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BonitätsprüfungKeine generelle Schufa-Anfrage bei Kauf des "Deutschlandtickets"

31. März 2023, 05:00 Uhr

Beim Kauf des "Deutschlandtickets" soll es zu einem Schufa-Check kommen – zumindest bei der Deutschen Bahn. Menschen mit geringer Bonität könnten so von dem Angebot ausgeschlossen werden. In Mitteldeutschland gehen Verkehrsbetriebe unterschiedlich vor.

  • Das "Deutschlandticket" soll monatlich per Lastschriftmandat abgebucht werden. Unternehmen wollen deshalb die Zahlungsfähigkeit der Käufer prüfen.
  • Bei den Erfurter Verkehrsbetrieben wird eine Bonitätsprüfung durchgeführt.
  • Die Verbraucherzentrale fordert, dass keine Menschen von der Buchung des Tickets ausgeschlossen werden sollen.

Am kommenden Montag beginnt der Vorverkauf für das sogenannte "Deutschlandticket". Es soll 49 Euro im Monat kosten und ab Mai bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültig sein. Das "Deutschlandticket" wird nur als Abonnement angeboten und soll monatlich über das Lastschriftverfahren vom Konto abgebucht werden. Um sicher zu gehen, dass die 49 Euro auch jeden Monat abgebucht werden können und es keine Zahlungsausfälle gibt, wollen nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" etwa die Deutsche Bahn und der Zahlungsdienstleister Logpay beim Kauf des Tickets eine Bonitätsprüfungen bei der Schufa vornehmen. Das könnte bei einigen Kunden dazu führen, dass sie kein 49-Euro-Ticket bekommen.

MDV behält sich Prüfung vor

Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) erklärte auf Anfrage von MDR AKTUELL, nach den bundesweiten Abo-Bedingungen zum "Deutschlandticket" könnten sich die Verkehrsunternehmen eine Bonitätsprüfung vorbehalten. Bei einem negativen Prüfergebnis komme kein Abo-Vertrag zustande. Weiter heißt es vom MDV, da durch das Lastschriftverfahren keine sofortige Zahlung stattfinde, führten viele Verkehrsunternehmen eine Bonitätsprüfung durch, um das Risiko einer Nichtzahlung zu minimieren.

Erfurt: Bonitätsprüfung ist schon Praxis

Die Erfurter Verkehrsbetriebe führen nach eigenen Angaben schon seit vielen Jahren beim Abschluss eines Abos eine Bonitätsprüfung durch. "Wir nutzen dazu nicht die Schufa-Abfrage, sondern ein anderes Portal. Diese Praxis wird auch mit Einführung des "Deutschlandtickets" fortgeführt", erklärt Hannes Sperling, Referent für Öffentlichkeitsarbeit. "Kunden brauchen sich aber bei einer negativen Auskunft keine Gedanken machen, da wir jeden Fall einzeln prüfen. Denn unserer Erfahrung nach hängt die individuelle Bonität nicht von den Einkommensverhältnissen ab." Es werde immer im Einzelfall entschieden und nach Möglichkeit das Abo befürwortet. "Sollte es allerdings zu wiederholten Problemen bei der Abbuchung bei den Kunden kommen, werden wir uns vorbehalten, das Abo zu kündigen", so Sperling.  

Keine Prüfungen in Magdeburg und Dresden geplant

Dagegen soll bei den Magdeburger Verkehrsbetrieben keine Schufa-Prüfung durchgeführt werden, wie Johannes Lauf von der Pressestelle mitteilte. "Die Abbuchung des Ticketpreises erfolgt, wie auch bei den übrigen Produkten der MVB, mittels Lastschrift."

Auch in Dresden soll es keine Bonitätsprüfung bei den städtischen Verkehrsbetrieben geben. Die Dresdner Verkehrsbetriebe erklärten, die Abbuchung des Abos sei per SEPA-Lastschrift nur von einem in Deutschland gelisteten Konto mit entsprechender IBAN-Nummer möglich. Werde die Abbuchung durch ein ungedecktes Konto verweigert, werde das Ticket ungültig.

Verbraucherzentrale kritisiert Schufa-Abfrage

Der Verbraucherzentrale Bundesverband sieht die Bonitätsprüfung kritisch. Gregor Kolbe, Referent für Mobilität und Reisen sagte MDR AKTUELL, fehlende Bonität dürfe nicht dazu führen, dass Menschen von der Buchung des "Deutschlandtickets" ausgeschlossen würden. "Menschen, die in der Vergangenheit einen Kredit nicht pünktlich bedienten oder auch nur mehrere Kredite zur gleichen Zeit laufen haben, können genauso betroffen sein wie diejenigen, die ihren Dispokredit in der Vergangenheit überzogen haben", erklärt Kolbe.

Die Art und Weise, wie die Auskunfteien ihre Scorings erstellen und die finanzielle Situation von Personen bewerten, ist sehr intransparent.

Gregor Kolbe | Verbraucherzentrale

Teilweise spiele auch der Wohnort eine Rolle, wie kreditwürdig Verbraucherinnen und Verbraucher eingeschätzt werden. Kolbe kritisiert: "Die Art und Weise, wie die Auskunfteien ihre Scorings erstellen und die finanzielle Situation von Personen bewerten, ist sehr intransparent."

Nachfolgelösung für beliebtes 9-Euro-Ticket

Das "Deutschlandticket" soll an das beliebte 9-Euro-Ticket aus dem Sommer 2022 anknüpfen. Vorgesehen ist ein digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement, das bundesweit im Nahverkehr gilt. Der Bundestag hat das Finanzierungsgesetz bereits beschlossen, am 31. März muss abschließend noch der Bundesrat zustimmen. Der Bund stellt demnach von 2023 bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro bereit, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsanbietern zur Hälfte auszugleichen. Für die andere Hälfte sollen die Länder aufkommen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 31. März 2023 | 14:00 Uhr