Menschen auf einem Tram-Bahnsteig.
Straßenbahnfahrer in Leipzig: Das Deutschlandticket kann aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) zum 1. Mai kommen, wenn die Politik ihre Hausaufgaben macht. Bildrechte: IMAGO / Christian Grube

Bus und Bahn Verkehrsunternehmen wollen Deutschlandticket zum Mai

24. Januar 2023, 22:51 Uhr

Die deutschen Verkehrsunternehmen machen Druck: Das Deutschlandticket könne von ihrer Seite aus kommen, teilt der Dachverband mit – der Ball liege nun im Feld der Politik. Anfangs brauche es auch den Verkauf von Papiertickets. Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens gibt sich derweil optimistisch: Die Länder hätten sich schon früh auf den April oder Mai als Starttermin verständigt, das könne man einhalten.

Die Verkehrsunternehmen drängen auf eine Einführung des Deutschlandtickets zum Mai. "Aus unserer Sicht kann es am 1. Mai losgehen", sagte der Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Ingo Wortmann, am Dienstag in Berlin. Dazu müssten aber die nötigen politischen Beschlüsse vorliegen – "der Ball liegt diesbezüglich beim Bundesverkehrsministerium". 

Vorverkauf für Deutschlandticket könnte im April starten

Nach Verbandsangaben könnte eine Info zum Start des Tickets im März an die Kunden rausgehen, der Vorverkauf dann im April starten. Allerdings brauche es zunächst übergangsweise eine Papierticket-Lösung: "Wir wären sonst zu Beginn nicht in der Lage, allen Menschen, die ein Ticket wollen, eines zu verkaufen", sagte Wortmann. Perspektivisch solle es dann eine bundesweit einheitliche Lösung mit Chipkarten oder Handytickets geben. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will ausschließlich ein digitales Angebot.

Aus unserer Sicht kann es am 1. Mai losgehen.

Ingo Wortmann Verband Deutscher Verkehrsunternehmen

Für die Einführung fehlen noch einige Voraussetzungen, wie der Verband erklärte. Diese lägen in der Verantwortung von Bund und Ländern: So fehle noch grünes Licht der EU-Kommission, die sich um die beihilferechtliche Prüfung kümmert, außerdem müssten eine bundesweite Tarifgenehmigung erfolgen und das Regionalisierungsgesetz angepasst werden, um die Zahlungsfähigkeit der Unternehmen zu sichern.

Verband rechnet mit mehr als 5 Millionen Neukunden durch Deutschlandticket

Der VDV schätzt, dass mit dem Deutschlandticket rund 5,6 Millionen Menschen erstmals ein Abo für den Nahverkehr abschließen könnten. Zudem geht der Verband von etwa 11,3 Millionen Fahrgästen aus, die von einem anderen Abo in das neue Angebot wechseln werden.

Jedoch sei es mit dem Ticket nicht getan: Das Angebot im Nahverkehr müsse ausgebaut werden, nur so könne der Verkehrssektor auch seine Klimaziele erreichen. Nötig seien nicht nur neue Straßenbahn- und U-Bahn-Projekte, sondern auch die Sanierung, Instandsetzung und der barrierefreie Ausbau der vorhandenen Infrastrukturen, forderte der Verband. 

Verkehrsministerin Hüskens: Deutschlandticket kann im Mai starten

Unterdessen zeigt sich Sachsen-Anhalts Verkehrsministerin Lydia Hüskens beim geplanten Starttermin für das 49-Euro-Ticket optimistisch. Die FDP-Politikerin sagte MDR AKTUELL, die Länder hätten sich schon relativ früh auf einen Start im April oder Mai verständigt. Aus ihrer Sicht könne dieser Termin auch gehalten werden. Hüskens verwies darauf, dass sich die Verkehrsbetriebe und die Verbünde noch abstimmen müssten. Damit das Ticket überall angeboten werden könne, brauche es technische Vorbereitungen.

Das Deutschlandticket für 49 Euro sollte ursprünglich zum Jahreswechsel eingeführt werden. Schnell zeichnete sich ab, dass dies nicht zu schaffen ist, der VDV prognostizierte bereits Ende November, es werde wohl Mai werden. Auch Verkehrsminister Wissing hatte gesagt, das Ticket solle spätestens ab Anfang Mai gelten. Die Vorbereitungen verlaufen bislang holprig – Verantwortliche in den Ländern und das Bundesverkehrsministerium machen sich gegenseitig für die Verzögerungen verantwortlich.

dpa/AFP/Reuters/MDR (jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 23. Januar 2023 | 18:19 Uhr

3 Kommentare

Nelke am 25.01.2023

Ob Gesundheitswesen, Pflege, Infrastruktur oder ÖPNV- jahrzehntelang wurde alles auf Profit und Sparen getrimmt, nun ist Erntezeit: Personalmangel, fehlende Ausstattung, geschlossene Arztpraxen, Krankenhäuser und Bahnstrecken. Meist wird viel versprochen und dann kommt es noch schlimmer als befürchtet, nur die Preis- und Abgabensteigerung läuft zuverlässig. Verspätungen, Zugausfälle, Zugunfälle, überfüllte Busse und Bahnen. Und die Einnahmeausfälle in Milliardenhöhe durch das großspurig "Deutschlandticket" genannte Konstrukt wird der Bund wohl kaum dauerhaft ausgleichen wollen. Man sollte die Vergünstigungen für die teuren Abgeordneten streichen (Fahrbereitschaft, kostenlos 1.Klasse Bahn fahren usw.) Und dann hinein in die Pendlerzüge. Vielleicht begreifen sie es dann.

weils so nicht unwidersprochen bleiben darf am 25.01.2023

Weg damit1 Am besten noch vor dem Start.

kleinerfrontkaempfer am 24.01.2023

Und die Kunden fragt keiner.

Mehr aus Politik

Mehr aus Deutschland