Verkehrsministerkonferenz Deutschlandticket kostet ab kommendem Jahr 58 Euro
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24. September 2024, 06:45 Uhr
Das Deutschlandticket soll ab dem nächsten Jahr 58 Euro pro Monat kosten. Darauf haben sich die Verkehrsminister der Länder bei einer Sonderkonferenz am Montag verständigt. Wie das Ticket 2026 weitergeführt wird, ist im Detail noch nicht beschlossen. Verkehrsunternehmen begrüßten den Schritt. Scharfe Kritik kam von Verbraucher- und Umweltschützern.
- Die Verkehrsminister haben sich darauf geeinigt, dass das Deutschlandticket ab kommendem Jahr teurer wird.
- Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sieht die Ticketfinanzierung damit für 2025 abgesichert.
- Eine Erhöhung des Preises war damit begründet worden, dass Verkehrsunternehmen durch die Einführung des Deutschlandtickets Verluste einfahren würden.
Das Deutschlandticket soll vom nächsten Jahr an 58 Euro im Monat kosten. Auf einer Sonderkonferenz verständigten sich die Verkehrsminister der Länder darauf, den Preis um neun Euro zu erhöhen. Das teilte der nordrhein-westfälische Verkehrsminister und Ressortchef Oliver Krischer der Deutschen Presse-Agentur mit.
Die Einigung auf der Sonderverkehrsministerkonferenz zeige, dass die Länder am Erfolgsmodell Deutschlandticket festhalten und weiterentwickeln wollten, sagte der Grünen-Politiker, der aktuell Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz ist. "Mit diesem Preis schaffen wir es, das Ticket weiter attraktiv zu halten und die Finanzierung auf solidere Füße zu stellen."
Ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies die Verantwortung für die Preiserhöhung allein den Bundesländern zu. Sie hätten sich für diesen Weg entschieden, sagte er in Berlin. Der Bund unterstütze die Länder bei der Finanzierung des Tickets bis Ende 2025 mit 1,5 Milliarden Euro jährlich.
Hüskens: Ticket bleibt weiter attraktiv
Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens sieht die Entscheidung für die Erhöhung gerechtfertigt. Die FDP-Politikerin sagte MDR SACHSEN-ANHALT, aus ihrer Sicht bleibe das Ticket trotzdem attraktiv. Es sei immer noch günstiger als etwa Monatskarten in Magdeburg oder Halle.
Mit Blick auf die Finanzierung für die kommenden Jahre sagte Hüskens, künftig solle der Preis automatisch ermittelt und nicht mehr von der Politik beschlossen werden. Wie das Ticket 2026 weitergeführt wird, ist im Detail noch nicht beschlossen. Daher ist auch noch offen, wie lange der neue Preis von 58 Euro bestehen bleibt.
Verkehrsunternehmen begrüßten den Schritt, scharfe Kritik kam von Verbraucherschützern
Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen begrüßte die Preiserhöhung als "klugen, mutigen und notwendigen Schritt". Damit sei das Deutschlandticket für das nächste Jahr finanziell gesichert, erklärte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Verbraucher- und Sozialverbände kritisierten dagegen, dass die Erhöhung Kunden vertreibe und das Ticket für finanziell schwächere Menschen in unerreichbare Ferne rücke.
Die Chefin des Bundesverbandes der Verbraucherzentrale, Ramona Pop, sagte: "Verbraucherinnen und Verbraucher brauchen Verlässlichkeit statt Preiserhöhungen, doch nun droht eine Preiserhöhungsspirale in den kommenden Monaten." Der Vize-Präsident des Sozialverbandes VdK in Deutschland bezeichnete den Preisaufschlag um neun auf 58 Euro als "Zumutung" für den Nahverkehr auf dem Land.
Die Preiserhöhung "schreckt fast die Hälfte der Menschen ab, die schon ein D-Ticket haben oder sich dafür interessieren, zeigen jüngste Umfragen", erklärte Lena Donat von Greenpeace. Es handle sich um eine Entscheidung gegen eine moderne Verkehrspolitik.
Debatte um Finanzierung des Deutschlandtickets
Um die Finanzierung des Tickets war im Kreise der Verkehrsminister von Bund und Ländern monatelang gerungen worden. Während Bayern zur Kostendeckung einen Preis von 64 Euro im Monat ins Spiel gebracht hatte, sprachen sich unter anderem Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg für eine geringere Preissteigerung aus.
Das Deutschlandticket kostet bislang 49 Euro im Monat. Nach Angaben der Verkehrsunternehmen entstehen ihnen aufgrund dieses günstigeren Angebots hohe Einnahmeeinbußen. Bund und Länder hatten sich ursprünglich darauf verständigt, diese Verluste jeweils zur Hälfte auszugleichen. Die Regionalisierungsmittel, mit denen der Bund die Länder bei der Bereitstellung des öffentlichen Nahverkehrs unterstützt, wurden dafür erhöht.
Das Deutschlandticket gilt seit dem 1. Mai 2023 und berechtigt bundesweit zur Fahrt in allen Bussen und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs, nicht aber in Fernzügen.
dpa/AFP (lmb)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. September 2024 | 12:30 Uhr
emlo vor 11 Wochen
@Anita L.: Ein Abo bleibt es aber trotzdem, was bedeutet, dass man sich explizit um die Kündigung kümmern muss, was bei einem Einmalkauf nicht gegeben wäre.
Mir ist aber trotzdem klar, dass die Intention des Deutschlandtickets eine andere ist, nämlich Leute zu dauerhaften Nutzern des ÖPNV zu machen. Daher das Abo-Modell.
emlo vor 11 Wochen
Tja @Ilse, offenbar liegt weit außerhalb Ihrer Vorstellungskraft, dass man Sachverhalte auch gut finden kann, wenn man nicht persönlich davon profitiert. Bezüglich meiner Person liegen Sie nämlich vollkommen daneben, denn ich nutze das Deutschlandticket nicht.
Sharis vor 11 Wochen
Ich denke auch, dass die Anbieter oft falsche Preispolitik (zu teure Tickets) machen und so potenzielle Kunden vergraulen.
Aber "jeder neue Kunde zusätzlicher Gewinn" stimmt ja so auch nicht - vor allem die Gelegenheitsfahrer haben VOR dem D-Ticket mehr teurere Einzelfahrten gekauft, die sie jetzt nicht mehr kaufen.