reinigungskräfte gehen leer aus
- Verband medizinischer Fachberufe fordert runden Tisch
- Pflege-Verbände fordern grundsätzlich bessere Arbeitsbedingungen
Viel Aufregung gab es beim Krankenhauspersonal um den ersten Bundespflegebonus. Davon berichtet ein Techniker, der in einer Klinik in Sachsen-Anhalt arbeitet und anonym bleiben möchte. Denn die Leute hätten unterschiedlich viel bekommen. Er selbst sei leer ausgegangen. Obwohl seine Arbeit ihn kreuz und quer durch das Haus führt – auch in die Zimmer von Corona-Infizierten, wo er zum Beispiel Klingelknöpfe und Fernseher repariert. Ihn stört, dass auch bei den Plänen für den zweiten Bundespflegebonus die Leute ungleich behandelt werden sollten, sagt er.
Das betreffe vor allem Reinigungskräfte, sagt er, "die eigentlich den Dreck von jedem Patienten wegmachen, auch von den Coronapatienten die Betten saubermachen". Auch er als Techniker müsse die Zimmer von Corona-Kranken betreten, wenn Reparaturen nötig seien. Er fände es gerecht, wenn alle etwas abbekommen würden – auch wenn der Bonus dadurch kleiner ausfallen würde.
Fachangestellte für runden Tisch und gerechte Verteilung
Auch Hannelore König vom Verband medizinischer Fachberufe e.V. setzt sich für eine Gruppe ein, die wohl wieder keinen Pflegebonus bekommen wird: Die Medizinischen Fachangestellten, die beispielsweise in Arztpraxen impfen. Wie man die Bonuszahlung gerecht gestalten könnte, sei eine schwierige Frage, gesteht sie ein. "Ich kann mir schon vorstellen, wenn die Politik jetzt den Medizinischen Fachangestellten auch einen Bonus zahlt, dass dann auch die nächste Berufsgruppe sagt, wir sind auch besonders belastet."
Sie wünscht sich deshalb einen runden Tisch. "Das ist sicherlich ein Prozess, den müsste man diskutieren, und ich würde auch ungern ohne die betroffenen Pflegekräfte diskutieren, denn auch da gibt es ja schon sehr viel Unruhe", sagt König.
Pflege-Verbände fordern grundsätzlich bessere Arbeitsbedingungen
Und genau deswegen kommt auch Kritik von den Verbänden, deren Mitglieder zumindest teilweise den Pflegebonus bekommen. Bei solchen kurzfristigen Aktionen überwiege der Schaden den Nutzen – so die Wahrnehmung von Georg Sigl-Lehner, Präsident der Vereinigung der Pflegenden in Bayern. "Wir wissen alle, in der Pflege muss sich grundsätzlich am System was ändern. Und ich glaub da könnte man das Geld sehr viel besser gleich von Beginn an einsetzen, damit wirklich mittelfristig eine Veränderung der Arbeitsbedingungen auf den Weg gebracht wird", sagt Sigl-Lehner.
Das sieht auch Bernadette Klapper, Geschäftsführerin beim Bundesverband für Pflegeberufe, so und führt noch einen weiteren Kritikpunkt an: Der Pflegebonus könnte später eine Alibifunktion haben.
"Wir sehen auch die Gefahr, dass dann in Zukunft gesagt wird, es ist doch so viel gezahlt worden, und damit ist es jetzt in Ordnung und jetzt braucht man nichts mehr zu tun", sagt Klapper. Das wäre, wie sie sagt, "ganz fatal".
Echte Wertschätzung, das wären ihrer Ansicht nach vor allem mehr Personal – und Investitionen in die Fort- und Weiterbildung, damit die Leute den Beruf auch langfristig ausüben könnten.
Quelle: MDR AKTUELL
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 10. Januar 2022 | 05:00 Uhr