Ein schnell drehender Stromzähler
Energie könnte lange teuer bleiben Bildrechte: imago images/IlluPics

Knappe Ressourcen Scholz fürchtet lange Krise in der Energieversorgung

09. Juli 2022, 16:00 Uhr

Deutschland bereitet sich nach Angaben von Kanzler Scholz mit Hochdruck auf eine Krise in der Energieversorgung vor. Gleichzeitig geht der Kanzler davon aus, dass das Thema Energieknappheit "uns auf Jahre beschäftigen wird". Wirtschaftsminister Habeck befürchtet im Falle einer Unterversorgung eine Zerreißprobe für Deutschland. Es könne sein, dass das Gas aus Russland wieder fließe, es könne aber auch sein, dass gar nichts mehr komme.

  • Kanzler Scholz verweist auf den Bau von Pipelines und Flüssiggasterminals.
  • Wirtschaftsminister Habeck fürchtet im Falle einer Unterversorgung eine Zerreißprobe.
  • Bundesnetzagentur-Chef Müller schließt Mehrbelastungen von bis zu 3.000 Euro nicht aus.

Deutschland bereitet sich nach Angaben von Bundeskanzler Olaf Scholz auf eine Krise in der Energieversorgung vor. In einer Videobotschaft sagte der SPD-Politiker, die Regierung habe bereits viele Entscheidungen getroffen, um sich für eine Mangellage zu rüsten.

Dazu zählt Scholz zufolge unter anderem der Bau von Pipelines und Flüssiggasterminals. Auch der Ausbau erneuerbarer Energien erfolge mit einem Tempo, wie es Deutschland bisher nicht gesehen habe.

Nach Ansicht von Scholz werden die Maßnahmen gegen Energieknappheit auch über den kommenden Winter hinaus notwendig sein.

Scholz betonte gleichzeitig, auf lange Sicht werde es aber darum gehen, unabhängig zu werden vom Import von Öl, Kohle und Gas und den Anteil der erneuerbaren Energien auszubauen.

Habeck fürchtet Zerreißprobe

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte im "Deutschlandfunk", es könne sein, dass das Gas aus Russland wieder fließe, es könne aber auch sein, dass gar nichts mehr komme. Sollte das "Albtraum-Szenario" einer Unterversorgung eintreten, befürchte er eine Zerreißprobe in Deutschland. Das könne die gesellschaftliche Solidarität bis über die Grenzen hinaus strapazieren.

Auch der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnte vor einer "sozialen Zerreißprobe". Bewegungen wie die Gelbwesten in Frankreich seien auch in Deutschland möglich, sagte Fratzscher dem "Handelsblatt".

Die gegenwärtige Krise kann der letzte Tropfen sein, der das Fass der zunehmenden sozialen Spaltung zum Überlaufen bringt.

Marcel Fratzscher DIW-Chef

"Mehrbelastungen von bis zu 3.000 Euro möglich"

Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller sagte im "Focus", auch wenn Deutschland in keine Gasnotlage komme, bleibe das Gas teuer. Für eine Familie könne das schnell eine Mehrbelastung von 2.000 bis 3.000 Euro im Jahr bedeuten. "Da ist die nächste Urlaubsreise oder die neue Waschmaschine dann oft nicht mehr drin." Deutschland drohe eine Gasarmut.

Linke-Parteichef Martin Schirdewan forderte im Gespräch mit der Funke Mediengruppe eine gezielte Unterstützung einkommensschwacher Haushalte mit einem sozialen Klimabonus von 125 Euro pro Monat plus 50 Euro für jedes weitere Haushaltsmitglied.

Quellen: dpa (isc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 09. Juli 2022 | 14:00 Uhr

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