Energiepreise Studierende und Rentner warten auf Entlastungen

29. August 2022, 05:00 Uhr

Nicht erst seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die Energiepreise in Deutschland hoch. Doch seit Kriegsbeginn gehen die Preise für Strom, Gas, Öl und Benzin durch die Decke. Die Bundesregierung hat deshalb zwei Entlastungspakete beschlossen und plant ein weiteres. Studenten und Rentner beklagen, nicht genug berücksichtigt worden zu sein – und fordern Entlastungen im dritten Paket.

Nehmen wir mal an, Lisa und Reiner Schmitt sind ganz normale Durchschnittsrentner. Sie haben kein extra Einkommen. Und ein Auto haben sie auch nicht. Von den Entlastungspaketen 1 und 2 profitieren die beiden kaum: kein Tankrabatt, kein Kinderbonus, keine Pendlerpauschale, keine Energiepreispauschale. Ines Verspohl vom Sozialverband VdK wirft der Bundesregierung vor, die Rentner in den bisherigen Entlastungspaketen bewusst ausgeschlossen zu haben: "Rentner verstehen nicht, dass sie nach einem Leben voller Arbeit weniger haben, als jemand, der schon ein Leben lang Hartz IV bezieht." Das könne nicht die Lösung sein.

Ärgernis Energiepreispauschale

Lediglich das 9-Euro-Ticket können die Schmitts nutzen. Und von der Erhöhung des Grundfreibetrags profitieren sie, also von dem Teil der Rente, der komplett steuerfrei bleibt. Ines Verspohl empört vor allem, das Rentner von der Energiepreispauschale ausgeschlossen sind. Das sind 300 Euro. Die können sich nur Menschen mit Einkommen holen.

Es gibt für Rentner zwar einen Trick, an die Energiepreispauschale zu kommen. Der wäre: arbeiten. Ein einziger kleiner Minijob im Jahr reicht aus. Aber "das muss man ja erst mal hinkriegen, da hängt viel Bürokratie dran. Und man muss dann nachher eine Steuererklärung machen, wohingegen es die Arbeitnehmer einfach im September aufs Konto kriegen", sagt Ines Verspohl.

Auch der von der Bundesregierung verdoppelte Heizkostenzuschuss kommt nur bei wenigen Rentnern an, nämlich bei denen, die zugleich auch Wohngeldempfänger sind. Laut VDK haben aber nur 260.000 von 23 Millionen Rentnern einen Anspruch auf Wohngeld.

Studierende von Energiepreisen extrem getroffen

So wie die Rentner werden auch die Studierenden behandelt. Die Maßnahmen, die die Bundesregierung seit März auf den Weg gebracht hat, nützen ihnen nur minimal. Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks, befürchtet daher, dass viele Studierende im Winter in Existenznot geraten könnten: "Wir haben so 60, 70 Prozent von den Studierenden in Deutschland, die auf dem freien Wohnungsmarkt in Wohngemeinschaften und so weiter untergekommen sind. Die werden extrem stark getroffen von den steigenden Energiepreisen wegen der Gaskrise." Von daher müssten Studierende jetzt dringend bei künftigen Entlastungspaketen von der Bundesregierung berücksichtigt werden.

Das fordert auch der Sozialverband VdK für die Rentner. Vor allem die 300 Euro Energiepreispauschale müssten im nächsten Entlastungspaket enthalten sein. Wann das kommt und was es enthält, steht noch nicht fest. Das Wohngeld könnte steigen, noch mehr steuerliche Entlastungen könnten kommen. Wahrscheinlich kann das dritte Entlastungspaket nicht vor 2023 verabschiedet werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 29. August 2022 | 06:00 Uhr

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